☬ Der Frost auf den Federn ☬
Für eine Weile herrschte Stille. Niemand sagte etwas, während der Auftragsmörder langsam begriff, dass Lyra gekommen war, um ihn zu retten. Mithilfe ihrer Magie hatte sie Eis erschaffen und dieses nach ihrem Willen manipuliert, sodass die geformte Kälte zu einer tödlichen Waffe geworden war.
»Geht es dir gut?«, fragte die Göttin und warf ihm einen flüchtigen Seitenblick zu, um ihre Feinde nicht aus den Augen zu lassen. Dabei zückte sie ihr Schwert, das, wie Kain bereits vermutet hatte, aus reinem Eis bestand. Kalter Dampf entstieg der Konstruktion aus gefrorenem Wasser, trotzdem wirkte die Klinge scharf und gefährlich.
»Mir könnte es nicht besser gehen«, grummelte die Krähe und seine Mundwinkel zuckten nach oben. Auch wenn es an seinem Stolz kratzte, so erleichterte es ihn doch, dass die Kriegerin sein Leiden vernommen hatte. Zumal er sie so in Aktion erleben könnte.
»Eine Göttin«, murmelte Lepha, wobei sie mit ihrer hölzernen Hand über eine der Eissäulen fuhr. Ihre Haltung wirkte dabei nahezu ehrfürchtig.
»Das verkompliziert die Situation«, bemerkte Mariel trocken und senkte seine Lanze. »Uns ist es nicht erlaubt die Waffen gegen Götter zur richten.«
»Normalerweise«, verbesserte Raphael. »Aber zurzeit hat die Erfüllung unseres Auftrags die höchste Priorität. Wir dürfen sie lediglich nicht töten.«
Noch bevor die drei Puppen eine klare Einigung finden konnten, stürmte die Prinzessin auf sie zu. Mit ihrem Schwert vollführte sie eine Reihe von Hieben und Schnitten, sodass sie die Feinde mehr und mehr in die Verteidigung drängte. Obwohl sie zahlenmäßig unterlegen war, gelang es ihr den gegnerischen Angriffen auszuweichen und die Lücken in ihren Attacken schamlos auszunutzen.
Zuerst parierte sie Mariels Schlag, indem sie eine Wand aus Eis erschuf, die sich blitzschnell manifestierte. Der Speer prallte an der geformten Kälte ab, noch bevor er reagieren konnte, wobei der Stahl lediglich einen kleinen Kratzer hinterließ. Wenngleich hinter seinen Angriffen große Stärke lag, so vermochten sie doch nicht das massive Eis zu durchbrechen.
Durch ihren Zauber besaß Lyra genügend Zeit, um Lephas Stichen auszuweichen. Dem ersten Hieb entkam sie, indem sie sich zur Seite abrollte und somit gleichzeitig Raphaels rotierenden Klauen entfloh, die eine Unmenge an Erde aufwirbelten, kaum versenkten sie sich im Boden.
Sofort nutzte die Kriegerin ihre Chance und im Bruchteil einer Sekunde stürmte eine Welle auf die Marionette in Grün zu. Das Wasser entsprang dort, wo ihr Schwert die Luft teilte, während der Äther kurz aufglomm. Die Flüssigkeit stürzte auf die Puppe zu und drückte sie unter ihrem gewaltigen Gewicht zu Boden. Panisch schnappte der Junge nach Luft, eher aus Reflex, als dass er tatsächlich Sauerstoff benötigte.
Zeitgleich fasste Mariel das Kampfgeschehen wieder auf, woraufhin sich Lyra unter einem Stoß hinweg ducken musste. Dabei stoppte sie Lepha, indem sie zwei Eiszapfen aus dem Boden sprießen ließ, die ruckartig in die Höhe schossen und die Kraft besaßen, den hölzernen Körper der Marionette mühelos zu zertrümmern. So war sie gezwungen mit weiten Sprüngen Distanz zwischen ihnen zu gewinnen.
Schließlich standen sich Lyra und Mariel in einem kurzweiligen Duell gegenüber, der von einem wilden Schlagabtausch gezeichnet war. Das Klirren ihrer Waffen schallte über den Platz, während kleine Funken zu Boden regneten. Immer und immer wieder traf Eis auf Stahl, wobei die Wassermassen, die im Hintergrund Raphael im Schach hielten, allmählich abnahmen. So gelang es dem Jungen in Grün sich zu befreien. Sein Umhang hing triefend von seinem Körper und das Holz, aus dem er angefertigt worden war, hatte sich durch das Aufsaugen der Flüssigkeit dunkel gefärbt.
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Die blutrote Krähe
Fantasy»𝐾𝑟𝑎̈ℎ𝑒𝑛 𝑤𝑖𝑠𝑠𝑒𝑛, 𝑤𝑖𝑒 𝑒𝑠 𝑖𝑠𝑡, 𝑢̈𝑏𝑒𝑟 𝐿𝑒𝑖𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑧𝑢 𝑔𝑒ℎ𝑒𝑛.« Das Land Inido wird durch die Zwillingsgötter Lyra und Arthur gespalten. Während Arthur allmählich dem Wahnsinn verfällt und die Herrschaft des gesamten Kontine...