Kapitel 2.1 - Die endlose Zerstörung der Leidenschaft

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Die endlose Zerstörung der Leidenschaft

Inzwischen war ein Tag seit dem Vorfall im Wald vergangen und zu Kains Freude hatte sich während seiner weiteren Reise nichts Besonderes ereignet. Ohne auf menschliches Leben zu treffen, verließ er zu Beginn des zweiten Tages den Wald. Sein weiterer Weg würde ihn über die Weite einiger Graslandschaften führen, bis er schließlich Schwalbenschlucht erreichte, in dem sein nächstes Opfer wohnte. Glücklicherweise musste Richard erst in zwei Tagen sterben, so besaß die Krähe genügend Zeit, um sein Ziel zu erreichen, trotzdem sollte er nicht trödeln.

In gemäßigtem Tempo setzte Kain seine Reise fort und bereits nach wenigen Stunden war er von der scheinbaren Unendlichkeit der Felder umgeben. Nur vereinzelt fanden sich Bäume und Büsche in der Landschaft wieder und spendeten ihm gegen Mittag kühlen Schatten. Während den letzten Tagen war das Wetter gleich geblieben, nur vereinzelt hatte sich der Himmel grau gefärbt und einen kurzen Schauer auf die Erde niedergelassen. Ansonsten war es klar geblieben, was seine Reise angenehm machte. Es gab Zeiten, in denen sich der Mörder durch schwere Unwetter schlagen musste. Damals hatte er sich verirrt und wäre beinahe einen Hungertod gestorben, auch wenn er letztendlich Glück gehabt hatte. Er war dankbar für das freundliche Gemüt der Natur.

Auch den letzten Teil seines Weges konnte Kain problemlos bestreiten und als die Nacht ein Meer an Sternen offenbarte, erblickte er in der Ferne die Lichter einer Stadt. Noch leuchteten sie schwach und zeigten kaum die einzelnen Umrisse der Häuser, doch je näher er kam, desto deutlicher wurden die einzelnen Bauten. Als er endlich die Stadt betrat, zeigte seine Uhr bereits nach Mitternacht, so beschloss Kain den Ort zu erkunden und nach einem Schlafplatz zu suchen. In der Dunkelheit erkannte er nicht viel, doch da Schwalbenschlucht eine bessere Verbindung zur Hauptstadt besaß, fand sich an der ein oder anderen Ecke eine Laterne, die ihr warmes Licht auf den Asphalt warf.

Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis Kain ein Gasthaus ausfindig machte, in dem er übernachten durfte, so konnte er sich erst spät zur Ruhe legen. Den Rest der Nacht verbrachte er friedlich schlafend auf einem Einzelzimmer im Obergeschoss eines Fachwerkhauses und erst am späten Morgen öffnete er seine Augen wieder. Die Sonnenstrahlen fielen gedämpft durch die weißen Gardinen, welche vor dem einzigen Fenster des Raumes hingen, und erleuchteten die Umgebung mit einem spärlichen Licht. Erst als Kain den Stoff zur Seite strich, brach das Licht in voller Stärke durch das Fenster. Von draußen drangen bereits die üblichen Geräusche eines Arbeitstages herein und als der Auftragsmörder durch die Glasscheibe blickte, bemerkte er den Marktplatz, auf dem sich bereits etliche Leute tummelten.

Ein Seufzen verließ seine Lippen, doch da er nur für eine Nacht bezahlt hatte, packte er seine Sachen und verließ das Zimmer. Er ging die Treppen hinunter, bedankte sich bei dem Eigentümer und verschwand in der Menge.

Schnell war er von einer Vielzahl von Geräuschen und Gerüchen umgeben, so beschloss Kain sich nach seinem Frühstück direkt zu seinem Opfer zu begeben. Um nicht aufzufallen, begutachtete die Krähe die Waren einiger Stände, darunter waren Fisch und Fleisch, aber auch Obst und Gemüse, das nicht nur aus Inido stammte. Schließlich gab er sich mit zwei Äpfeln und einer Scheibe Brot zufrieden und verschwand in einer Gasse, die abseits des Marktes lag. Angekommen, lehnte er sich gegen die Wand und biss von dem Apfel ab, während er nochmals die Informationen seines Auftrags durchging. Liz hatte ihm Straße und Hausnummer ihrer Wohnung beigelegt, so musste er nicht viel mehr tun, als den entsprechenden Ort zu finden.

Nach einigen Minuten hatte er es geschafft, das Haus seines Opfers ausfindig zu machen. Es war nur ein kleines Gebäude, dennoch besaß es genügend Platz, damit ein Ehepaar darin leben konnte. Die Fenster im Erdgeschoss waren verschlossen, doch da keine Gardinen den Einblick verhinderten, sah Kain unauffällig in das Innere der Wohnung. Der Raum war verlassen, allerdings brannte das Licht, weswegen er vermutete, dass jemand zu Hause war. Ansonsten erkannte er nur die Umrisse eines Tisches, der von mehreren Sesseln umgeben war. An der Wand dahinter fand sich ein Schrank, der allerlei Bücher und Gegenstände beinhaltete. Wie Kain bereits vermutete hatte, waren die Zynells nicht arm, trotzdem lebten sie auch nicht im Wohlstand. Dafür war die Gegend, in der sie wohnten, viel zu abgeschieden und trostlos.

Die blutrote KräheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt