~ 11. Kapitel ~

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"Ich bin ja jetzt da. Keine Sorge, ich werde dich nie wieder alleine lassen. Versprochen!", flüsterte er in mein Ohr, weshalb sich ein Kribbeln in mir ausbreitete. Ich vermisste seine beruhigend raue Stimme so sehr, dass es sich anfühlte, als hätte ich ihn tausend Jahre nicht mehr sprechen hören. Meine Tränen kullerten eins nach dem anderen meine Wangen hinunter und ich kuschelte mich an seiner Brust.

Wie vom Blitz getroffen, fielen mir nur mehr all die negativen Ereignisse mit ihm ein und ich spürte das verlangen, so laut wie nur möglich zu schreien, so laut, dass er aus meinem Herzen verschwand. Ich fühlte mich leer und einsam, auch wenn ich nicht alleine war. Auch wenn er bei mir war. Vielleicht gerade, weil er bei mir war. Mit einer Bewegung befreite ich mich von seinen Armen und wischte meine Tränen weg.

-"Arschloch! Ich hasse dich!", dennoch konnte ich meine salzigen, mit Schmerz versehenen Tränen nicht zurückhalten und schrie ihn an.

-"Nie warst du da, als es mir scheiße ging! Ich war so blind! Ich hätte es wissen müssen, was für ein Arsch du bist! Zoey war nicht die einzige, oder?", ich schrie mir alles vom Leib, weinte und kochte vor Wut. Es war eine Mischung aus Trauer und Wut, aus verlorene Liebe und Hass, aus Gut und Schlecht, aus Geschehenes und Zukünftiges.

"Aber ich kann nicht mehr ohne dich! Bitte, es tut mir ja Leid!", meinte er bettelnd und stieg aus dem Bett.

-"Oh nein, das tut es nicht! Ich bin kein Spielzeug! Ich habe Gefühle. Nein, ich hatte Gefühle, doch du hast alles zerstört. Du hast mir meine ganze Lebensfreude gestohlen, du hast mein Herz in Hunderttausend Stücke gebrochen. Nun liegen sie da, am kalten, harten Boden, wo jeder verächtlich draufsteigt, und mein Leiden ignoriert. Geh! Verschwinde aus meinem Leben. Ich will dich nie wieder sehen!", ich schubste ihn Richtung Tür, doch er hielt meine Hände am Knöchel fest. Es war sehr unbequem, um ehrlich zu sein, tat es mir weh.

-"Lass mich los, Blödmann!", schrie ich weinend, doch sein Griff wurde fester und er zog mich näher zu sich.

-"Das tut weh! Spinnst du?", schrie ich noch lauter.

"Das hast du verdient, Schlampe! Du hättest mich nicht verlassen dürfen! Ich schwöre dir, ich werde dir dein Leben noch zur Hölle machen!" Nur Millimeter von meinem Gesicht entfernt, sprach er die verletztenden Worte und ich fühlte mich noch schwächer, noch hilfloser als je zuvor.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen.

"Lass sie los, du *********", hörte ich als jemand Tom gegen die Wand schubste. Ich sah Cameron vor mir, der ihn gegen die Wand drückte und seine Faust vor Tom's Gesicht hielt. Mehr bekam ich nicht mit. Ich weiß nur, dass ich plötzlich am Boden lag und sich alles um mich drehte.

••••••••••••••
"Hier, trink das!", sagte Vicky, die mir ein Glas Wasser zuhielt. Ich setzte mich ein wenig verwirrt auf und entnahm ihr das Glas Wasser und trank jenes in kleinen Schlücken aus.

-"Was ist passiert?", fragte ich. Mein Schädel pochte, schlimmer als vorhin.

"Du bist ihn Ohnmacht gefallen.", antwortete Vicky. Sie fuhr sich einmal durch ihre rotbraunen Haare und biss sich auf die Unterlippe.

"Oh Mann, Angel, geht's wieder?", fragte Cameron, der gerade das Zimmer besorgt betrat. Ich nickte schwach.

"Dieser ********* wird dich nicht mehr belästigen. Ich hab das gemeldet und er wird von der Schule fliegen.", erklärte Cameron, als er sich hinkniete und zu mir sah.

-"Nur wegen mir?", fragte ich weiter.

"Ist dir bewusst, dass er auf Drogen ist? Er hatte schon zwei Warnungen. Einmal, weil er betrunken in die Schule gekommen ist und einmal, weil er mit Drogen gedealt hat. Und vorhin hat er dich bedroht!", erzählte er.

Ich wurde sprachlos. Wir waren so lange zusammen und ich bildete mir ein, alles über ihn zu wissen. Aber wie man sieht, war alles immer noch nichts.

"Du brauchst Schlaf. Wir lassen dich auch in Ruhe.", sagte Vicky und forderte Cameron auf, aufzustehen. Beide verließen das Zimmer, gleich nachdem sie das Licht ausschalteten.

AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt