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Sprachlos blickte ich ihm in die Augen und meine Atmung wurde schneller. Ich wusste nicht, was jetzt kam. Hatte er vor mich zu erwürgen? Etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen. Aber er tat nichts.  Er schaute mich nur an. Ich schluckte, konnte es aber nicht lassen. "Wieso tötest du mich nicht?", fragte ich leise, obwohl wir die einzigen Personen im Raum waren.

Doch er legte mir nur einen Finger auf die Lippen und hauchte ein leises "Psssht.". Wieder waren einige Minuten Stille, während seine Blicke meinen Hals und mein Gesicht Zentimeter für Zentimeter unter die Lupe nahmen. Ich fragte mich nur, wie so ein Tyrann und Monster wie er es war, so unglaublich schöne Augen haben konnte.

Aber als ich mir im Klaren drüber war, an was ich gerade gedacht hatte, schüttelte ich mich leicht und schubste Negan kraftvoll von mir weg.
"Du hättest lieber mich umbringen sollen, anstatt die Leute aus Alexandria!" Und mit diesen Worten rannte ich zur Tür. Ich wollte weg von ihm. Doch zu meinem Nachteil war die Tür immer noch verschlossen. "Wo wir gerade dabei sind.", geduldig setzte sich Negan auf die Couch, "Ich wollte mit dir über Rick sprechen."

Waren wir nun wirklich an dem Punkt, wo er versuchte, mich gegen meine Leute zu benutzen?

"Wenn er wüsste.", lachte ich in mich hinein.

"Was willst du denn wissen?" "Ich hab deinen Blick gesehen. Als ich meinen Leuten sagte, sie sollen dich mitnehmen und Rick mich beinahe angesprungen hätte. Das hat nicht gepasst."
Ich drehte mich zu ihm um, blieb aber an der Tür stehen.

"Sie haben mich ausgeschlossen.", gab ich kleinlaut zu, "Und genau das ist der Grund, warum du mich nicht als Druckmittel benutzen kannst! Sie wollen mich nicht zurück." "Das glaube ich nicht. Deswegen begleitest du mich morgen bei Sonnenaufgang nach Alexandria.", er machte eine Pause, "Aber worauf ich eigentlich hinauswollte, war was anderes."
"Und was?"
"Wieso haben sie dich ausgeschlossen?"

Negan grinste nicht und wirkte auch nicht amüsiert. Es schien fast so, als würde es ihn wirklich interessieren. Aber ich war schlauer. Ich wusste, er würde mich damit nur aufziehen und versuchen mich damit kaputt zu machen. "Ist das so wichtig?", sprach ich genauso emotionslos wie er.

Wieder trafen sich unsere Blicke aber ich wendete mich ab. Ich hörte, wie er sich langsam erhob aber ich hob abwehrend die Hand. "Bitte, lass mich einfach raus. Oder sperr mich ein. Mach, was du willst. Aber lass mich in Ruhe.", ich hielt es in seiner Gegenwart nicht aus. Und es war mir zu diesem Zeitpunkt egal, ob es das war, was er wollte.

"Du bist erschöpft. Ich werde dir was zu essen und etwas zu trinken bringen lassen. Leg dich hin.", er nahm sich seinen Schläger und kam auf mich zu. Ich trat ein paar Schritte zur Seite, Negan öffnete die Tür und verließ das Zimmer. Ich atmete tief durch und ließ mich an der Tür fallen. Ich war froh, dass er weg war.

Verzweifelt ging ich mir durch mein kastanienbraunes Haar und setzte mich aufs Bett. Es dauerte nicht lange bis ich nach hinten wegfiel, mir die kuschlige Decke über meine Beine zog und meinen Kopf im Kissen vergrub. Anschließend fiel ich in einen traumlosen Schlaf und bemerkte nicht mal, wie ich Gesellschaft bekam.

Mitten in der Nacht wurde ich durch das laute Knurren meines Magens wach. Verschlafen richtete ich mich auf und aß von dem Sandwich auf dem Nachttisch. Auf einmal bewegte sich etwas neben mir unter der Decke und atmete tief ein und aus. Schreiend warf ich mein Sandwich auf das Ding, sprang auf und machte das Licht an.

"Oh verfickte Scheiße, mach das Licht wieder aus!" Ich stand in Schockstarre weiterhin am Lichtschalter. "W-w-was machst du hier verdammt!?" stotterte ich vor mich hin. Negan richtete sich auf und fischte sich ein Stück Tomate aus den Haaren, was mich schmunzeln ließ. "Das ist nicht lustig! Und wieso verdammt sollte ich woanders schlafen, nur weil du in meinem Bett liegst? Du hättest dich ja auch auf die Couch legen können!"

Ich riss die Augen auf. "Das hier ist dein Zimmer?" "Ja, was dachtest du denn? Und jetzt mach dieses scheiß Licht aus und leg dich wieder hin!"
"Ich schlaf auf der Couch.", kam es von mir, wie aus der Pistole geschossen.

Was er jedoch nicht merkte, war, dass ich von dem Teller mit dem Apfel das Messer genommen hatte und es mir in die hintere Hosentasche gesteckt hatte. Ich machte das Licht aus und legte mich auf die Couch.

Sie war lange nicht so gemütlich, wie sein Bett aber trotzdem tausendmal besser. Von seiner Seite hörte man nur ein leises Lachen aber es war mir gleich, ob er sich über mich lustig machte. Für mich zählte nur dieses Messer. Ich würde warten bis er schläft und es ihm dann direkt in die Brust stechen. Feige, ich weiß. Aber ich hatte eine Chance.

King & Queen || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt