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Negans Sicht

Nachdem sie in meinen Armen eingeschlafen war, nahm ich sie vorsichtig hoch und trug sie auf mein Zimmer. Dwight hatte mir zwar erzählt, was passiert war aber ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass dieser Streit sie so fertigmachen würde. Sonst wäre ich doch niemals weggefahren.

Vorsichtig legte ich sie auf mein Bett. Ich blieb noch einen Moment bei ihr stehen. Sie schlief wie ein Engel. Wenn sie nachts bei mir war, tat ich manchmal nichts lieber, als ihr beim Schlafen zuzusehen. Aber das würde ich niemals zugeben. Ich strich ihr nochmal kurz durch die Haare, öffnete das Fenster und verließ dann mein Zimmer.

Ich ging zu den Zellen. Dwight stand da wie ein Hund, der seinen Knochen bewachte. "Mach die Tür auf, wird's bald.", befahl ich ihm. "Negan, mach jetzt keinen Fehler. Du-", ich unterbrach ihn, indem ich ihn zur Seite schubste. "Alles muss man selber machen.", ich öffnete die Tür und sah auf das Stück Scheiße runter.

Als er realisierte, wer vor ihm stand, stand er sofort auf. "Ich will, dass dir eins klar ist.", ich nahm Lucille und drückte sie gegen Daryls Brust, woraufhin er einen Schritt zurück machte, "Catha ist der einzige Grund, warum du Scheißkerl noch am Leben bist. Und wie soll ich's sagen? Du hast es doch tatsächlich geschafft, dass sie sich gerade beinahe sturzbetrunken vom Dach gestürzt hat. Respekt. Nicht mal ich hab das geschafft.", ich sah, wie sich sein Blick verfinsterte.

Gerade fühlte er nichts bis auf ein verdammt schlechtes Gewissen und blinden Hass auf mich. "Das heißt, dein Schutzengel hat dich gerade verlassen." Er schluckte und setzte sich wieder hin. "Wenn du mich tötest, wird sie dich für immer hassen."

"Wie kommst du denn darauf, dass ich dich töten werde?", entgegnete ich ihm in einem bösen Ton, "Wieso ich, wenn ich auch sie schicken kann?" Ich wusste genau, dass er wusste, wie verdammt gut sie war und er wusste auch, dass sie besser war, als er. "Sie würde mir niemals etwas antun.", versuchte er sich zu verteidigen.

"Nicht ohne mein Zureden, nein. Aber ich werde sie überzeugen.", ein böses Lachen kam mir über die Lippen. Dieses Arschloch würde bekommen, was ihm zustand.

"Was willst du eigentlich von ihr? Was gibst du ihr dafür, dass sie hier bleibt?", fragte er wütend und ich konnte die blinde Eifersucht aus seinen Worten raushören. "Ich gebe ihr all das, was ihr in die Wiege gelegt wurde. Macht und Einfluss. Ihr Talent ist kostbar. Und ich glaube, du weißt auch, dass sie verdammt heiß ist."

Er erhob sich wieder und rang sichtlich mit sich selbst, um nicht zuzuschlagen. Anscheinend wollte er wirklich nicht sterben. "Lass deine dreckigen Hände von ihr!", zischte er und ich verkniff mir das Lachen. "Sonst was?", grinste ich ihn an.

Er sagte nichts mehr und jetzt verlor auch ich etwas die Beherrschung. Ich schlug ihm in den Magen und als er sich krümmte, schlug ich ihm nochmal gekonnt ins Gesicht. "Sonst was, Wichser?!", schrie ich ihn an und schlug immer weiter auf ihn ein. Er wehrte sich nicht.

Als er kraftlos zu Boden fiel und er keuchend und hustend Blut spuckte, schaute er nochmal zu mir hoch. "Wenn du sie verarschst, wird das dein Untergang sein."
Ich trat ihn nochmal mit all meiner Kraft und verließ dann seine Zelle. Dwight schloss wieder ab. Er blickte die ganze Zeit zu Boden. "Kein Wort zu ihr, oder du wirst genauso enden wie er!", drohte ich ihm und machte mich auf den Weg zurück zu mein Zimmer.

Als ich ankam, lag sie nicht mehr im Bett sondern stand am Fenster. Sofort klingelten die Alarmglocken. Ich lief zu ihr und fasste sie am Arm, woraufhin sie sich erschrocken umsah. Sie war eiskalt. Ein fast lautloses "Negan.", kam über ihre Lippen.

"Alles gut.", ich zog mir meine Jacke aus und legte sie ihr über die Schultern. Sie betrachtete mich etwas desorientiert aber ihr entgingen nicht die Blutflecken auf meinem Oberteil. "Wen hast du diesmal umgebracht?", nuschelte sie. "Ich hab niemanden umgebracht. Ich war draußen und hab ein paar Beißer erledigt."

"Ohne mich?", schmunzelte sie und ließ sich gegen mich fallen, nahm aber sofort wieder Abstand.

"Zieh dir was anderes an." Ich lachte kurz, schloss das Fenster und ging zu meinem Kleiderschrank, um mich umzuziehen. Sie ließ mich dabei nicht aus den Augen. Ich war froh, dass sie noch nicht ganz nüchtern war, sonst hätte sie ganz schnell gemerkt, dass das Blut auf meinem Shirt kein Beißerblut gewesen war.

"Mach die Augen zu.", sagte sie zu mir und ich blickte ihm Augenwinkel zu ihr. "Augen zu!", kam es nochmal in einem verspielterem Ton. Ich ließ mich drauf ein und schloss die Augen. Im Anschluss vernahm ich einige dumpfe Geräusche. Wie Kleidungsstücke, die zu Boden fielen. "Jetzt mach sie wieder auf.", ich zögerte keine Sekunde und drehte mich mit geöffneten Augen zu ihr um.

Sie stand nur noch in Unterwäsche vor mir. "Scheiße, du-", sie schnitt mir das Wort ab, indem sie ihre Arme über meine Schultern legte und mich küsste. Ich umfasste vorsichtig ihre Taille und zog sie nah an mich ran. Wir gingen langsam rückwärts und blind aufs Bett zu und ließen uns fallen.

In den intensiven Kuss vertieft, vergaß ich alles und beinahe auch, dass sie noch immer betrunken war und höchstwahrscheinlich auch immer noch traurig war. Ich wusste zwar, dass sie wegen dem Wichser traurig und verletzt war aber ich wusste, nein ich fühlte, dass da noch etwas anderes war.

Auch wenn mich die Lust schon längst gepackt hatte, konnte ich das nicht. Ich wollte ihre Situation nicht ausnutzen, auch wenn sie das hier freiwillig tat. Ich strich über ihre Wange und löste langsam unseren Kuss. Sie schaute mich etwas verwirrt an, erkannte anscheinend aber was ich dachte. Sie lächelte und es lief ihr wieder eine Träne übers Gesicht.

"Versuch zu schlafen.", flüsterte ich ihr ins Ohr und sie schloss die Augen. Ich legte mich neben sie und zog sie fest in meinen Arm. Morgen würde ich herausfinden, was sie so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Als ich ihr eine Strähne hinters Ohr strich, war sie schon längst wieder eingeschlafen.

King & Queen || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt