24.11.2019 - Jan

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Am Abend wollen wir gemeinsam was essen gehen. In einem kleinen Restaurant mit traditioneller Speisekarte setzen wir uns. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Ben mit mir flirtet. Erst sucht er die ganze Zeit Körperkontakt, dann interessiert er sich auch fast schon übermäßig für mich. Natürlich hat das alles nichts zu bedeuten, vor allem, wenn man bedenkt wie hoch bitte die Wahrscheinlichkeit dafür, dass er auch auf Männer steht ist. Aber auch jetzt gerade muss ich aufpassen, dass seine Hand bei der nächsten ausschweifenden Geste nicht auf meiner landet. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Anzeichen finde ich, die man in Richtung Flirten interpretieren könnte.

Nach dem Essen bestellen wir uns noch gemeinsam einen Nachtisch, beziehungsweise Ben beschließt, dass wir uns ja einen Nachtisch teilen könnten und bestellt sogleich. Auch zwei alkoholische Getränke folgen. Gisela will den Nachtisch natürlich nicht mit Ben teilen, was zu einer regen Diskussion zwischen ihr und Ben führt.

Nein, das ist Meins!", schreie ich herum, während ich gezwungenermaßen Bens Löffel auf die Seite drücke. „Nein, Gisela, wir haben gesagt, dass wir das teilen." „Ha verascht! Ich teile mit niemandem!" „Also heute Mittag hast du dir noch Sorgen gemacht, dass ich zu wenig esse, jetzt bekomme ich gar nichts mehr ab." „Mein Ziel ist es dich zu verwirren!" „Aha und dann?" „Mghn!" „Da hat es ihr wohl die Sprache verschlagen." „Das passiert immer, wenn sie einen Kampf nicht mehr gewinnen kann." Er lacht und ich denke an die unzähligen vergangenen Situationen mit Tim. Als er wieder einen Löffel nehmen will, fängt das Spiel wieder von vorne an und Gisela schlägt seine Hand weg. „Finger weg!" „Bitte nur ein par Bissen!", bettelt Ben mein Tourette an. „Nein! Das ist alles Meins!" „Und wenn ich das Essen zahl'?", versucht er nun Gisela zu bestechen. „Sag das doch gleich! Du, Arschloch!", stimmt Gisela zu und schiebt ihm den Teller zu.

Nachdem wir leer gegessen haben, rufen wir die Bedienung um zu bezahlen. „Zusammen oder getrennt?", fragt und die junge Dame auf Englisch. Ich möchte gerade ,getrennt' sagen, als ich höre, dass Ben zusammen geantwortet hat. Ich schaue ihn verwirrt an. „Ich hab doch gesagt, dass ich dich einlade. Sonst hätte ich ja nichts vom Nachtisch abbekommen", erklärt er grinsend. „Ja, aber das war doch Ja endlich jemand der mich angemessen behandelt! Das war doch Gisela." „Ich weiß, aber mach ich trotzdem gerne." „Du machst das nicht gerne, sondern du musst das, sonst schlachte ich dich! Ich kann echt selber zahlen.", versuche ich es nochmal, da der Gedanke, dass er mich einlädt, irgendwo tief in mir drin ein Warnsignal ausgelöst hat.

Schlussendlich hat er doch alles bezahlt und als wir das Restaurant verlassen, lässt das seltsame Gefühl immer noch nicht nach. „Danke nochmal fürs einladen. Ich würde mich jetzt auch schon verabschieden. War ein echt schöner Tag mit dir! Besser als sich alleine Helsinki anzuschauen. Wir können ja mal schreiben und uns in Deutschland mal wieder treffen.", sage ich. „Komm ich begleite dich noch bis zu deinem Hotel. Alleine bei Nacht in einer Hauptstadt und dann noch mit Tourette ist vielleicht nicht die beste Idee.", schlägt Ben vor. Auch wenn sich das ungute Gefühl in meiner Magengegend dabei verstärkt, nehme ich sein Angebot dankend an und wir gehen in Richtung Hotel.

An der Wand neben dem Eingang zur Hotellobby bleibe ich stehen und drehe mich zu Ben, um mich zu verabschieden. Doch dazu komme ich gar nicht mehr, denn plötzlich drückt er mich gegen die Hauswand. Viel zu dicht vor mir steht er und beugt sich zu mir runter. „Wie wär es, wenn der schöne Tag heute vielleicht oben noch eine Fortsetzung erhält?", raunt er mir leise ins Ohr. Augenblicklich versteift sich mein ganzer Körper und ich brauche einen kurzen Moment bis in meinem Gehirn ankommt, was gerade passiert ist. Vorsichtig drücke ich ihn etwas von mir weg. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", versuche ich ihn schonend abzuwimmeln. „Ach komm schon. Wir hatte doch jetzt eine echt schöne Zeit miteinander. Er wäre ja nur für eine Nacht. Du und ich. In einem Bett." Gegen Ende ist seine Stimme wieder in ein Raunen verfallen und seine Hand streicht über die nackte Haut zwischen Mantel und Haaransatz. „Ich bin echt kein Mensch für nur eine Nacht.", versuche ich meine Zweifel zu vermitteln. „Wir können ja auch mehrere Nächte daraus machen", antwortet er leise lachend, „oder gibt es da jemanden, der mir danach wütend wäre?" Ich lache nicht mit, weil ich natürlich an Tim denken muss. Ben merkt meine Stimmung und wird ebenfalls Ernst. „Es ist kompliziert.", meine ich wahrheitsgemäß. „Sowas kann nicht kompliziert sein. Entweder ist er dein fester Freund und du willst treu bleiben oder er ist es nicht und wir können heute noch ein bisschen Spaß haben.", legt er fest, während er mir wieder näher kommt.

Das ist die Frage: Ist Tim mein fester Freund?

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Obwohl ich es nicht geplant hatte, beende ich dies Lesenacht mit einem richtig schönen Cliffhanger 😂

Was ist eure Idee? Was wird Jan machen?

Und bitte steinigt mich nicht für Ben! 🙈

Ich bedanke mich bei allen fürs lesen, kommentieren und voten!! Und freue mich auch über alle Reaktionen die im Laufe der nächsten Tage eingehen werden! ❤️

Liebe Grüße und schlaft gut! 💤 

Gewitter im Kopf - FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt