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"Tae du bist so schnell wie 'ne Schnecke! Wenn es so weiter geht, haben wir das Haus morgen noch nicht verlassen!", nörgelte Jin und sah ungeduldig zu wie ich mir langsam die Schuhe überzog, dabei das unwohle Gefühl in meinem Bauch versuchte zu ignorieren.

Ich wollte wirklich nicht gehen. Obwohl ich mich nach nichts anderem als Jungkook sehnte, hatte ich unheimliche Angst dem Jüngeren gegenüber zu stehen.

Wie er wohl reagieren wird? Wird er wütend sein, mich anschreien und schlagen? Wird er in Tränen ausbrechen und sich mir um den Hals werfen, dabei sagen, wie dumm wir sind und wir uns endlich vertragen sollen? Oder wird er mich strafen und komplett ignorieren?

Egal was ich mir vorgestellte, alles ließ ein Chaos in mir zurück und den Wunsch das Haus nicht verlassen zu müssen.

Doch Jin gab nicht nach und zerrte mich schließlich beinahe aus dem Haus, murrte dabei, dass ich mich nicht so anstelle soll und aus dem Augenwinkel erkannte ich bloß wie uns die anderen bemitleidend hinterher sahen, bis die Tür ins Schloss fiel und wir draußen in einer ungemütlichen Kälte standen.

Der Wind war eisig und er musste jede Sekunde anfangen zu regnen, zumindest sah der düster graue Himmel nach starken Regen aus.

Ich sah gerade noch stumm in den bewölkten Himmel, da zog mich Jin am Arm weg und ging auf das Haus der Nachbarn zu.

Kurz wollte er sich wieder über mich beschweren, da merkte ich wie sein Griff lockerer wurde und er stehen blieb. Ich hatte bis dato auf den Boden gestarrt, sah nun aber hoch und stockte als mein Blick den weißen LKW vor dem Haus sah.

Vor dem Haus von Jungkook stand ein großer Transporter, man hörte Arbeiter wie sie schwere Sachen hineintrugen und wieder ins Haus gingen um weitere Sachen zu holen.

"Heute morgen stand der da noch nicht...", hauchte Jin irritiert und wagte es kaum zu mir zurück zu sehen. Als sein Blick mich traf erkannte ich Traurigkeit in seinen Augen, doch lange hielt mich das nicht auf.

Ich zog an Jin vorbei, welcher mir noch fragend hinterher rief, doch meine Schritte wurden schneller und schon bald stand ich neben dem Wagen, vor Jungkooks Haus, wo ich auch ihn sah.

Er stand an der Tür, machte Platz für die Arbeiter, welcher ein schweren Schrank trugen, als er in meiner Richtung sah und unsere Blicke sich trafen.

Leicht weiteren sich seine dunklen Augen, die schmalen Lippen öffneten sich einen kleinen Spalt breit und sein Ausdruck zeigte mir, dass ich nicht hier sein soll.

Doch er sah nicht wütend aus, als würde er wollen, dass ich sofort verschwinde. Nein, er sah mich an, als würde es ihm leid tun, als würde er nicht wollen, dass ich das sehe, doch ich sah es. Ich sah, wie sein Haus leer geräumt wurde und auch wenn ich nicht wollte, ich wusste, was dies bedeutet.

Ich biss die Zähne zusammen, meine Fäuste verkrampften, als ich zum Boden blickte und gegen meine Tränen kämpfte. Schnell lege sich jedoch ein bitteres Lächeln auf meine Lippen.

Wie automatisch bewegten sich meine Beine und ich lief auf den schwarzhaarigen Jungen zu, welcher mich ansah, als würde er nichts lieber tun als sofort wegzurennen. Doch er tat es nicht und schnell standen wir uns gegenüber. Seine Lippen zitterten erbärmlich als ich ihn kalt musterte und fragte:"Ihr zieht aus?"

Ein schweres Schlucken von seiner Seite, sein Blick wich meinem aus, doch ich starrte ihn weiter messerscharf an und hörte, wie er unsicher hauchte:"Du solltest nicht hier sein, Tae-"

"Ach warum denn? Willst du dich nicht von einem guten Freund verabschieden bevor ihr geht?!"

Meine Stimme wurde lauter, er zuckte zusammen und weinreich sah er mich an. Die Worte taten mir genauso weh wie ihm, doch ich wusste mir nicht anders zu helfen.

Es würde hier enden mit uns, woran soll ich also noch länger festhalten? Es war vorbei, er wird gehen und ich werde bleiben, allein. Wofür soll ich also noch kämpfen?

"Mensch, du bist echt herzlos, die anderen werden bestimmt traurig sein, wenn du einfach verschwindest!", hielt ich ihm tadelnd vor und hielt den gehässigten Ton in meiner Stimme aufrecht.

Jungkook sagte kein Wort mehr. Er reagierte nicht mal, als die eisigen Tropfen vom Himmel auf ihn nieder passelten und sein dünnes Hemd durchnässten.

"Naja in der kurzen Zeit sind wir dir wohl nicht wichtig genug geworden, als dass du es für nötig hältst, dich vernünftig zu verabschieden!", zischte ich und war dabei mich umzudrehen, als mein ganzer Körper stoppte und ich die schwache Kraft spürte, mit der mich Jungkook aufhielt.

Überrascht sah ich zurück und mein Herz hörte auf zu schlagen, als Jungkook mich flehend ansah, das Gesicht nicht durch den Regen sondern durch seine Tränen nass.

"Tae, bitte, es tut mir leid...", brachte er schwach hervor und ich war wie versteinert. Als würde sein Leben davon abhägen klammerten sich seine zitternden Finger um meinen Arm und ich Idiot konnte nicht anders, als den weinenden Jungen in meine Arme zu ziehen.  

Sehnsüchtig schmiegte er sich an meinen Körper und ich zog ihn näher an mich heran. Diese Umarmung war pure Verzweiflung von uns beiden. Ich wusste, er würde gehen, ich kann ihn nicht aufhalten und er wusste ebenso, dass er nicht die Kraft hatte, bei mir zu bleiben.

Wir wussten genau, dies war unsere letzte Umarmung, unsere letzte Berührung bevor wir getrennte Wege gehen werden und ich hielt diesen Gedanken nicht länger aus.

Ich hielt es nicht aus ihn an mich zu drücken, wenn er mich doch sowieso verlassen wird, deswegen stieß ich ihn ohne Vorwarnung von mir und er stolperte ein paar Schritte überrascht zurück, sah mir hinterher als ich eilig wegrannte und erst stoppte, als ich gegen Jin stieß, welcher mich auffing.

Atemlos hing ich in seinen Armen, er hauchte sanft meinen Namen, weswegen ich zu ihm sah und er meine heißen Tränen erkannte, welche sich über mein Gesicht bahnten.

"Jin, warum tut es nur so schrecklich weh, verlassen zu werden..?"

𝐆ä𝐧𝐬𝐞𝐛𝐥ü𝐦𝐜𝐡𝐞𝐧[ᵛᵏᵒᵒᵏ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt