Sanft strich ich durch das dichte Haar meines Freundes, wessen ruhige Atmung deutlich in dem stillen Raum zu hören war.
Mein leerer Blick war nach vorne gerichtet, ich lag mit Jungkook auf meiner Brust auf der Couch in deren Wohnzimmer. Nur eine kleine Stehlampe schenkte etwas Licht, während man deutlich das Gewitter draußen hörte, von dem Jungkook absolut nichts mitbekam, da er tief und fest schlief.
Ich wagte es kaum runterzuschauen in sein engelsgleichen Gesicht, welches allerdings grausam verletzt wurde.
Ich sah auf seine gerissene Lippen, die angeschwollene Wange, auf sein linkes Auge, welches er kaum öffnen konnte und schon längst verfärbt war.
Ich biss die Zähne zusammen, die Wut in mir ist unbeschreiblich, ich würde nichts lieber tun, als denjenigen zur Strecke zu bringen, der meinem Engel das angetan hat. Jungkook hatte mir nichts erzählt, er zog mich einfach in eine Umarmung, wir gingen zusammen rein und erschöpft ließ er sich auf mich fallen, bis er einschlief. Und nun sitze ich hier, könnte explodieren und fühle mich gleichzeitig schrecklich hilflos. Ich kann nicht sagen, ob Jungkook mir später erzählen wird, was passiert ist und selbst wenn, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihm helfen werden kann.
Ich wurde wieder aufmerksamer, als Jungkook unwohl murrte und sich bewegte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, er hatte bestimmt starke Schmerzen und als er seine dunklen Augen öffnete, wusste ich, dass er wach wird.
Verschlafen sah er sich um, als wüsste er nicht wo er ist, aber kurz danach zischte er und richtete sich auf. Ich schreckte ebenfalls etwas auf und fragte sofort was los sei, als er sich an die Lippe fasste, welche wieder aufgerissen ist und begann zu bluten.
Ich hob leicht meine Hand, strich sanft über seine Lippe das Blut weg und merkte, wie seine Augen mein Gesicht musterten. Schwer schluckend erkannte ich, wie seine Augen feucht wurden, ich wusste nicht genau was los war. Hatte er starke Schmerzen oder war es was anderes?
"Jungkook, möchtest du sagen was los ist?", fragte ich ganz vorsichtig, strich dabei mit meinem Daumen über seine nicht verletzte Wange, merkte aber wie er kurz zurückschreckte. Ich sagte dazu nichts und wartete geduldig auf seine Antwort, welche nach kurzem Zögern auch kam.
"Ich habe mit ihnen gesprochen und es ist so abgelaufen, wie ich es mir schon dachte...", wisperte er heiser und meine ganze Brust zog sich zusammen, als er verletzt, wenn nicht auch enttäuscht, auf meine Brust sah...
Ich wollte nicht unbedingt weiter nachbohren, doch dies brauchte ich auch nicht, denn er erzählte von sich aus weiter:"Meine Mutter meinte auf einmal, wir würden zu meinem Vater fahren, ich wollte erst nicht, habe dann aber doch zugesagt und bin mit ihr in die Stadt gefahren wo er momentan lebt. Es war eigentlich wie immer, wenn sie sich nach einer Trennung sahen, sie verhielten sich wie frisch Verliebte und ich war nicht mehr, als ein Anhängsel. Zum Abend saßen wir alle zusammen am Tisch, meine Mutter bereitete Essen vor, während ich mit meinem Vater an der Kücheninsel saß. Es war bis dahin noch erträglich, ich beschäftigte mich mit mir selber, bis plötzlich ein Thema aufkam, mit dem ich jetzt noch nicht gerechnet habe. Meine Mutter begann davon zu sprechen wieder umzuziehen, nicht sofort wieder zu meinem Vater aber zumindest in seiner Nähe, also in die Stadt. Sonst hatte ich nie dagegen protestiert, doch diesmal ertrug ich den Gedanken einfach nicht. Ich möchte nicht aus dem Leben hier gerissen werden. Ich liebe es hier, ich liebe die Umgebung, meine Arbeit, die ganzen neuen Menschen, welche ich dank dir kennengelernt habe und auch dich. Ich möchte nicht von dir getrennt sein. Und genau das habe ich so gesagt. Ich wurde emotional und habe sie angeschrien, wie sie mir sowas nur immer antun kann und nebenbei habe ich mich somit auch vor den beiden geoutet. Ich habe gezögert, dass wir zusammen sind, du mein Freund und meine Mutter schien das auch zu wissen, dennoch hat sie überrascht reagiert und sofort alles so umgedreht, dass ich wieder der Böse bin, der meinen Eltern nichts gönnt. Sie wurde ebenfalls etwas wütend und ging schließlich einfach um sich zu beruhigen. Mein Vater war bis dahin ruhig geblieben, doch es blieb nicht so. Erst schrie er mich an, ich ihn auch und wenig später schlug er zu. Zuerst mit der flachen Hand, dann mit der Fast, begann mich zu treten und schlug mit dem Gürtel zu. Meine Mutter wusste genau, er wird wieder ausrasten und doch hat sie mich mit ihm allein gelassen..."
"Und wie bist du dann wieder zurück gekommen?", fragte ich leise und er seufzte etwas, bevor er erklärte:"Hab mir meine Sachen geschnappt und bin zum Bahnhof gelaufen, hab den Zug genommen und war wieder hier."
Verstehend nickte ich und mir war gerade einfach zum weinen zumute. Wie konnte man so sein? Wie konnte man so zu seinem eigenen Kind sein und so etwas tun? Ich konnte und wollte es nicht verstehen. Es war einfach grausam und meine Gedanken sagten mir, ich darf Jungkook niemals wieder zurück lassen. Er darf nicht wieder zu seinen Eltern, was er dann durchmachen muss ist einfach unerträglich grausam...
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𝐆ä𝐧𝐬𝐞𝐛𝐥ü𝐦𝐜𝐡𝐞𝐧[ᵛᵏᵒᵒᵏ]
Fanfictionᵃᵇᵍᵉˢᶜʰˡᵒˢˢᵉᶰ! "Dir wird nur wehgetan, mein Gänseblümchen..." Man meint immer im Dorf würde nichts los sein, das kann Taehyung aber ganz und gar nicht bestätigen. Er lebt seit seiner Geburt in dem selben kleinen Dorf, kennt jeden dort und ist glückl...