15.07.2019 - Jan

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Es ist schon fast wieder ein Monat, seit unserer Berlinreise vergangen und die Situation ist auch fast wieder die alte. Bloß Tim, der verhält sich seit neuestem sehr schleierhaft.

Es gibt Situationen, da ist es ganz normal, lustig, entspannt, mein bester Freund eben. Dann in anderen Situationen ist er extrem distanziert, nachdenklich, versucht jeglichem Körperkontakt von Gisela zu entgehen. Meistens werde ich dann traurig, weil ich nicht weiß was los ist, ich möchte Tim aber auch nicht mit Fragen löchern. Ich erwähne dann meistens nur beiläufig, dass ich immer für ihn da bin und er immer mit mir reden kann. Und dann gibt es noch Tage, da hängt Tim wie eine Klette an mir. Er ist dann die ganze Zeit an meiner Seite und übertritt oft die Grenze zu meinem persönlichen Raum. Irgendwie sind diese Momente meine Liebsten, wenn er seinen Arm um mich legt, wenn wir auf der Couch sitzen und er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegt, so gut wie es Gisela eben zu lässt, wenn er mich einfach etwas länger und häufiger umarmt, wenn ich seine Körperwärme spüre, weil er sich grundlos dicht an mich gestellt, wenn er mir kleine Massagen gibt oder gedankenverloren Muster auf meinen Körper zeichnet, und wenn er dabei so unendlich glücklich aussieht, als wäre er in Gedanken an einem besseren Ort.

Mein Problem ist, dass seine Launen sich ständig ändern und ich einfach nicht schlau aus ihm werde. Und aus mir langsam auch nicht mehr. Ich vermisse an Tagen der Distanz seine Nähe, und ein Tag ohne ein gemeinsames Treffen kann ich mir schon gar nicht mehr vorstellen. Und eine leise Stimme, ganz hinten in meinem Kopf wiederholt immer wieder, dass mir der Kuss mit Tim gefallen hat, auch wenn ich nicht weiß, was mir diese Information bringen soll. Eher verwirrt sie mich noch mehr.

Heute haben wir einen Termin bei einem Fotographen. Anita, unsere Managerin, meinte, es sei notwendig mal ein paar professionelle Fotos machen zu lassen, da wir ja mittlerweile Personen des öffentlichen Lebens seien. Ich bin zwar noch nicht wirklich der Meinung ein Promi zu sein, aber von mir aus, gegen ein paar hübsche Bilder mit Tim habe ich nichts.

Man sagte uns, dass wir einfach unser Lieblingsoutfit anziehen sollen. Was mich zu meinem aktuellen Problem führt. Ich bin kein Mensch der besonders modebewusst ist, aber ich lege dennoch Wert darauf was ich trage und wie ich aussehe. Im Gegensatz zu Tim, der trägt was ihm morgens als erstes aus dem Kleiderschrank fällt, aber zur seiner Verteidigung: Er gehört auch zu den Menschen, denen einfach alles steht. Selbst in Jogginghose und Schlabberpulli sieht Tim noch wie ein perfekter Schwiegersohn aus.

Tim ist heute mal wieder auf dem „normale-beste-Freunde-Trip", was für offizielle Fotos glaube ich auch ganz gut ist. Der Fotograf ist sympathisch und hat auch kein Problem mit meinem Tourette. Ich habe ihn zwar schon zur Begrüßung als „Kamerafotze" beschimpft, aber er nahm es gelassen. Die Kamera triggert Gisela wie gewöhnlich ziemlich stark, weshalb ich nicht davon ausgehe, dass wir irgendein Foto haben werden in dem ich keine Gisela-Grimasse schneide. „Zunächst machen wir einige Bilder vor dieser Leinwand", meint der Fotograf, „und weil so gutes Wetter ist würde ich Vorschlagen auch draußen einige Bilder zu machen." Tim und ich sind einverstanden und stellen uns vor die Leinwand. Ich fühle mich unwohl, schließlich hatte ich noch nie ein Fotoshooting und außerdem bin ich nicht der Meinung besonders fotogen zu sein. „Und jetzt bitte beide in die Kamera lächeln!" „Oh, ja, ich bin ein Model!" Tim bekommt einen Lachflash. „Ja, so ist es gut! Ein natürliches Lachen ist immer das Schönste!" „Ich lache immer ganz natürlich! Hahaha! Ganz natürlich."

Ich habe nicht das Gefühl irgendwie zu modeln, aber nach einiger Zeit meint der Fotograf: „So, das hätten wir. Jetzt noch draußen ein paar Bilder und dann sind wir auch schon durch." Vor der Halle setzen wir uns auf ein Rampe. Gisela lässt mich die seltsamsten Grimassen und Posen machen, während Tim sich nicht mehr einkriegt und der Fotograf sich extrem zusammenreißen muss, um die Kamera still zu halten. Obwohl ich es lange Zeit versucht habe zu unterdrücken, lässt mich mein Tourettesyndrom schlussendlich doch noch Tims Frisur mit dem Kommentar: „Du siehst heute besonders hässlich aus!" zerstören. „Hey, lass meine Haare!", versucht sich Tim lachend zu wehren. „Ah, meine Haare!", imitiert Gisela ein hysterisches Mädchen und zerstrubbelt erneut Tims Haare. „So das hätten wir! Wenn ihr nicht noch einen speziellen Wunsch habt, wären wir hier fertig. Ich sage euch dann Bescheid, wenn die Bilder fertig sind." 


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So Leute, ein neues Kapitel!! 

Ich danke euch für eure Kommentare, die mich zurzeit extrem motivieren weiter zuschreiben!!

Würdet ihr lieber wollen, dass die Geschichte sich noch ein bisschen hinzieht oder lieber weniger Kapitel? Ich hab nämlich auch Ideen für eine andere Geschichte, die sich vielleicht nicht so gut in diese einfügen würden, ich möchte aber auch nicht zwei Geschichten gleichzeitig am laufen haben... 

Liebe Grüße und bleibt gesund

Gewitter im Kopf - FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt