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 Es war leise in meinem Zimmer, heute war ein sehr heißer Tag und nur der alte Ventilator gab Geräusche von sich, die sich anhörten, als würde er jeden Moment explodieren.

Wirklich gemacht hatte ich heute nichts, ich musste auch nicht in die Bäckerei, meine Großeltern brauchten bei nichts Hilfe und die anderen waren mit ihren eigenen Sachen beschäftigt. 

Und obwohl ich Jungkook dankbar war, dass er zu mir gekommen ist, nachdem ich ihn angerufen habe, konnte auch er nichts gegen meine bedrückte Stimmung tun. Wir lagen beide in meinem Bett, er war an seinem Handy und schaute sich irgendwelche beeindruckenden Zeichnungen an, während ich meinen Kopf auf seine Schulter gelehnte hatte und mit in sein Handy starrte.

 Es schien ihn nicht zu stören, dass ich mich so an ihn lehnte, obwohl es so warm war und dies erleichterte mich, denn es beruhigte mich. Er beruhigte mich mit seiner gefassten und stillen Art. Manchmal denke ich, wir sind sehr verschieden, sollten gar nicht zueinander passen und  doch sind wir Freunde geworden. Das macht mich froh, aber werden wir immer Freunde sein? Werden wir immer zusammen sein können? Wird er mich auch zurücklassen-

Mit einem lauten Seufzten ließ Jungkook sein Handy auf seine Brust fallen. Ich musterte fragend sein Gesicht, welches sich zu mir drehte und ich mich leicht von ihm löste, da er sich aufrichtete und richtig zu mir drehte.

"Sag schon, was bedrückt dich so?"

Ertappt weitete ich meine Augen und sah bedrückt auf meine Bettdecke, auf der wir saßen.

"Dass du sowas immer merkst", versuchte ich die Stimmung zu lockern, doch Jungkook blieb ernst, er durchbohrte mich mit seinem Blick, der mich beinahe schon warnte, dass ich bloß nicht ablenken sollte...

"Du hast mich einfach angerufen, gefragt was ich mache und jetzt wo ich hier bin, tun wir nichts, als wie Zombies auf mein Handy zu starren, während du so wirkst, als würden dich deine Gedanken auffressen. Du bist heute viel stiller, also ist klar, dass dich was bedrückt. Wenn du nichts sagen willst, ist es in Ordnung, aber sag mir wenigstens ob ich mit meiner Vermutung richtig liege."

Ich war erstaunt, wie gut Jungkook durchblicken konnte und wieder wurde mir bewusst, dass er so gut wie alles mitbekommt. 

Schwer atmete ich aus und blickte aus dem Fenster, ich wollte doch bloß einen freien Kopf bekommen, doch selbst mit der Anwesenheit des Jüngeren geht es mir nicht besser. Somit beschloss ich mich Jungkook anzuvertrauen und erklärte mit bedrückter Miene:"Jin wird gehen..."

Ich erkannte aus dem Augenwinkel, wie sich Jungkooks Augenbrauen fragend hoben, er brauchte nichts sagen, da er erklärte ich von selber:"Es steht schon lange fest, dass Jin umziehen wird, zu seiner Freundin, weit weg von hier, doch eigentlich sollte es noch etwas dauern. Heute morgen hat er in unsere Gruppe geschrieben, dass er nächste Woche gehen wird, er plant am Wochenende eine kleine Party, wo alle eingeladen sind und sich von ihm verabschieden können...Weißt du, ich war immer naiv, lange habe ich gedacht, wir alle werden für immer hier im Dorf bleiben. Wir werden zusammen erwachsen, zusammen alt, gründen hier unsere Familien und werden immer zusammen bleiben. Ich habe ignoriert, dass die anderen Pläne haben, anders als ich es mir vorstelle, doch nun wird Jin gehen und er bleibt nicht der einzige. Hoseok und Namjoon wollen auch bald in die Stadt ziehen, Jimin hat auch große Träume und am Ende werde ich alleine bleibe. Nur Yoongi hat wie ich vor, für immer hier zu bleiben, aber es ist nichts das Gleiche und das wird es auch nie wieder werden...Es hört sich vielleicht armselig an, wenn nicht egoistisch, doch ich will nichts das sich was ändert. Ich bin froh wie es ist, wie es war, aber gerade habe ich einfach das Gefühl alles was war löst sich langsam auf..."

Ich kam mir beinahe blöd vor, so offen über meine Gefühle und Sorgen zu sprechen, selbst die Tränen konnte ich kaum unterdrücken, doch es musste raus und Jungkook schien nichts dagegen zu haben mir bei meinem Geheule zuzuhören. 

Ich konnte ihm aber nicht ins Gesicht schauen, da es mir einfach unangenehm war und da er nichts sagte entstand eine unerträgliche Stille für mich.Nervös wollte ich anfangen was zu sagen, da spürte ich seine Arme um mich, fiel mit ihm zusammen nach hinten in mein Bett und merkte, wie er mich an seine Brust zog. Seitlich lag ich halb auf ihm und war verwundert, eine Gänsehaut fuhr über meine Haut, als er begann durch mein Haar zu streichen und erst sagte er nichts, bevor er hauchte:"Jeden Menschen belastet es, sobald sich etwas ändert, wenn Vorstellungen anders verlaufen, doch so ist das Leben. Es passieren immer Sachen die vielleicht ungewollt oder anders sind, als man es gerne hätte, aber dadurch lernt man. Man wächst durch Enttäuschungen, durch Probleme und Schwierigkeiten, das ist der Weg durch den man immer erwachsender und reifer wird. Es ist keine Schande, dass du so denkst, dass du alles so haben willst, wie es ist, aber du musst versuchen es zu akzeptieren. Als du in mein Leben tratst war es ebenfalls eine Veränderung, die ich nicht so geplant hatte, die mich erst gestört hat, aber jetzt bin ich froh wie es ist. Sachen müssen erst passieren, bevor man ein Urteil über sie fällen kann und wer weiß, vielleicht scheint es dir jetzt so, als würde alles schlecht sein und in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren wirst du froh sein, dass es so verlaufen ist, wie es ist. Ändern kannst du sowieso nichts, also akzeptiere es einfach."

Ich dachte lange über seine Worte nach, während er mich weiter an sich zog und ich konnte nicht verleugnen, dass Wahrheit in ihnen steckte. Er hat versucht mir mit seinen Worten zu helfen, mit seiner Art Sachen zu sehen, zu lösen und auch wenn mir der Gedanken, dass Jin gehen wird, immer noch Bauchschmerzen bescherte, begann ich leicht zu lächeln. 

Ich schloss meine Augen und spürte wie sich mein Kopf durch seine Atmung sanft auf und ab bewegte. 

"Wirst du wenigstens bei mir bleiben?", hauchte ich tonlos, dennoch war die Angst in meiner Stimme zu hören und als Jungkook erst nicht antwortete, wollte ich mich schon von ihm lösen. Doch er zog mich nur noch enger an sich, als würde er mich nie wieder loslassen wollen und raunte:"Ich verspreche dir, an deiner Seite zu bleiben..."

Müde zogen sich meine Mundwinkel noch ein Stück in die Hohe und kaum hörbar hauchte ich ein danke, bevor ich durch die sanften und fürsorglichen Berührungen von Jungkook langsam in einen Schlaf abdriftete.

𝐆ä𝐧𝐬𝐞𝐛𝐥ü𝐦𝐜𝐡𝐞𝐧[ᵛᵏᵒᵒᵏ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt