1. Kapitel

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Ashley (POV)

Ein Ruckeln ließ mich aufwachen. Ich blinzelte ein paar Mal, da mir das viel zu helle Licht in den Augen brannte, weshalb ich sie zukneifen musste. Mein Kopf dröhnte wie verrückt. Vorsichtig legte ich meine Hand an meinem Kopf, nur um sie zischend wieder wegzuziehen. „Du bist ja schon wach" meine Mom drehte sich zu mir nach hinten und lächelte mich an. Ein gewisser Angstgeruch wehte von ihr zu mir herüber und in ihren Augen funkelte Schuld.

Erst jetzt merkte ich, dass ich mich in Dads Auto befand. Verwirrt blickte ich aus dem Fenster und starrte geschockt auf die vorbeiziehende Landschaft. Ich konnte nicht viel, außer verschwommene Bäume, erkennen. Ab und zu fuhr ein Auto auf der Gegenfahrbahn. „Wo fahren wir hin?" fragte ich ruhig und verwirrt. Das Lächeln meiner Mom verschwand aus ihrem Gesicht. Irgendwas stimmt hier nicht!

Mein Blick verfinsterte sich. „Wo fahren wir hin" knurrte ich leise. „Also... ähm... wir-..." meine Mom stotterte und man merkte wie unsicher sie war. „Wir bringen dich in ein Internat" unterbrach mein Dad sie und blickte kurz in den Rückspiegel. „Was!? Warum?" ungläubig starrte ich meinen Vater an, der gerade auf eine Kieselwegstraße einbog und diese entlangfuhr. Ich bekam keine Antwort.

Eine Zeit lang herrschte Stille, während wir den Kieselweg entlangfuhren, bis meine Mom wieder anfing zu sprechen, „Es ist so-..." „Wir sind da" wieder unterbrach mein Dad meine Mom. Er fuhr auf ein Gebäude zu, das eine Ähnlichkeit mit einem Schloss oder so hatte. Es war hell gestrichen und hatte dunkle Dächer, sowie dunkle Fensterahmen. Mein Vater fuhr auf einen Parkplatz und parkte schließlich ein. Die Jugendlichen sahen uns dabei komisch an. Haben die alle keinen Fernseher daheim?

„Komm, steig aus" sagte mein Vater und stieg selbst aus. Meine Mutter machte es ihm nach. Ich atmete kurz durch, schnallte mich ab, öffnete die Tür und stieg ebenfalls aus. Sofort wurde ich von fremden Gerüchen konfrontiert. Es war alles durcheinander und verschieden. Jedoch konnte ich eine Sache sofort erkennen. Werwölfe!

Wütend drehte ich mich zu meinen Eltern, die auf der anderen Seite des Autos standen. „Was soll ich hier?!" fragte ich knurrend nach. Meine Mom zuckte zusammen und ging einen Schritt näher ans Auto. Sie war angespannt und wirkte so als ob sie am liebsten alles wieder rückgängig machen wollte. Mein Vater jedoch zog irgendetwas aus dem Kofferraum, was sich als einen meiner Koffer entpuppte. Danach zog er einen zweiten und meine Tasche heraus, schloss den Kofferraum und stellte sich zu meiner Mom. „Ich frage nochmal. Was soll ich zum fick hier!" knurrte ich lauter. Meine Mom zuckte wieder zusammen, weshalb mein Vater sie schützend in die Arme nahm.

„Du wirst hier dein letztes Jahr verbringen und nach einer Wohnung suchen. Wenn du eine hast schicken wir dir dein restliches Zeug" erklärte mir mein Vater. „Bitte was!?" schrie ich und konnte mir denken wie sich ein paar der Schüler zu uns drehten. „Euch ist bewusst, dass hier nur Werwölfe sind?" fragte ich verwirrt nach. „Ja. Du bist selbst einer. Es ist besser für dich unter deinen Artgenossen zu sein" „Wozu?" ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich verstand ihre Beweggründe nicht. „Wir wollen dich doch nur schützen" fand meine Mom auch wieder ihre Sprache und sah mich traurig an.

„Mich beschützen?" ich lachte spöttisch auf. „Wohl eher, um EUCH zu beschützen" sauer funkelte ich meine Eltern an. „Und wenn schon?! Es ist besser so!" wurde mein Vater ebenfalls lauter und im Augenwinkel sah ich zu wie meine Mutter in das Auto stieg. „Ihr wollt mich also wirklich hierlassen?" fragte ich nochmal nach. „Genau. Es ist alles geregelt" mein Vater ging um den Wagen herum und blieb neben mir stehen. Mit einem kurzen Blick zu mir stieg er in das Auto und fuhr davon. „Ich hasse euch!" schrie ich ihnen hinterher, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwanden. Sie haben mich wirklich hier stehen lassen!

Schnaubend blickte ich auf die zwei Koffer und meiner Schultasche. Und wie stellen die sich vor, dass ich das trage! Schnaubend hängte ich mir die Tasche über und nahm in jeweils eine Hand einen Koffer. So ging ich in das Gebäude und musste die ängstlichen, abstoßenden oder hasserfüllten Blicke ertragen. Warum schauen die alle so?

Mit einem unguten Gefühl, welches ich gekonnt ignorierte, stand ich nun in diesem Gebäude und wusste nicht weiter. Vor mir erstreckte sich eine riesige Treppe, die nach oben führte. Rechts von mir kam man zu einem Speisesaal. Links von mir zum Turnsaal. Zumindest stand dies auf den ganzen Schildern.

Ich sah mich nach einem Lift um, doch alles was ich sah waren Schüler und die Treppen. Verdammt!

Sauer zog ich die beiden Koffer zu den Treppen und zog zuerst den einen und dann den anderen die Treppen hoch. Zum Glück musste ich das nur bis in den ersten Stock machen, da sich das Sekretariat in diesem befand. Ich stellte beide Koffer vor der Tür ab und klopfte. Da aber keine Antwort kam, öffnete ich einfach die Tür und stand vor einem Typen und einer Frau. Beide sahen mich an, bis der Typ „Meins" flüsterte und ich schlucken musste. Das war also das komische Gefühl. „Wie kann ich Ihnen helfen?" fragte mich die Frau. „Mein Name ist Ashley Laion. Ich soll meine Sachen von hier holen" erklärte ich ihr und versuchte den brennenden Blick des Mannes neben mir zu ignorieren. „Ach. Wie schön dich hier zu sehen. Also hier hast du deinen Stundenplan, deinen Zimmerschlüssel und die Bücherliste. Das Zimmer ist ein Einzelzimmer und findest du im zweiten Stock. Die Bücher bekommst du in der Bibliothek" lächelte sie freundlich und drückte mir die ganzen Sachen in die Hand. So viel Freundlichkeit! Ekelhaft!

Ich nickte und während ich mich umdrehte, um den Raum wieder zu verlassen, sah ich dem Typen in die Augen. Er hatte Ozeanblaue Augen. Faszinierend!

„Ach... Miss Laion!" Ich drehte mich zu der Frau um, die mich nochmal gerufen hatte. „Um acht Uhr beginnt der Unterricht und von sieben bis dreiviertel acht ist Frühstückszeit" erklärte sie mir mit einem Lächeln. Ich nickte nur und verließ nun endgültig den Raum. Wie kann man nur so freundlich sein?! Aber warum musste ich jetzt auch noch meinen Mate finden?! Reicht dieses beschissene Internat nicht?!

Genervt von der ganzen Situation fing ich an mein Zimmer zu suchen, welches ich auch nach einer Stunde, ewigen hin und her gehen und komischen Blicken, endlich fand. Es war, wie die Sekretärin gesagt hatte, ein Einzelzimmer und im zweiten Stock.

Wenn man direkt in das Zimmer hineinging, hatte man rechts von sich eine Tür, die zu einem Badezimmer führte. Direkt gegenüber der Zimmertür war ein Fenster, links davon in einer Nische ein Kleiderschrank. Gegenüber von dem Schrank war das Bett, in dem locker zwei Personen liegen hätten können, und doch war es kein Doppelbett. Neben dem Bett stand ein Nachtkästchen. Und am Bettende an der Wand stand der Schreibtisch, darüber hing ein Regal.

Seufzend stellte ich die Koffer und meine Tasche ab und legte mich in das unbezogene Bett. „Das kann doch nicht deren Ernst sein! Niemals lassen sie mich hier!" knurrte ich in den Raum. „Wie konnten sie überhaupt wissen, dass es ein Internat für Werwölfe ist?" Frustriert fuhr ich mir übers Gesicht, als mich ein Räuspern aufsehen ließ. Der Typ aus dem Sekretariat stand an der Wand gelehnt da und sah mich an. Woher weiß er wo mein Zimmer ist?!

„Was willst du?" fragte ich genervt und stand vom Bett auf. Er sagte jedoch nichts, sondern stieß sich von der Wand ab und ging auf mich zu. Etwas unsicher ging ich zurück, bis ich an der Wand ankam und mein Rücken dagegen stieß. Verdammt! Ich zischte und sah kurz hinter mich, dann sah ich wieder zu ihm. Er stand nun direkt vor mir und stützte sich an der Wand ab. Seine Arme links und rechts von mir. Sein Geruch stieg mir in die Nase. Er riecht so gut. Warte was!? Nein! Ich darf mich ihm nicht hingeben! Niemals! Ich kenne ihn nicht und will es auch nicht!

Wolves - The MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt