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Am nächsten Morgen war die Bettseite neben mir leer. Es lag nur ein Zettel da. 'Treff mich in der großen Halle. Ich muss dir was zeigen.'
Ich ließ mir Zeit beim Wachwerden und ging, nachdem ich mich fertiggemacht hatte, zur Halle.
Ich quetschte mich zwischen den ganzen Gefangenen in Arbeit durch und stand in einer Art Halbkreis, wo Negan mit Simon redete.

"Da ist sie ja!", Negan hatte dieses selbstgefällige Lachen im Gesicht, das nie etwas Gutes bedeutete. Mit einer Handbewegung befahl er mir zu ihm zu kommen und ich stellte mich zu ihm. Er beendete das Gespräch und fing an zu pfeifen. Augenblicklich verstummte die gesamte Halle.

Negan ging eine Treppe hoch und ich folgte ihm. Im Endeffekt standen wir auf einer Art Podest, sodass alle dazu gezwungen waren, zu uns nach oben zu schauen und ich musste gestehen, wäre ich er, würde ich das auch in vollen Zügen genießen, wie er es tat.

"Wer seid ihr?", schrie er in die Menge und alle antworteten mit 'Negan'. Sein Grinsen war nicht mehr zu übertreffen. Die gesamte Halle kniete. Und ich stand hier. Neben ihm. Er schaute zu mir und ich hatte auch ein leichtes Grinsen im Gesicht.

Und erst jetzt fiel mir auf, was ich da überhaupt dachte und tat. Sofort verzog ich mein Gesicht wieder zu einem emotionslosen, unbeeindruckten Blick und das entging ihm nicht. Er kam mir etwas näher und raunte mir ans Ohr. "Schäm dich nicht und pass lieber auf, wie du mich ansiehst. Ich dachte, du hast schon Fortschritte gemacht.", seine Stimme war amüsiert aber gleichzeitig auch total kalt.

Mein Blick wich zur Seite und das war ihm Antwort genug. Er trat zurück und signalisierte mir mit einer Handbewegung, dass ich mich nach ganz vorne stellen sollte. Das tat ich daraufhin auch. Ich nahm Negans Stelle ein und blickte auf die Arbeiter. Kurz dachte ich drüber nach, ob sie überhaupt freiwillig hier waren aber diese Frage beantwortete sich von selbst. Und dann genoss ich es einfach. Dieses Machtgefühl war unglaublich. Aber dann fielen mir vier Frauen in die Augen.

Sie trugen schwarze Kleider und hatten alle den selben leeren Blick. Negan bemerkte, wie ich sie ansah und zog mich vorsichtig am Arm wieder ein Stück zurück. "Geht wieder an die Arbeit ihr faulen Hunde!", rief er und alle taten, was er sagte. Er lehnte sich daraufhin mit dem Rücken an die Metallstange und guckte mich an. "Wer waren diese Frauen?" "Meine Frauen." Ich schaute ihn verwirrt an.

"Deine Frauen?", wiederholte ich skeptisch. Er nickte bloß. "Ich habe sie alle geheiratet. Dafür genießen sie einen besonderen Rang und bekommen alles, was sie wollen." Ich lachte sarkastisch auf. "Und im Gegenzug?" "Im Gegenzug sind sie mir wunderbar treue Ehefrauen." Ich wusste, was das hieß. Mir war ja von Anfang an klar, dass Negan ein Arschloch war aber das übertraf meine Vorstellungskraft. Betthäschen, wenn es gerade passte, damit man bloß nicht arbeiten musste.

"Darüber wollte ich mit dir sprechen. Du bleibst hier. Und weil du hier bleibst, musst du dich irgendwie einbringen. Du hast drei Möglichkeiten. Du wirst meine Frau, du kämpfst für mich mit meinem Namen oder du schuftest dich hier in der Halle ab, um deine Punkte zu verdienen."
Vor mir stand ein ganz anderer Negan als der, der mich gestern Nacht im Wald in den Arm genommen hatte.

"Du kannst mich mal. Wer hat eigentlich gesagt, dass ich hierbleibe?", fuhr ich an. Ich war ganz sicher nicht einer dieser Loser, der ihm blind hinterherrannte, vor ihm kniete oder ihm das Bett wärmte, wann er wollte.

"Pass ja auf, wie du mit mir sprichst! Du wirst hierbleiben. Und dass für immer!", er kam mir bedrohlich nahe aber ich zeigte keinerlei Schwäche. "Na schön. Dann schließ ich mich deinen Jungs an und zeig ihnen mal, wie man eine Waffe richtig hält. Vielleicht verfehlen sie dich dann beim nächsten Mal nicht, wenn sie auf dich schießen!" "Vergiss nicht wo dein Platz ist! Deine Zelle wartet nur auf dich! Ein Wort und sie gehört dir."
"Leck mich, Negan.", und mit diesen Worten ließ ich ihn einfach stehen.

Ich lief das gesamte Sanctuary ab bis ich den Ausgang zum Innenhof fand. Hier stand keine Beißer-Blockade und es war ein Platz, wo Schießscheiben aufgebaut waren. Zwei Männer lehnten gegen einen Zaun und unterhielten sich über Waffen, als ich sie unterbrach, indem ich ihnen ihre Waffen abnahm und auf die Zielscheiben feuerte. Ich traf jedes Mal auf jeder Scheibe ins Schwarze. Erst als das Magazin leer war, drehte ich mich wieder um und sah in vier erstaunte Gesichter.

In die der zwei Männer am Zaun, in das von Negan, der mir gefolgt war und in das von Simon, der Negan wie ein Schoßhund immer folgte. Ich entgegnete ihnen ein übertrieben impulsives Lächeln woraufhin Negan Simon einen Befehl gab, den ich nicht verstand. Erst jetzt bemerkte ich, wie schnell meine Atmung ging.

Meine Wut und mein Adrenalin verstrichen und ich wollte wissen, was das für ein Befehl war, also lief ich Negan hinterher. Doch er ließ mich von zwei Männern ergreifen und auf die andere Seite zu seiner Beißer-Blockade bringen. Dort angekommen zwangen mich die Männer auf die Knie und erst jetzt erkannte ich es.
"Daryl??!"

King & Queen || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt