„Aber du hast nicht losgelassen, du konntest bis zum heutigen Tag nicht loslassen." Keine Frage, eine Feststellung, er kannte mich inzwischen schon ziemlich gut. „Ja...also, nein, ich konnte nicht loslassen. Kann nicht...vergessen."
RM schaute kurz in die Ferne und dann wieder zurück zu mir: „Denkst du, du kommst heute damit zurecht?" Ich zuckte mit den Schultern: „Mehr oder weniger?" „Hmm...und zuvor?" Ein Seufzen entfuhr mir: „Nein, ich kam nicht zurecht, ich merkte sogar wie es schlimmer wurde..."
09.12.
Es war noch alles wie vorher. Die weiße Vertäflung und der Anbau mit der Steinfassade. Große, von außen verspiegelte, Panorama Fenster und der schöne gepflegte Vorgarten.
Ich stand an der gegenüberliegenden Straßenseite, als meine Mutter die aus Mahagoni gefertigte Haustür öffnete und den Müll raustrug. Mein Herz machte einen Sprung und Tränen der Freude stiegen in mir auf. „Eomma!", ich rief aus vollsten Hals, aber sie drehte sich nicht zu mir um, sondern schritt zurück zur geöffneten Haustür. Für einen Moment sah ich Jaehyun, meinen neunen Appa, durch den Flur gehend.
So schnell wie ich konnte, rannte ich über die Straße und ins Haus, Eomma schloss die Tür hinter uns und drehte sich somit zu mir um.
Sie hatte sich nicht verändert, die gleichen schwarzen glatten Haare, freundliche braune Augen und den Mund stets zu einem Lächeln verzogen.
Aber anstatt auf mich zu achten, ging sie an mir vorbei in Richtung Esszimmer. Jaehyun stand in der offenen Küche und machte gerade Spiegeleier, der Tisch war bereits zum Frühstück gedeckt. Appa sah auf, mich ignorierend und wandte sich zu Eomma: „Kannst du hochgehen und Yugyeom wecken, Schatz? Die Eier sind gleich fertig." Sie lächelte und nickte, während sie erneut an mir vorbei ging. „Hey", sagte ich laut, keine Reaktion. „Ich bin auch hier!" Ich fasste meine Mutter am Arm und für einen Moment sah sie mich an. Aus dem Augenwinkel, vernahm ich, wie auch Jaehyun in seinen Bewegungen inne hielt.
Ich blinzelte und plötzlich hatte sich die ganze Szene geändert.
Die soeben noch ins Fenster scheinende Sonne war verschwunden und die Lichtverhältnisse waren grau und dunkel.
Das Haus sah völlig alt und leer aus, so als würde es seit mindestens 20 Jahren leer stehen. Jegliches Holz war morsch geworden und die Dielen waren nun feucht und teilweise Moosbewachsen. Der eben noch vollständig bedeckte Esstisch war nun zerfressen von Holzwürmern und schimmelig.
Von Pflanzen war keine Spur mehr, überall standen nur noch die leeren Blumentöpfe oder einige mit eingegangenen Überresten. Ein Blick in die Küche zeigte mir, dass das ganze Geschirr auf den Boden lag. Zerbrochene Teller, verrostete Töpfe und zwischen ihnen erkannte man tote Maden, die sich an den längst verdorbenen Essen gelabt haben, bis sie starben.
Mir wurde schwindelerregend übel und ich stolperte ins Wohnzimmer. Das Sofa war schon lange weg, man konnte nur erahnen wo es stand, anhand der verblichenen Umrisse auf dem Laminat. Schubladen der Kommoden aufgerissen und leer. Alles war fort. Außer der Bilderrahmen, mehr als eigentlich im Zimmer standen, doch jetzt waren sie auf jeder Ablage rundum verteilt. Vorsichtig schritt ich an einen ran und beugte mich vor. Der Boden quietschte.
Das Bild hätte eigentlich mich und meine Familie im Nationalpark zeigen sollen, glücklich. Aber nun war ich nur noch allein auf dem Bild zu erkennen. Das Glas war an einigen Stellen gesprungen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich zum nächsten Bild sah. Wieder, kaputtes Glas und dahinter ich, allein.
Allein, auf meinen ersten Fahrrad, allein am Strand, allein mit einem Eis in der Hand, es war keine Familie mehr dort, die diese Augenblicke mit mir geteilt hat.

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Loving him. /Yoonmin
FanfictionIn unserer Liebesgeschichte wusste ich nicht, ob ich fliege oder falle. Ob Yoongi der Wind unter meinen Flügeln war, oder die Schwere , welche mich in die Leere zog. Aber eigentlich war es mir egal, denn ich war glücklich. -𝓤𝓹𝓭𝓪𝓽𝓮𝓼: 𝓜𝓸𝓷�...