12.12.2019 - Tim

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Völlig aufgedreht schmeiße ich mich auf mein Bett in meinem alten Kinderzimmer. Mittlerweile wohne ich ja quasi schon bei Jan, aber immer mal wieder verbringe ich eine Nacht wieder bei meinen Eltern. Meistens liegt es daran, dass ich irgendwas vergessen habe oder für ein Video irgendwas downloaden muss und ich bei meinen Eltern einfach besseres Internet dafür habe.

So auch heute Abend, aber mein Herz schlägt immer noch so schnell, dass ich ganz sicher kein Auge zu bekommen werde. Das will ich auch gar nicht. Lieber lasse ich die vergangenen Stunden noch mal Revue passieren und speichere sie ganz tief in mir ein, damit ich sie nie vergesse.

Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere. Ich habe bei Jan gepennt und morgens mussten wir uns erstmal aus dem Bett quälen. Gisela hat mich fleißig beleidigt und dann beschlossen, dass ich stinken würde und mich mit einem Glas Wasser geduscht. Nach dem Frühstück habe ich das nächste Video geschnitten, während Jan organisatorische Sachen erledigt hat. Am Nachmittag sind wir dann zu Aaron gefahren. Gemeinsam sollten wir zwei Werbevideos für Joyn drehen. Ich war ganz froh, dass Aaron dabei war, weil ich mich irgendwie unwohl gefühlt habe Werbung zu machen.

Mir fällt es bei jedem Dreh schwerer nicht irgendwelche beiläufigen Berührungen zu haben. Es ist jetzt nicht so, dass ich ihn die ganze Zeit Küssen möchte, okay das auch, aber manchmal passiert es, ohne das wir beide es wirklich mitbekommen, dass ich mein Hand auf sein Bein gelegt habe, oder meinen Arm um ihn. Gesten, die an sich nicht auffällig sind, aber für unsere Skipper gefundenes Fressen und wenn sie häufiger auftreten, doch sehr eindeutig sind. Jan fällt das Ganze etwas leichter, weil er kein Mensch ist, der sehr viel Körperkontakt sucht. Immer wieder muss ich beim Schneiden darauf achten die eine oder andere Berührung zu entfernen. Als ich mit Jan darüber gesprochen habe, sind wir beide zu dem Schluss gekommen, das wir Anfang des nächsten Jahres unsere Beziehung veröffentlichen werden, damit wir den Spekulationen ein Ende setzen und nicht mehr so penibel darauf achten müssen, wie wir uns verhalten.

Nachdem Dreh mit Aaron sind wir noch gemeinsam was Essen gegangen. Natürlich ist auch Aaron aufgefallen, dass wir uns anders verhalten. Mit seiner direkten Art hat er natürlich gefragt: „Jan, willst du mir eigentlich verraten, in wen Tim verknallt ist?" Da Jan nicht so wirklich wusste, was er darauf antworten sollte, meinte ich: „Warum meint jeder, dass ich verliebt aussehe?" „Ach ich bin nicht der Erste, dem das auffällt? Ist denn was dran?" Unter dem Tisch habe ich nach Jans Hand getastet und als ich sie gefunden hatte, habe ich unsere Finger mit einander verschränkt. Kurz schauten wir uns an. „Also wenn du so lange nachdenken musst, ob und in wen du verliebt bist...", deutete Aaron an. Ich wusste, dass er mich nicht mit seiner Fragerei in Ruhe lassen würde, solange ich ihm keine gescheite Antwort geben würde. Das Problem war bloß, dass ich absolut nicht lügen kann. Wir mussten also zwangsläufig die Wahrheit sagen und im Prinzip wäre das ja auch keine große Sache, da er es sowieso bald erfahren würde. Ich wollte ihm also die Wahrheit erzählen. Ich schaute Jan an und fragte ihn: „Kann ich ihm..." „Ja kannst du. Er gibt doch sonst keine Ruhe.", fiel er mir schmunzelnd ins Wort. Ich war froh, dass er einverstanden war und hob unsere verschränkten Hände über die Tischplatte. „Ihr beide?", fragte Aaron überrascht, bevor er meinte: „Na gut so überraschend ist es jetzt eigentlich nicht. Es hätte mir schon früher auffallen müssen, so wie ihr euch verhaltet." Wir ließen uns noch von ihm versprechen, dass er es niemandem weitererzählt, weil wir das gerne selber machen würden und anschließend löcherte er uns noch mit tausend Fragen, wie wir zusammen gekommen sind, die wir nur halb beantworteten.

Auf dem Heimweg, haben wir dann die Nachricht bekommen, dass es doch schön wäre, wenn im Musikvideo zu unserem Song auch ein paar ältere Videoausschnitte zu sehen sind. Da ich das Videomaterial bei meinen Eltern auf der externen Festplatte gespeichert habe, beschloss ich dann wehmütig, dass ich diese Nacht wohl bei meinen Eltern schlafen würde, um die Ausschnitt rauszusuchen und zu verschicken.

Ich fuhr also zu Jan, um ihn abzusetzen und wollte danach eigentlich sofort weiterfahren, da ich wusste, wenn ich jetzt aussteigen würde, heute nicht mehr losfahren würde. Ich parkte am Straßenrand vor Jans Wohnung und dann passierte das wohl Schönste der Welt.

Wir umarmten uns zum Abschied und als wir uns lösten verhakten sich unsere Blicke in einander und keiner von uns konnte sich abwenden. Dann sagte Jan völlig unerwartet: „Ich liebe dich." Diese drei kleinen Wörter, die so viel bedeuten. Vor allem aus Jans Mund. Noch nie habe ich ihn zu irgendjemanden ,Ich liebe dich' sagen hören, weswegen es mir noch umso mehr bedeutet. Dass ich wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt habe, ist selbsterklärend. Und ich antwortete: „Ich dich auch.", bevor ich ihn zu mir gezogen habe und küsste. Danach ist er wortlos ausgestiegen und in seiner Wohnung verschwunden und ich habe ihm nachgesehen und konnte auch noch lange den Blick nicht von der Tür, die hinter ihm ins Schloss gefallen ist, abwenden. Viel zu unerwartet war dieses wunderschöne, kleines Liebesgeständnis von ihm gekommen.

Und jetzt liege ich hier in meinem Bett und bin viel zu aufgedreht, um gescheit arbeiten zu können und viel zu wach, um jetzt schon zu schlafen.


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Irgendwie dachte ich, dieses Kapitel schon veröffentlicht zu haben, aber gut, dann gab es das jetzt halt zum Sonntagmorgen 😂

Wie fandet ihr das Kapitel, war ja mal so als Rückblick geschrieben?

Schönen Sonntag und liebe Grüße 

Gewitter im Kopf - FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt