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Cathas Sicht

Mit höllischen Kopfschmerzen wurde ich am nächsten Morgen wach und wusste gar nichts mehr. Ich richtete mich auf und verdrehte die Augen. Ich war schon wieder in Negans Bett gelandet. Als hätte es irgendeine magische Anziehungskraft. Ich hob die Decke ein Stück an und verdrehte gleich nochmal die Augen. Wir hatten also schon wieder miteinander geschlafen. Ich wollte das nicht mehr. Ich konnte das nicht mehr.

Vorsichtig stand ich auf aber meine Beine gaben sofort unter mir nach, sodass ich dazu gezwungen war, noch ein wenig im Bett zu verweilen. Mein Blick huschte durch den Raum. Über sämtliche unserer Kleidungsstücke und diesen verdammten Baseballschläger. Nächster Versuch. Ich stand langsam auf und taumelte zu Lucille. Ich nahm den Schläger in die Hand und führte langsam einen Schlag aus, so wie er es immer tat. Ich musste schon irgendwie zugeben, dass es sich nicht schlecht anfühlte.

"Tzz, Lucille.", sagte ich in einem abwertenden Ton. "Du siehst verdammt heiß aus." Ich zuckte leicht zusammen. Ich hatte doch tatsächlich vollkommen vergessen, dass er hier war. Vorsichtig stellte ich seinen kostbaren Schatz wieder hin und sammelte meine Sachen wieder ein. "Komm her.", raunte er in einem verschlafenen Ton, der mir eine Gänsehaut verpasste.

Doch ich gab nicht nach und schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. "Komm her!", kam es nochmal in einem schärferen Ton. Ich zog mir mein Oberteil über, zog es so tief ich konnte und ging dann zu ihm. Er verlangte, dass ich mich zu ihm legen sollte und ich tat es nach kurzem Zögern. Er zog mich zu sich unter die Decke und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Danach zog er mir das Oberteil aus.

"Das brauchst du heute nicht." Ich seufzte und nahm mir mein Shirt wieder. "Ich muss arbeiten." "Hättest du gestern tun können." Boom. Auf einmal erinnerte ich mich wieder. Zumindest an ein paar Teile. Ich erinnerte mich an Daryl und seine Worte und dass ich getrunken hatte. Daryls Worte hallten in meinem Kopf.

Es war mir unangenehm und peinlich. Ich schaute von ihm weg und spielte etwas mit dem Zipfel eines Kissens. "Ich weiß, was er gesagt hat und ich weiß auch, wie sehr dich seine Worte verletzt haben." Ich hasste es, wenn er das tat. Er brauchte nicht so tun, als würde er mich verstehen. "Ach ja? Ich kann mich daran erinnern, dass du es warst, der Dwight dazu beauftragt hat, uns zu belauschen. Ich dachte echt, wir wären über diesen Punkt schon hinaus."

Er ging sich durch das leicht zerzauste Haar. Das tat er immer, wenn er gerade nicht wusste, was er sagen sollte. "Cayetana, ich wollte einfach nur, dass dir nichts passiert." "Red dir das ruhig weiter ein. Du warst es doch, der meinen Zustand ausgenutzt hat.", mein Gesichtszug veränderte sich prompt. Seiner auch. "Du hast einen Filmriss, kann das sein?", fragte er leicht amüsiert, "Denn du warst es, die auf einmal halbnackt vor mir stand."

Ich spürte förmlich, wie sich die Röte in meinem Gesicht ausbreitete und sein Grinsen bestätigte die peinliche Wahrheit. "Und trotzdem habe ich deinen 'Zustand' nicht ausgenutzt.", ich schaute ihn daraufhin verdutzt an, "Ich habe Ehre." "Ach also wegen deiner Ehre hütest du vier Frauen in einem Zimmer."

Er schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Dann öffnete er sie wieder und sah in meine giftigen Augen. "Du bist eifersüchtig.", stellte er überrascht und gleichzeitig amüsiert fest. "Nein?!", antwortete ich gespielt entsetzt. "Du bist eifersüchtig.", sagte er nochmal, als würde er es selbst nicht glauben. Jetzt wurde es mir zu blöd. Ich zog mir mein Oberteil wieder über und stand auf. "Catha.", er setzte sich auch auf und schaute mir zu, wie ich mich wieder vernünftig anzog.

"Jetzt hab dich doch nicht so.", stichelte er. Er wollte mich doch nur wieder ins Bett kriegen und mich, nachdem er wieder die Kontrolle über mich hatte, erniedrigen wie wenig ich ihm doch Wert war. Bei dem Gedanken fingen meine Augen an zu brennen und ich spürte, wie eine heiße Träne über mein Gesicht lief.

Schnell wischte ich sie weg und wollte eigentlich aus dem Zimmer stürmen, als ich auf sein Blut beschmiertes Shirt aufmerksam wurde. Ich hob es auf und betrachtete es.
"Was hast du getan?", fragte ich wütend. Ich wusste, dass er Daryl hasste und ich wusste, dass er gestern in Alexandria gewesen war. Beide Varianten gefielen mir ganz und gar nicht.

"Ich habe Alexandria den Toten geschenkt." "Wessen Blut ist das?", fragte ich verhasst, "Was hast du getan verdammt?!" "Ich habe mich mit Daryl unterhalten." Mein Ton milderte sich. "Du hast mit Daryl gesprochen.", wiederholte ich. "Ja.", er stand auf und zog sich seine Hose an, "Und ich habe ihm deutlich gemacht, wo er steht und was er sich ab jetzt nicht mehr leisten kann.", er kam zu mir. Ich schüttelte den Kopf etwas.

"Ich kann meine Kämpfe selbst führen, Negan." "Ich weiß. Aber du siehst und kannst nicht das, was ich kann." "Und was sehe ich nicht? Und was bitte kann ich nicht?", fragte ich herausfordernd. "Du hast nicht gesehen, wie besessen er von dir ist und du hättest ihn niemals schlagen können." Ich drehte mich von ihm weg, verschränkte meine Arme und strich mir über die Oberarme.

King & Queen || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt