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Drei Wochen später
Cathas Sicht

"Ich kann nicht mehr nur rumsitzen, Negan. Ich muss nach draußen. Meine Leute warten auf uns."
Die letzten Wochen lag ich nur im Bett. Mein geprelltes Bein und meine Wunden heilten. Zurück blieben nur Narben und Kopfschmerzen. Ich versuchte seit Tagen Negan dazu zubringen mich von hier wegzubringen.

Ich wollte mit ihm zurück und ihm zeigen, was ich aufgebaut hatte und dann würden wir meinen Plan in die Tat umsetzen und Alexandria vernichten. Er hingegen wich diesem Gesprächsthema immer wieder aufs Neue aus. Ich wollte einfach weg. Ich wollte mich wieder bewegen.

Er ging sich durch die Haare und setzte sich zu mir aufs Bett. "Zeit ist vergangen, Cayetana.", war das Einzige, was er sagte.
"Was meinst du damit?"

"Was ich damit meine, ist, ich habe in der Zeit, als ich in Alexandria eingesperrt war, viel nachdenken können. Ich dachte über die Fehler nach, die ich gemacht habe und das bei weiten Schlimmste war, dass ich dachte, ich hatte dich getötet. Nur wegen mir warst du an diesem Tag alleine im Sanctuary. Und glaube mir - die ersten Jahre wollte ich nichts anderes tun, als ebenfalls zu sterben. Mein Herz war gebrochen. Doch es heilte auf eine Weise. Und ob du es glaubst oder nicht, ich habe sogar einen Freund in Alexandria."

Ich richtete mich auf und hörte ihm zu, obwohl ich kaum glauben konnte, was er erzählte. Er hatte recht. Wir hatten uns verändert, jedoch unterschiedlich.

"Und was sollen wir jetzt tun?", fragte ich etwas ahnungslos. "Wenn wir zurück zu dir gehen, werden wir den nächsten Krieg anzetteln.", hauchte er. "Wir würden endlich unsere Rache bekommen." "Aber wer weiß, wie das enden würde. Und ich könnte dich nicht nochmal verlieren."

Ich seufzte. "Was schlägst du also vor?" Negan kam mir näher und legte eine Hand in mein Gesicht. "Kannst du dich an unser letztes Gespräch erinnern, bevor alles schief ging?" "Du wolltest morgens einfach so gehen, ohne dich zu verabschieden.", hauchte ich. Er lächelte und kam mir näher.

"Unter anderem ja, aber ich bin an dem Tag gegangen, wie an so vielen anderen Tagen davor. Nur habe ich dir nie erzählt, wohin.", ich schaute ihn etwas skeptisch an. "Du hast zumindest nie die Wahrheit über deine Absichten mit mir geteilt. Hättest du mit mir geredet, hätte ich dich damals gefunden.", ich zog ihn zu mir ran und küsste ihn leidenschaftlich.

Er schmunzelte in den Kuss hinein und drückte mich nach hinten. "Nun ja, hätte ich es dir verraten, wäre es ja keine Überraschung mehr gewesen." Ich legte meine Arme um seinen Nacken, während er schmunzelnd über mir stützte. Nun küsste er mich wieder aber ich löste mich wieder, woraufhin er rau lachte.

"Was meinst du mit Überraschung?" "Du weißt doch, ich habe nie etwas gemacht, ohne eine Absicht dahinter zu haben.", er verwirrte mich. "Was meinst du?" "Ich zeig es dir, wenn du dir sicher bist, dass du deine Rachegelüste vergessen kannst."

Ich zog ihn wieder weiter zu mir runter, sodass sich unsere Lippen fast berührten. "Ich kann alles vergessen, solange du für immer bei mir bleibst. Ich liebe dich." "Und ich liebe dich." "Zeig es mir."

Im nächsten Moment griff er mich plötzlich an der Taille und stand mit mir auf. Ich klammerte meine Beine um sein Becken. "Lass uns von hier verschwinden.", sagte er, nahm noch unsere Waffen und trug mich anschließend aus dem Gebäude. Unten stand ein Auto und es lag eine Tasche auf dem Rücksitz. Als hätte er das schon alles geplant.

"Fahren wir jetzt in die Flitterwochen?", witzelte ich ohne jegliche Ahnung. "Du wirst Augen machen.", provozierte er und setzte mich im Auto ab. Er stieg auf der Fahrerseite ein und fuhr los. Während ich die ganze Zeit aus dem Fenster schaute und nachdachte, beobachtete Negan mich und meine gerunzelte Stirn.

Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und strich leicht drüber.
"Mach dir nicht so viele Gedanken." "Ich habe so viel Zeit in Planung und Waffen investiert, doch mir ist nie aufgefallen, was wirklich wichtig ist.", ich legte meine Hand auf seine.
Er lächelte mehr als ich und eine Stunde später hielten wir plötzlich auf einer Straße mitten im Wald an.

"Was machen wir hier?", fragte ich und er grinste nur. "Augen zu.", ich schloss die Augen und er half mir aus dem Auto. Mit einem Dauergrinsen im Gesicht lief ich langsam und vorsichtig mit ihm ein Stück in den Wald. "Was machen wir hier?", fragte ich wieder lachend.

Auf einmal umarmte er mich von hinten. "Augen auf.", flüsterte er. Als ich sie öffnete, traute ich meinen Augen nicht. Wir standen vor einem Haus, aber einem schönen Haus. Es war nicht heruntergekommen wie fast alle Gebäude. Es schien fast nagelneu zu sein.

"Was ist das hier?", meine Augen funkelten förmlich.
"Wenn es nach mir ginge, würde ich es Sanctuary nennen. Aber vielleicht bleiben wir zuerst bei Zuhause."
Ich traute meinen Augen nicht und lief nach drinnen. Es war wie ein Traum. Schöne Möbel, große dekorierte Räume. Das Schlafzimmer ähnelte sogar unserem früheren Schlafzimmer.

Zu beschäftigt mich umzusehen, übersah ich beinahe das Funkgerät auf dem Bett. Daneben ein Zettel: 'Frequenz 0.630 nur für den Notfall. Deine Männer werden dir immer auf Abruf bereitstehen. Lebe deinen Traum. -Sharika'.

Negan kam hinter mir an. "Ich habe sie kennengelernt. Ein tolles Mädchen. Sie hat mich gebeten dich endlich von deinem inneren Krieg zu befreien. Sie übernimmt die Führung stellvertretend für dich." Ich atmete erleichtert auf, als würde all der Ballast von meiner Seele fallen.

"Wie viele wissen von diesem Ort hier?" "Nur sie und Daryl. Aber um ihn brauchst du dich nicht kümmern. Er weiß, was ihm blüht, wenn er uns verrät." "Wir werden immer auf der Hut sein müssen. Alle halten uns für tot." "Das werden wir. Und sollte der Tag kommen, an dem man uns findet, werden wir zusammen alles vernichten, was sich uns in den Weg stellt."

Ich drehte mich zu ihm um. "Das, das hier, das ist alles, was ich jemals wollte." "Das hatte ich gehofft. Du hast ja keine Ahnung wie lange ich hierfür gebraucht habe." "Du hast mich damals also für ein Haus versetzt?" "Für unser Haus."

Lachend fiel ich ihm um den Hals und küsste ihn überladen mit Gefühlen. Es war alles wie in einem Traum. In unserem persönlichen Traum. Die Welt hatte uns auf eine fast unmögliche, harte Probe gestellt.

Doch wer hätte gedacht, dass wir genau das brauchten, um unser Glück zu finden? Die letzten Jahre waren die schönsten und schlimmsten gewesen, die je durchlebt hatte. Ich war über mich selbst hinausgewachsen. Ich wurde zur Anführerin und zur Feindin. Ich hatte mich von meiner "normalen" Vergangenheit befreit und ich hatte die Liebe meines Lebens zuerst am liebsten getötet, dann verloren, doch am Ende für mich gewonnen. Und genau das ist es, was uns ausmacht. Jetzt sind wir hier, in unserem eigenen persönlichen Palast, als wäre es nie anders gewesen.

Denn wir sind King & Queen of The Walking Dead.

King & Queen || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt