Sicht: Leandro Marino
Als ich aufwachte, war es bereits tiefste Nacht. Mein Kopf fühlte sich an, als hätte mir jemand einen Knüppel übergezogen. So ähnlich war es ja auch gewesen.
Mein Rücken brannte wie Feuer und ich stöhnte leise. Isabelle regte sich neben mir und setzte sich auf. „Hey“, flüsterte sie und lächelte. „Wie geht es dir?“ „Das willst du lieber nicht wissen, mein Liebling.“ „Soll ich dir die gleiche Dosis nochmal verabreichen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Wie sieht die Brandwunde aus?“
Sie verzog das Gesicht. „Sie ist etwa Handteller groß und sieht nicht gut aus, wenn ich ehrlich sein soll.“ Ich ließ meinen Kopf zurück ins Kissen sinken. „Entzündet?“ „Nein, zum Glück nicht.“ „Dann wird sie heilen.“
Sie schwieg und ging nicht auf meine Worte ein. „Ich habe dich freistellen lassen für den Rest der Überfahrt.“ „Wie hast du das geschafft?“ „ Ich habe Lieutenant Murphy bekniet, ein Wort für dich einzulegen und er war hier, um sich selbst ein Bild der Lage zu machen.“
Ich schaute sie verwundert an. „Er war hier? Woher kanntest du ihn?“ „Wir sind uns zuvor an Deck begegnet und ich habe ihm die Verletzung gezeigt.“ Ich machte einen uneindeutigen Laut und sie lächelte.
„Krieg ich jetzt einen Kuss von dir?“, fragte ich sie mit bittendem Ausdruck, der sie leise zum Lachen brachte. „Aber nur einen.“ Damit presste sie ihre Lippen fest auf meine und küsste mich innig. Meine Hände wanderten ihren Rücken hinauf und ich vergrub sie in ihren Haaren. Ihr Körper war weich und sie war vorsichtig, doch den Schmerz konnte sie nicht verhindern. Ich spannte mich an und augenblicklich löste sie sich von mir.
„Nein, es ist nicht schlimm. Komm her“, murmelte ich, doch ihr Blick war streng und brachte mich zum Verstummen. „Na schön“, murrte ich, nahm es mir jedoch heraus, sie wieder an mich zu ziehen. Sie war bemüht, mir nicht weh zu tun.
„Entspann dich, mio amore. Du kannst mir nicht weh tun.“ Nach einigen Minuten ergab sie sich meinen Armen und schmiegte sich an mich. Ich legte einen Arm um sie und biss die Zähne zusammen. Das war es mir wert.
Warum zum Teufel musste ich verletzt sein?
Meine Gedanken drifteten ab und ich konnte für diese Nacht nicht mehr schlafen, da meine Schmerzen mich wach hielten, aber es hatte auch etwas für sich, Isabelle beim Schlafen zu beobachten. Sie sah so unglaublich jung aus im Traum.
Ich korrigierte mich. Sie war noch unglaublich jung. Das vergaß ich manchmal, weil sie so viel klüger als die meisten Frauen ihres Alters war, doch sie war nicht einmal 20 Jahre alt.
Ein Jahr älter als Abby damals gewesen war als ich sie geheiratet hatte. Fünf Jahre trennten mich und Izzy. Im April würde ich fünfundzwanzig werden.
Nachdenklich betrachtete ich sie. Ich konnte meine Augen nicht von ihrem Gesicht abwenden. Stundenlang lag ich wach und versuchte, sie nicht zu wecken, wenn die Schmerzen stärker wurden. Sie sah erschöpft aus und ich fragte mich, ob ich der Grund dafür war.
Irgendwann hielt ich das Brennen meines Rückens und die Kopfschmerzen nicht mehr aus und versuchte, mich aufzusetzen. Leise stand ich auf und musste mich sofort abstützen. Als ich mich halbwegs gefangen hatte, schleppte ich mich zum Tisch, wo noch immer das Schlafmittel stand, das Izzy mir eingeflößt hatte.
Ich wollte nicht wieder besinnungslos werden, also veränderte ich die Dosierung. Ein paar wenige Tropfen sollten ausreichen.
Ich nahm tiefe Schlucke und unterdrückte ein kehliges Husten. Dann humpelte ich ans Bett der Zwillinge.
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Silver Love
Historical Fiction„Schließen Sie die Augen und geben Sie sich der Musik hin", flüsterte er in mein Ohr und ich seufzte. Dann folgte ich seinem Ratschlag und schloss die Augen. „Jetzt atmen Sie tief aus und lassen die Anspannung los." Tatsächlich verschwanden plötzlic...