Zweieinhalb Jahre später
Sicht: Isabelle Marino
Die Übelkeit verfolgte mich schon den ganzen Morgen. Hatte ich mir etwa etwas eingefangen? Ich hoffte nicht. Das durfte einfach nicht passieren. Nicht heute, nicht wenn ich meine Prüfung hatte.
„Izzy, du bist ganz blass um die Nase“, bemerkte Jane neben mir und warf mir einen besorgten Blick zu. „Mir ist schlecht“, brachte ich hervor, bevor ich mich in einen nahestehenden Putzeimer übergab. „Du liebe Güte. Du musst ins Bett, aber schnell.“ „Sie muss nicht ins Bett und sie ist auch nicht krank“, ertönte hinter uns eine strenge Stimme. Das durfte doch nicht wahr sein. Diese Stimme gehörte zu meiner Professorin für Humanbiologie. Und gerade vor ihr hatte ich mich übergeben.
Ich wischte mir mit hochrotem Kopf den Mund ab und fragte mich, ob ich es wagen konnte, mich ihr zuzuwenden. Ich tat es und warf Jane neben mir einen hilflosen Blick zu. Sie zuckte mit den Schultern.
„Mrs Marino, Sie sind nicht krank… Sie sind schwanger. Ich gratuliere.“ Und zum ersten Mal sah ich sie lächeln, während mir der Unterkiefer herunter klappte. „Das ist unmöglich. Ich kann nicht schwanger sein“, stammelte ich hilflos und ihr Lächeln vertiefte sich. „Ich hatte bis jetzt eigentlich den Eindruck, dass Sie eine recht glückliche Ehe führen“, erwiderte sie mit einem Schmunzeln, das die Farbe meines Gesichts in den Rotton einer Tomate verwandelte.
„Ich gehe davon aus, dass Ihre Monatsblutung schon überfällig ist?“ Noch röter nickte ich erneut. „Dass gerade Sie als angehende Ärztin es nicht bemerkt haben, meine Liebe. Gehen Sie jetzt nach Hause und verkünden Sie Ihrem Mann die frohe Botschaft. Ich bin sicher, dass Sie die Prüfung nachholen können.“
Ein nie gekanntes Glücksgefühl machte sich in mir breit. Ich war tatsächlich schwanger. Mein Gott. Leandro und ich würden ein Kind bekommen. Ich lachte und Jane umarmte mich kurz. „Herzlichen Glückwunsch, Izzy. Ich glaub´s nicht. Meine beste Freundin wird Mutter.“
Ich schob sie ein Stück von mir. „Ich habe bereits zwei Kinder, auch wenn ich nicht ihre leibliche Mutter bin.“ Sie nickte. „Natürlich. Und jetzt geh! Leandro hat ein Recht, es zu erfahren.“ Sie grinste und schob mich in Richtung Ausgang.
Ich ließ mich nicht lange bitten. „Bis morgen!“, rief ich ihr noch zu und hastete dann nach draußen in den wunderschönen Frühlingsmorgen.
Das Glücksgefühl in meiner Brust dehnte sich aus und ich sprühte vor Leben. Ein Lachen bahnte sich seinen Weg aus meiner Kehle und ich rannte. Es war mir egal, dass sich das nicht gehörte.
Der Weg war nicht lang, doch ich war völlig außer Atem, als ich unser kleines Haus erreichte. Die integrierte Arztpraxis befand sich im unteren Geschoss und ich stürmte ins Wartezimmer. Dort lief ich prompt in Jordan hinein. „Na na, hübsche Frau. Nicht so hastig. Wo soll´s denn hingehen?“ Ich strahlte ihn an. „Hast du Lee gesehen, Jordan?“ Er nickte.
„Er wollte kurz hochgehen, um ein Buch zu holen.“ Ich hob die Hände, ballte sie kurz zu Fäusten und klopfte ihm auf die Schulter. „Danke.“ Er musterte mich irritiert, doch ich hatte den Raum schon längst verlassen und stürmte die Treppen hinauf.
Im Flur begegnete ich Leandro, der verwundert lächelte, als er mich sah. „Izzy, was machst du hier? Hast du nicht deine Prüfung?“ Ich strahlte noch immer so, dass sein Gesichtsausdruck einen besorgten Zug bekam. „Ich kann die Prüfung nachholen“, keuchte ich völlig außer Atem. Er kam auf mich zu und packte mich bei den Armen. „Isabelle, was zum Teufel ist eigentlich passiert? Muss ich mir Sorgen machen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ganz sicher nicht. Lee. Es ist etwas Wundervolles passiert.“ Die Verwirrung, die er ausstrahlte, brachte mich zum Lachen. „Ich bin schwanger.“
Seine Augen weiteten sich erstaunt, dann breitete sich langsam auch bei ihm ein strahlendes Lächeln auf den Lippen aus. „Schwanger? Wirklich? Oh Izzy!“
Zu meinem Schrecken hob er mich hoch und wirbelte mich durch die Luft, bevor er mich küsste. Ich krallte mich in seinem Hemd fest und er hielt mich fest. „Du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt, Isabelle“, flüsterte er in mein Ohr. „Ein kleines Kind wächst in dir heran.“ „Ich weiß“, hauchte ich, noch immer geschockt. „Das ist ein Wunder. Du bist ein Wunder.“
Er sah aus, als könne er sein Glück nicht fassen und das beschrieb das, was ich fühlte, eigentlich ganz gut.
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Silver Love
Fiksi Sejarah„Schließen Sie die Augen und geben Sie sich der Musik hin", flüsterte er in mein Ohr und ich seufzte. Dann folgte ich seinem Ratschlag und schloss die Augen. „Jetzt atmen Sie tief aus und lassen die Anspannung los." Tatsächlich verschwanden plötzlic...