23.11.2019 - Jan

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Wie üblich hatte mein Flug über eine Stunde Verspätung und ich habe somit auch die geplante Zugverbindung in die Innenstadt verpasst. Aber egal. Schlussendlich habe ich es ja doch noch irgendwie hinbekommen. Jetzt bläst mir die kalte Meerluft ins Gesicht und ich genieße meinen Blick über die vielen Schären gleiten lassen zu können. Schon lange hatte ich mich auf diesen kleinen Städtetrip nach Helsinki gefreut und jetzt wird mir sicherlich auch die kleine emotionale Pause gut tun.

Während ich durch die Straßen laufe, lege ich mir einen Plan für die nächsten Tage zurecht. Einerseits möchte ich einige Sehenswürdigkeiten anschauen, die will ich heute Abend im Hotel noch mal googeln. Mir fällt auf, dass ich mein Handy immer noch nicht aus dem Flugmodus genommen habe und beschließe kurzerhand, es gleich so zu lassen, da ich sowieso nichts wichtiges erwarte und jeder weiß, wo ich bin. Andererseits möchte ich neue Kraft tanken und Mut schöpfen, um meine Beziehung mit Tim endlich festzulegen. Der gestrige Tag und meine anschließenden Überlegungen während des Fluges, führten zu einem eindeutigen Schluss:

Ich will mich nicht länger mit der experimentellen Beziehung zufrieden geben, ich will Tim meinen festen Freund nennen können und einfach sicher sein, dass er das gleiche fühlt, wie ich für ihn.

Nachdem ich mir einmal grob die Innenstadt angeschaut habe, begebe ich mich in Richtung meines Hotels. Dort angekommen checke ich ein und lege mein Gepäck in meinem Zimmer ab. Anschließend gehe ich wieder raus und suche nach der Bar, die ich vorhin schon entdeckt habe. Auf dem Weg dorthin hole ich mir an einem Imbissstand etwas zu essen.

In der Bar angekommen setze ich mich an den Tresen und bestelle mir ein Bier. Aufgrund meiner motorischen Ticks wirft mir der Barkeeper ziemlich komische Blicke zu und ich versuche es ihm zu erklären. Wir unterhalten uns noch eine Weile weiter, bis er ein paar neue Gäste bedienen muss. Kurz darauf setzt sich eine weitere Person neben mich an den Tresen. Ich mustere ihn. Etwas größer als ich, hellbraune kurze Haare, soweit ich das unter dem Pulli abschätzen kann ziemlich gut gebaut. Allgemein macht er einen sympathischen Eindruck und ich beschließe ihn anzusprechen, um den Abend nicht nur stumm da sitzen zu müssen. Noch bevor ich anfangen kann zu sprechen übernimmt Gisela und zwingt den Unbekannten sein Bierglas zu exen. Dieser ist offensichtlich nicht sehr erfreut darüber und ich beginne sogleich mich zu erklären, was bei den plötzlich vermehrt auch vokalen Ticks schwierig ist. Plötzlich fragt er mich: „Du bist auch Deutscher, oder?" „Ähm, ja", antworte ich überrascht und nach einem kurzen Moment müssen wir beide lachen. „Hey, ich bin Ben", stellt er sich vor. „Jan, freut mich dich kennenzulernen", antworte ich. Wir unterhalten uns über unsere jeweiligen Reisen nach Helsinki und ich erfahre, dass Ben aus der Nähe von Stuttgart kommt. Den ganzen Abend reden wir und als ich mich am Ende von ihm verabschiede, tauschen wir Nummern, um uns vielleicht morgen gemeinsam die Stadt anzuschauen.

Erst als ich später im Bett liege, fällt mir wieder auf, dass mein Handy immer noch im Flugmodus ist. Schnell ändere ich dies und es fliegen nur so die Nachrichten rein. Erstaunlich viele davon sind von Tim und auch einige verpasste Anrufe sind von ihm drin. Ich bekomme Angst, dass irgendwas passiert ist und habe ein schlechtes Gewissen, dass ich einfach so nicht erreichbar war. Ohne lang darüber nachzudenken, rufe ich ihn an. 

———

Ich hoffe, alle, die Angst um Jan hatten, sind wieder beruhigt. Was ist euer erster Eindruck von Ben?

Bis später und liebe Grüße 

Gewitter im Kopf - FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt