21.02.2019 - Jan

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Tim, mein bester Freund, hatte mich lange überreden müssen, aber heute ist es soweit. Wir werden unser erstes YouTube-Video hochladen. Nachdem die Galileo-Reportage über Tourette, bei der ich Teil war, meine Krankheit angesprochen hat, kamen bei den Zuschauern noch einige Fragen auf, die wir in einem kurzen FAQ beantworten wollten. Ich war von dieser Idee zwar nicht von Anfang an begeistert, wer schaut sich schon gerne Videos über eine Krankheit an, aber Tim meinte, wir hätten ja nichts zu verlieren. Gestern haben wir uns dann getroffen und das Video aufgenommen. Eine ungewohnte Situation, auch für Gisela, mein Tourettesyndrom. Ein einfacher Clip, gefilmt mit dem Smartphone. Tim hat sich bereit erklärt, den Schnitt zu übernehmen und einen YouTube-Kanal einzurichten. „Gewitter im Kopf" - ein passender Name, dass fand ich schon damals als meine Lehrerin so das Tourette beschrieben hat.

Heute Abend ist es dann soweit. Das Video geht online. Auch wenn ich nicht damit rechne, dass sich viele unser Video anschauen werden, etwas nervös bin ich dann doch. Was Gisela nur noch aktiver macht...

Mein Plan für heute: Nachher gehe ich zu Tim damit wir gemeinsam das Video online stellen können, anschließend feiert er noch seinen Geburtstag, wo wir gemeinsam hin fahren.

Ich ziehe mich noch schnell um und hole mein Handy, dann verlasse ich meine Wohnung. Ich wohne seit einiger Zeit alleine, Tim noch bei seinen Eltern. Ich fahre mit dem Fahrrad zu ihrem Haus, da ich aufgrund meiner Epilepsieerkrankung keinen Führerschein machen darf. Dort angekommen schließe ich mein Fahrrad an und klingle. Tims Mutter öffnet mir die Tür. „Hallo Jan, wie geht es dir?" „Gut, du siehst heute wieder mal besonders hässlich aus! Tschuldigung." „Ach, das bin ich doch schon gewöhnt. Du möchtest sicherlich zu Tim. Er ist oben in seinem Zimmer." „Ich gehe dann mal zu ihm. Fotze!"

Als ich die Treppe hoch laufe, bin ich mal wieder dankbar, dass die Menschen um mich herum Gisela gelassen nehmen. Oben angekommen klopfe ich kurz an, bevor ich die Tür öffne. „Du klopfst auch nur sporadisch. Ich hätte auch ‚beschäftigt' sein können.", begrüßt mich Tim lachend. Gisela erwidert mit anzüglichen Geräuschen und wir müssen beide lachen. Ich setze mich neben Tim an seinen Schreibtisch und schaue auf den Laptop vor ihm. „Und bereit YouTube-Star zu werden?", fragt mich Tim noch lachend. Ich versuche zu nicken, Gisela scheint jedoch anderer Meinung zu sein: „Nein!" „Ich weiß noch nicht ganz, was ich die Informationsbox schreiben soll. Hast du eine Idee?" Ich kenne mich mit YouTube nicht ganz so gut aus und zucke nur unschlüssig mit den Schultern. „Was schreibt man den sonst so dort rein?" „Um was es im Video geht und verlinkt manchmal noch andere Leute." „Schreib vielleicht sowas wie: Der Tim kann nicht schreiben! Nein, sowas nicht. Sondern vielleicht: In meinem ersten Video gehe ich auf Kommentare unter meinem Galileo Beitrag ein. Dafür haben Tim und ich Kommentare ausgesucht, die uns besonders auffielen. Diese versuche ich in diesem Video zu beantworten." „Das klingt gut. Das nehme ich direkt so." Während Tim am Laptop weiter arbeitet, versuche ich den meine Tics unter Kontrolle zu halten, was natürlich, wer hätte es gedacht, so gut wie gar nicht möglich ist. „Ich beiße dich!", äußert Gisela und ich merke, wie ich mich rüber beuge und meine Zähne in Tims Sweatshirt vergrabe. „Aua!", erwidert dieser und versucht mich zu kitzeln, damit Gisela aufhört. Als der Tic zu Ende ist, lächle ich zaghaft. Meine Mitmenschen tun mir manchmal leid. Sie müssen mich ständig ertragen. „Hoffentlich hört das Beißen bald auf." meint Tim. Ich überlege kurz über seinen Arm zu streichen, da der Biss sicherlich wehgetan haben muss, aber bisher hatte ich, dass noch nicht gemacht und Tim würde sicherlich seltsam schauen. Stattdessen frage ich: „Wie lange brauchst du noch? Dann kann ich dich in den Arsch ficken!" „Bin jetzt fertig." Tim dreht den Laptop zu mir. „Möchtest du das Video veröffentlichen?" „Nein! Gerne." Ich fahre mit dem Cursor auf ‚online stellen' und klicke. Tim legt seinen Arm um mich und drückt mich kurz an sich, dann sagt er: „Wir müssen los. Schließlich sollte das Geburtstagskind nicht zur eigenen Party zu spät kommen." 

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So, dass ist meine erste Geschichte auf dieser Plattform (also bitte nehmt mich nicht zu hart ins Gericht). 

Ich hoffe euch gefällt mein Ansatz. Ich werde versuchen einigermaßen regelmäßig, die Teile zu veröffentlichen, kann aber nichts garantieren. Gerne könnt ihr auch Verbesserungsvorschläge äußern, oder Ideen was noch so passieren soll. 

Ich bin noch unzufrieden mit dem Titel der Geschichte und der Art der Überschrift der Kapitel. Habt ihr kreative Ideen?

Liebe Grüße

Gewitter im Kopf - FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt