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Wir schwiegen uns an. Ich hatte mich von ihm weggedreht, mir ein Glas Scotch eingegossen und sofort gekippt. Ich wusste, dass er mich ansah. Ich konnte es spüren. Er selbst wusste nur gerade nicht, was er sagen sollte und ging sich wahrscheinlich gerade in diesem Moment durch die Haare. Ich schüttelte den Kopf. "Geh einfach. Ich hab zutun.", sagte ich eiskalt und setzte mich an meinen Schreibtisch.

"Du musst das alles nicht tun.", sagte er in einem sanfterem Ton. Ich setzte eine monotone Stimme auf. "Ich möchte Negan aber meinen Dienst erweisen." "Hör auf. Mein Gott du machst mich wahnsinnig." "Du machst mich wahnsinnig." "Na wenigstens sind wir uns einmal einig." Ich schlug auf den Tisch und stand auf. "Geh, verdammte Scheiße!" "Hast du deine Tage oder warum bist du so dermaßen nervenaufreibend?", fragte er provokant mit solch einer Selbstverständlichkeit.

Und dann geschah es. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und schlug ihm ins Gesicht. Keine Sekunde später bereute ich es, zeigte es aber nicht. Ich atmete tief ein und nahm wieder Haltung an. Er fasste sich übers Kinn und sah sehr wütend aus.

"Weißt du woran du mich gerade erinnerst?", fragte er emotionslos und durchbohrte mich mit seinem Blick, "Du erinnerst mich an das Mädchen, das gelacht hat, als ich ihre Freunde getötet habe. An das Mädchen, das zwei Tage lang in der prallen Sonne zwischen stinkenden Beißern saß. Du erinnerst mich an das Mädchen, das mir angedroht hat, mich zu töten!", er griff mich am Hals, drückte aber nicht zu. Ich atmete tief ein und aus und erinnerte mich an die ganzen Ereignisse, ohne etwas zu sagen.

"Du wirst dich jetzt hinknien und mich um Verzeihung anflehen." Er ließ mich los, doch ich blieb starr stehen. Er sah mir bedrohlich in die Augen aber ich wollte mich nicht hinknien. "Du wirst dich jetzt hinknien und mich um Verzeihung anflehen!!", wiederholte er lauter. Ich sah ihm an, dass er es nicht nochmal sagen würde. Ich atmete scharf aus und kniete mich hin.

"Verzeih mir, Negan.", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Etwas lauter bitte." Ich schaute zu ihm hoch. "Verzeih mir, Negan. Ich habe einen Fehler gemacht. Bitte vergib mir."

Sein Grinsen war unvergleichlich. "Ich vergebe dir.", er hockte sich zu mir runter und legte seine Hand an mein Kinn, "Du wirst dich jetzt immer hinknien, wenn ich dich ansehe oder auch nur an dir vorbeigehe. Du wirst die Bedingung, die ich dir gestellt habe, jedes Mal zu meiner Zufriedenheit erfüllen, sonst degradier ich dich zu einer lausigen Arbeiterin in der großen Halle. Hast du mich verstanden?", ich nickte. Doch das Nicken genügte ihm nicht.

"Hast du mich verstanden?!" "Ja, Negan." "Gut.", er strich mir mit dem Daumen über meine Lippen, grinste und stand wieder auf. Er signalisierte mir, mich auch wieder hinzustellen. Langsam strich er mir durch die Haare und kam mir näher. "Das hätte ich schon viel früher machen sollen. Du bist schließlich ein schlaues Mädchen.", flüsterte er mir ins Ohr.

Ich reagierte nicht. Ich reagierte nicht einmal auf den Kuss, den er mir anschließend auf den Mund drückte. Ich erwiderte erst, als er meine Haare fester griff aber es war nicht annähernd so, wie wir uns sonst küssten. Nein, dieser Kuss war gezwungen und leer. Alles, was ich dabei fühlte, war Hass. Er löste sich kurz darauf. "Möchtest du, dass ich gehe?", raunte er an meine Lippen. Ich merkte sofort, dass es ein Test war.

"Ich möchte, dass du das tust, was du willst.", flüsterte ich monoton und ohne ihn anzusehen. "Und wenn ich dich frage, ob du meine Frau wirst?" Erschrocken sah ich ihn an. Er wusste genau, wie ich darüber dachte, doch er fragte trotzdem. "Tu das nicht.", flüsterte ich wieder. "Bitte.", ergänzte ich, als er mir nur ein Grinsen entgegnete. "Na schön.", gab er nach. Ich schaute wieder von ihm weg.

Hatte er es tatsächlich geschafft, mich zu brechen? Ich konnte das nicht zulassen. Ich war die starke Cayetana und ich würde mich niemals von einem Mann unterwerfen lassen. Mein Atem ging schneller. Ich erinnerte mich an früher, als die Auftragskiller meine Eltern töteten und dann erinnerte ich mich daran, wie ich einen nach dem anderen aufspürte, jagte und umbrachte. Es spielte sich alles wieder vor meinem inneren Auge ab. Ich kniff die Augen zusammen, ich bekam Panik.

"Catha?" Negans vertraute Stimme hallte in meinem Kopf. Sie vermischte sich mit den Erinnerungen. Auf einmal sah ich, wie die Killer meiner Eltern auch Negan umbrachten. "Nein!", schrie ich und als ich die Augen wieder öffnete, hatte Negan sich von mir entfernt. Hatte er gerade Angst vor mir bekommen?

Mein Kopf schmerzte und eine Träne rollte mir unwillkürlich über die Wange. "Ist alles okay?", fragte er mich vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und schaute auf meine Hände. Ich sah Blut. Ich blinzelte gefühlte tausendmal und dann war es wieder weg. Mein Blick fiel auf das Fenster. Keine Sekunde später riss ich es auf und kletterte auf die Fensterbank. "Scheiße, Catha!", Negan kam mit schnellen Schritten zu mir und umklammerte mein Becken. Dachte er echt, ich wollte springen?

Nein, ich brauchte einfach frische Luft. Ich ließ ihn mich festhalten und atmete tief ein und aus. Nach einiger Zeit beruhigte sich mein heftiger Herzschlag und ich konnte wieder klar denken. Er schien es zu merken und hob mich langsam wieder runter und drehte mich zu sich um. "Soll ich mich jetzt auch hinknien, Eure Majestät?", kam es etwas geschwächt von mir.

King & Queen || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt