🔵 02.09.2019 - Tim

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Zwei Stunden lang haben wir über neue Projekte geredet, wie zum Beispiel Merch, Werbekooperationen und Kollaborationen mit anderen YouTubern, mit denen wir privat noch keinen Kontakt aufnehmen konnten. Jan war währenddessen nicht wirklich anwesend und hat über irgendwas nachgedacht. Gerne hätte ich ihn einfach zu mir gezogen wie letzte Nacht und ihn gefragt was ihn beschäftigt, aber vor Alice sollten wir vielleicht ein gewisses Grad an Professionalität bewahren. Nach der Besprechung ist Jan sofort aufgestanden und rausgegangen. Jetzt suche ich ihn, weil ich wissen will was mit ihm los ist.

Ich finde ihn draußen im Schatten eines Baumes sitzend. Er hat den Rücken zu gewendet und ich stelle mich hinter ihn. Vorsichtig lege ich meine Hände auf seine Schultern und massiere ihn leicht. Als er mich bemerkt steckt er schnell sein Handy weg. „Geheimnisse?" „Ne, ich hab bloß mit Sina geschrieben und meiner Mutter mal wieder ein Lebenszeichen von mir gegeben." „Du warst vorhin so abwesend. Ist irgendwas?" „Ja, dein Gesicht stört und ich habe überlegt wie ich dich am besten umbringe! Es ist nichts wichtiges, wobei eine Frage hätte ich doch." „Was?" „Tina schaut mich beziehungsweise dich die ganze Zeit so wissend an. Hat das irgendwas zu bedeuten? Habt ihr gestern irgendwie über mich gesprochen?" Na toll, was soll ich da jetzt bitte schön antworten? Danke Mama, musste das wirklich sein? „Ich glaube sie ist irgendwie zurzeit seltsam drauf, ist mir nämlich ich schon aufgefallen..." „Tim! Jan! Wollt ihr mit in die Stadt? Wir würden kurz einkaufen gehen und anschließend noch an den Strand" Ich strahle Jan an, Strand ist jetzt genau das, was ich brauche. „Du Tim ich würde hier bleiben und mit Sina telefonieren, aber du kannst gerne mit deinen Eltern mitgehen." Sofort werde ich wieder trauriger. Vielleicht sollte ich auch hier bleiben? „Tim, du willst an den Strand, also geh auch! Du musst nicht wegen mir hier bleiben, außerdem bin ich doch eh beschäftigt." Eigentlich will ich nicht ohne Jan irgendwo hingehen, aber hier einfach rumzusitzen ist auch doof. Ich überwinde mich und löse mich von Jan, um zu meinen Eltern zu gehen. „Viel Spaß dir", kommt ehrlich von Jan. „Richte Sina schöne Grüße von mir aus", sage ich noch.

Schon auf der Autofahrt fällt mir auf, dass es der erste Moment seit über einer Woche ist, das ich etwas ohne Jan mache. Den kompletten Urlaub hingen wir zusammen ab und haben alles gemeinsam gemacht. Ich fühle mich irgendwie leer ohne ihn und vermisse ihn auf eine seltsame Art und Weise, obwohl wir uns noch vor fünf Minuten gesehen haben.

Ich liege mit meiner Mutter am Strand. Mein Vater muss schnell die Milchprodukte in unser Ferienhaus bringen, weil wir nicht mitgedacht haben und zuerst einkaufen waren und keine Kühltasche dabei hatten.

„Du bist dir sicher, dass zwischen dir und Jan nichts ist?", bricht meine Mutter die angenehme Stille. Nicht schon wieder dieses Thema. „Ja" „Das sah heute morgen aber ganz anders aus. So eng aneinander gekuschelt schlafen ja noch nicht mal dein Vater und ich und wir sind seit 25 Jahren verheiratet." „Na und, wir kuscheln halt gerne, spricht irgendwas dagegen?" „Nein, das will ich auch gar nicht sagen." Ich schweige, diese Diskussion wird sowieso zu nichts führen, also kann ich es auch gleich lassen. „Du blickst es wirklich nicht, oder?" „Was blick ich nicht?" Ich bin verwirrt welchen Teil des Gesprächs habe ich jetzt gerade nicht mitbekommen? „Bestes Beispiel für Liebe macht blind..." „Mama, was willst du mir sagen?" Ich verstehe nur noch Bahnhof. „Eigentlich wäre es besser, wenn du von selbst drauf kommst..." „Worauf?" In mir bahnt sich das ungute Gefühl an, dass das Ganze hier nicht gut enden wird.

„Tim, du bist über beide Ohren in Jan verknallt!"

„Nein, niemals!", verteidige ich mich automatisch, aber tief in mir drin, stimmt eine leise Stimme meiner Mutter zu. Nein, das kann nicht wahr sein! Wir sind doch beste Freunde, man kann sich doch nicht in seinen besten Freund verlieben! In mir entfacht sich ein Krieg zwischen meiner Vernunft und meinem Herz, welches immer mehr Anhänger gewinnt. Plötzlich prasseln so viele Erinnerungen auf mich ein, so viele Momente, die für die Aussage meiner Mutter sprechen, so viele Dinge, die ich entweder ignoriert habe oder zu unserer Freundschaft gezählt habe. Ja, eigentlich war es mir von Anfang an bewusst gewesen, ich hatte es bloß gekonnt verdrängt und in die hinterste Schublade gedrängt. Und eben genau dieses hat meine Mutter gerade gewaltvoll geöffnet und ihren gesamten Inhalt vor mir ausgeschüttet. Wie konnte ich nur so blind sein?

Ein Glücksgefühl durchströmt mich, da ich endlich weiß, was mit mir los ist. Doch mit der Erkenntnis kommen auch die ganzen Sorgen. Was ist mit Jan? Fühlt er genauso wie ich? Oder sieht er nur eine innige Freundschaft? Was ist mit unserer Freundschaft? Kann ich mich mit dieser Beziehung zufrieden geben, wenn ich weiß, dass er mir so viel mehr bedeutet. Tröstend nimmt mich meine Mutter in den Arm. „Tim, es wird alles gut. Mach dir keine Sorgen!"


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So jetzt ist es raus, Tim ist verliebt, wer hätte es gedacht... 😂😂 

Schreibt mir mal gerne, was ihr von meinem aktuellen Schreibstil haltet und was ich vielleicht verbessern könnte! 

Liebe Grüße 

Gewitter im Kopf - FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt