22.11.2019 - Jan

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Schon allein der Gedanke daran, dass Tim mich mit Herzchen eingespeichert hat, bringt mich zum Grinsen, während wir weiter durch die Stadt laufen. Die Wolken sind zugezogen und ein kalter Wind hat sich breit gemacht. Trotzdem ist mir nicht kalt. Auch wenn ich nur seine warme Hand halte, reicht das aus meinen ganzen Körper zum Glühen zu bringen.

Unser Weg führt uns in einen ziemlich verlassenen Park. Nur vereinzelt sind Spaziergänger und spielende Hunde zu. sehen. Den meisten ist es draußen wahrscheinlich zu ungemütlich. Durch die kahlen Bäume kann man schon von weitem ein älteres Gebäude sehen.

„Weißt du, was das dort drüben ist?", frage ich Tim. „Keine Ahnung. Wir können ja mal rübergehen und nachschauen.", schlägt Tim vor.

Neben der Eingangstür befindet sich eine Informationstafel, auf der steht, dass das Gebäude der Palast der Künste ist, welcher im Rahmen der Weltausstellung 1905 gebaut wurde. Heute befindet sich dort zum einen das Kunstmuseum und zum anderen das Zentrum für internationale Ausstellungen. „Sollen wir mal rein gehen? Dann können wir uns auch etwas aufwärmen.", meint Tim und ich nicke zustimmend. Wir betreten die Eingangshalle und dummerweise ist das erste, was mir ins Auge sticht, die ganzen Feuerlöscher an den Wänden. Sofort merke ich, wie Gisela sich regt und ich versuche mit aller Kraft dagegen zu halten. Plötzlich stellt sich Tim direkt in mein Sichtfeld, legt seine Arme um mich und zieht mich eng an sich. Leise sagt er: „Das lassen wir mal schön bleiben, Gisela" „Danke", erwidere ich ebenfalls flüsternd. Wir bleiben noch einen kurzen Moment so stehen und ich genieße die Wärme, die von ihm ausgeht. Dann löst er sich etwas von mir, um mich anschauen zu können. „Geht es wieder?" „Solange ich keinen sehe schon, lass uns einfach schnell durch diesen Raum gehen, in der Ausstellung sind dann bestimmt weniger." „Wie du meinst", dann löst er sich ganz von mir und zieht mich hinter sich her in die Ausstellung.

Weitere unangenehme Zwischenfälle blieben zum Glück aus und wir konnten in Ruhe die Gemälde betrachten. Ich gebe es zu, so mega atemberaubend war keines davon und wir konnten relativ schnell durch die Räume gehen. Wir sind bereits im letzten Ausstellungsraum, als mir ein Bild ins Auge sticht. Es ist anders und passt nicht zu den expressionistischen Gemälden. Wahrscheinlich ist es auch aus einer völlig anderen Epoche. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie ist dieses Bild faszinierend, dabei ist eigentlich gar nichts spannendes darauf zu sehen. Ich betrachte noch nachdenklich das Bild, als sich plötzlich zwei Arme von hinten um mich legen. Sofort wandert meine Aufmerksamkeit von dem Bild zu der Person hinter mir. Sein warmer Atem, der meinen Hals streicht, sorgt bei mir für eine Gänsehaut. Die sich noch verstärkt, als er anfängt zu reden und seine Lippe ganz leicht meine Haut berühren. „Das ist ein schönes Bild.", stellt er fest, „Aber es passt eindeutig nicht zu den anderen, deshalb ist es wahrscheinlich auch erst hier hinten." Ich nicke nur stumm, weil mich wie so oft Tims plötzliche Nähe völlig aus der Bahn wirft. Zu allem Überfluss haucht er mir dann noch einen Kuss auf den Nacken, bevor er sich löst und den Ausgang ansteuert. Ich bleibe überfordert stehen und koste das Gefühl von eben noch aus, als mich Tim aus meiner Starre reißt. „Kommst du?" Schnell gehe ich zu ihm, bemerke dabei wie er wissend grinst, was mich auch zum Grinsen bringt.

Nachdem wir uns noch ein paar belgische Pommes gegönnt haben, machen wir uns auch schon wieder auf den Heimweg. Ich merke, dass mich langsam die Müdigkeit überkommt und Gisela immer stiller wird. Die Treppenstufen waren eindeutig zu viel Sport heute. Dazu kommt, dass mir Tim seit einigen Minuten meine Hand hält und mir seinem Daumen beruhigend über den Handrücken streicht. Schlussendlich schlafe ich tatsächlich im Auto ein.

Ich wache wieder auf, als wir gerade wieder in Bonn ankommen. Tim hält vor meiner Wohnung und dreht sich zu mir. „Ach du bist schon wach? Ich dachte du schläfst noch und ich könnte dich jetzt so richtig fies wecken." „Tja, Pech gehabt.", gebe ich nur müde von mir, dann steige ich aus. Ich bleibe auf dem Gehweg stehen und drehe mich zu Tim um, der ebenfalls stehen ausgestiegen ist. „Also ich würde jetzt noch heimfahren. Ich hoffe du hast nichts dagegen." Natürlich habe ich was dagegen, aber ich weiß auch, dass er wegen den täglichen Videos extrem viel schneiden muss und gerade jede freie Minute dafür opfert. „Schon okay", gebe ich deshalb traurig von mir, „Wir sehen uns dann ja am Dienstag wieder." Kurz schaut Tim verwirrt, als ob er nicht wüsste wo von ich rede, dann scheint es ihm aber wieder einzufallen und lächelt. Manchmal ist er schon etwas vergesslich stelle ich lächelnd fest. Dann lege ich meine Hände in seinen Nacken und ziehen ihn zu mir runter, um ihm einen Abschiedskuss zu geben. Er legt gleichzeitig seine Arme um meine Hüfte und drückt mich so fest an sich, dass ich das Gefühle habe, dass er mich am liebsten nie wieder loslassen würde.

Über uns der dunkle Himmel, der fade Schein einer Straßenlaterne, die kalte Winterluft und mittendrin stehen wir eng umschlungen. Am liebsten würde ich diesen Moment für die Ewigkeit einfrieren und immer wenn es mir schlecht gehen sollte, würde ich ihn wieder rausholen und mich daran erinnern wie unendlich glücklich ein Mensch sein kann. 


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Herzlich Willkommen zur Lesenacht anlässlich der 50k Reads!! 

Ich versuche ab jetzt jede Stunde ein Kapitel hochzuladen (um 21 Uhr könnte es schon schwierig werden, weil ich Autofahren werde und Handy am Steuer gar keine gute Idee ist).

Vielleicht werde ich auch mal eins zur halben Stunde hochladen je nachdem wie ich und ihr Lust habt.

Ich freue mich, dass ihr dabei seid und kommentiert fleißig alles was euch zur Story einfällt!

Liebe Grüße 

Gewitter im Kopf - FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt