30.10.2019 - Jan

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Langsam weiß ich echt nicht mehr, woran ich bei Tim bin. Schon fast zwei Monate ist es her, dass er mir gestanden hat, dass er mehr für mich empfindet als pure Freundschaft. Schon fast zwei Monate, in denen wir quasi zusammen wohnen. Schon fast zwei Monate, die von Berührungen aller Art geprägt sind, Umarmungen, Streicheleinheiten und Küssen.

Am Anfang war noch alles so frisch und unbekannt und wir mussten uns erst an diese neue Nähe gewöhnen. Aber jetzt will ich einfach nur noch wissen, ob wir eine gemeinsame Zukunft haben. Ich will es offiziell machen, mit ihm zusammen sein, ihn meinen festen Freund nennen.

Langsam verfliegt die anfängliche Verliebtheit, diese extrem Aufregung, wenn wir zusammen sind. Sie etwas viel größerem gewichen. Einem Gefühl, das ich nicht beschreiben kann, aber es erfüllt mich sobald Tim bei mir ist. Geborgenheit, Vertrauen, innerer Frieden, Ganzheit... um nur ein paar Dinge zu nennen. Kurz gesagt Liebe. Ja, ich liebe Tim! Und trotzdem weiß ich nicht, wie es jetzt weiter gehen soll.

Ich hole mein Handy raus und schreibe Sina an. Sie hat mir schon mal geholfen und weiß, was der aktuelle Stand ist. Glücklicherweise hat sie spontan direkt Zeit und wir verabreden uns in unserem Stammlokal. Ich gehe rüber zu Tim und stelle mich hinter ihn, um über seine Schulter schauen zu können. „Was ist das denn da für ein Clown?", beleidigt Gisela erstmal das Bild von Tim, das auf seinem Laptop zu sehen ist. „Hey Gisela!" „Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich mich mit Sina treffe. Wir hatte heute ja nichts vor, oder?" „Ne, außer wir haben es beide verpeilt.", antwortet Tim lachend, „Ich mache noch das Video fertig und dann schaue ich mal, was ich noch mache. Weißt du schon wann du zurück kommst?" „Gar nicht! Ne, aber könnte länger dauern, du kennst uns ja. Wir vergessen immer etwas die Zeit." „Ja passt, schreib mir einfach, wenn du es ungefähr weißt, dann können wir ja noch weiter überlegen, was wir heute Abend machen." „Ja geht klar.", stimme ich ihm zu. Dann beuge ich mich runter und küsse ihn kurz auf die Wange. „Bis später!", rufe ich ihm noch zu bevor die Wohnungstür hinter mir ins Schloss fällt.

Eine Viertelstunde später sitze ich bereits in dem kleinen Café und warte auf Sina. „Hey Jan! Wie geht's?", begrüßt sich mich überschwänglich während wir uns umarmen. „Hallo, du Schlampe! Seit dem du hier bist, geht es mir beschissen! Mir geht's super, und dir? Eigentlich interessiert es mich gar nicht!" „Ebenfalls gut!", antwortet sie lachend. Wir bestellen uns jeweils unseren Lieblingskaffee und unterhalten uns einfach. Sie erzählt mir von ihrem Studium und ich ihr von unserem Merch. Irgendwann fragt sie dann plötzlich: „Du klangst vorher so als ob du über irgendwas wichtiges sprechen willst, und ich dir wahrscheinlich einen Rat geben soll, oder?" „War das so offensichtlich?", sage ich grinsend. „Also um was gehts? Immer noch Tim oder seid ihr mittlerweile weiter?" „Immer noch Tim", antworte ich schüchtern lächelnd. „Wie lange soll das denn noch so weiter gehen? Ihr zerstört eure Beziehung bevor sie angefangen hat, das kann doch nicht euer Ernst sein, oder?" „Nein, so soll es auch nicht weiter gehen. Diese ewige Unsicherheit bringt mich um. Ich liebe ihn, aber ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll, oder überhaupt?" „Also irgendwann wirst du es ihm sowieso sagen, so viel steht fest. Aber ich verstehe deine Angst, dass er deine Gefühle nicht im gleichen Ausmaß erwidert." „Ja ich hasse ihn! Und dich auch! Und was soll ich jetzt machen?" „Also reden wäre die einfachste Lösung, aber ich weiß ja, dass ihr nicht so die Kandidaten für einfache Lösungen seid. Deshalb hätte ich noch einen zweiten Vorschlag. Eure, sagen wir mal, Lovestory ist ja nicht normal, weil ihr euch schon so lange kennt und beste Freunde seid und ihr im Prinzip 24/7 aufeinander hängt. Aber ihr könntet zum Beispiel zumindest mal auf ein richtiges Date gehen. Du könntest ihn zumindest mal Fragen. Der Vorteil wäre, dass du ihm indirekt zeigst, dass du es ernst meinst und gleichzeitig bietest du ihm die eher unwahrscheinliche Möglichkeit, Nein zu sagen und damit ebenfalls einen klaren Standpunkt zu vertreten." Ich folge ihren Ausführungen und kann ihre Argumentation vollkommen nach voll ziehen. Bei ihr klingt alles so logisch und leicht, aber schon bei dem Gedanken daran es wirklich umzusetzen wird mir mulmig. „Ich überlege es mir und danke für deine Tipps. Sie waren wie immer scheiße!"

Wir reden noch ein wenig weiter, bis wir uns irgendwann verabschieden und ich mich auf den Heimweg mache. In meinen Gedanken erstelle ich eine Pro und Contra Liste für ihren Vorschlag.


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Für alle die morgen wieder Schule haben kommt heute noch ein Kapitel!

Welchen Ratschlag würdet ihr Jan geben? Bzw, was haltet ihr von Sinas Idee?

Liebe Grüße und einen guten Start in die kommende Woche

Gewitter im Kopf - FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt