Angel's Sicht
Ich wurde um 6 Uhr Morgens von meinem Wecker geweckt. Ich wollte noch bevor ich zum Vorsprechen ging, den Text ein wenig auswendig lernen.
Ich stand auf und blickte zu Cameron, der friedlich schlief. War das gestern echt passiert, oder habe ich nur geträumt?
Einer Seits wünschte ich mir, es wäre echt passiert, anderer Seits auch nicht. Es war immer noch Cameron, der mit den lahmen Anmachssprüchen.Um 7 Uhr setzte ich mich in die Küche und betrachtete den vor mir liegenden Textausschnitt.
Wer ich bin?
Ich bin May Jones. Einzelkind. Meine Eltern sind Arbeitslos und deswegen muss ich neben dem College hart schuften, um meine Familie zu pflegen."May!"
Tony ist mein bester Freund, seit dem ich denken kann. Wir sind zusammen aufgewachsen, weshalb er wie ein Bruder für mich ist.
Der Text ging noch ein wenig weiter und ich verbrachte einige Stunden damit, diesen auswendig zu lernen.
"Hier bist du.", hörte ich Cameron rufen.
-"Wo denn auch sonst.", lachte ich. -"Von dir kann man ja auch nicht weglaufen."
"Hey.. Äh ich denke wir sollten reden.", meinte er plötzlich, als er sich am Hinterkopf kratzte.
-"Worüber?"
Mein Handy klingelte und ich hob, ohne nach zu sehen, ab.
"Angel, Liebes."
Die Stimme meiner Mutter war brüchig und man hörte, dass sie kurz vor dem Heulen stand.-"Was gibt's Mutter?"
"Dein Vater.."
Mir stockte der Atem. Ich wollte gar nicht hören, was sie mir sagen würde.
"Er ist ermordet worden."
Ich starrte in die Ferne. In meinem Hirn schallten ihre Worte wie ein Echo. Er ist ermordet worden. Er ist ermordet worden. Dein Vater. Er ist ermordet worden. Er ist dein Vater. Ermordet worden. Er. Vater. Ermordet. Dein Vater ist ermordet worden. Ermordet worden.
Heiße Tränen liefen mir die Wangen herunter und meine Beine fingen an zu zittern. Ich wäre fast zusammengebrochen, wenn Cameron nicht bei mir war und mich auffing.
"Was ist passiert?", schrie Melody, die nun auch in der Küche stand. Ich weinte und kniff meine Augen fest zusammen. Ich wollte nicht mehr.
"Angel! Sag mir was passiert ist!", schrie Angel, die nun auch weinte.
-"Dad ist ermordet worden."
Melody lief auf mich zu und zog mich in eine Umarmung. Mir liefen die Tränen noch immer die Wangen herunter. Ich konnte das einfach nicht glauben.
"Ich fahre euch zu eurer Mutter. Ich glaube sie braucht euch.", sagte Cameron monoton.
----
Ich hatte mein Vorsprechen auf nächste Woche verschoben und bereitete die Grabrede für Dad vor. Es waren zwei Tage vergangen und Melody und ich lebten wieder bei Mum. Von Cameron hatte ich nichts mehr gehört.
Warum mein Vater von uns geht?
Diese Frage stellen wir uns alle. Warum er? Der erfolgreiche Geschäftsmann, der treue Ehemann und Vater von zwei Töchtern.
Wir liebten ihn alle und Menschen, die man liebt, gibt man Flügel. Kommen sie einst zurück, erwidern sie diese Liebe. Wenn nicht, dann haben sie die wahre und große Liebe auf einer anderen Welt gefunden. Auch mein Vater fand seine wahre Liebe im Himmel. Seine wahre Liebe, der Frieden. Der Frieden und die Freiheit.
Die Frage 'warum er?' steht also noch immer. Warum er?
Weil Menschen nur die Schönsten Blumen aus einem Garten pflücken, so auch der liebe Gott. Er suchte sich die schönste Blume im Garten des Lebens aus und pflückte diese.
Deswegen er.
Ruhe in Frieden, mein liebster Vater.Als ich dies vor all unseren Verwandten und Bekannten vorlas, bekam ich eine Gänsehaut.
Alle hatten sich hier versammelt, um meinem Vater auf seinem Weg unter die Erde beizustehen. Alle trugen schwarz und waren untröstlich."Mein herzlichstes Beileid.", sagten sie.
"Er ist nun an einem besseren Ort.", sagten sie.
"Möge seine Seele in Frieden ruhen.", sagten sie.Doch mir war klar, dass ich nie so mit meinem Vater hätte umgehen dürfen. Ich hätte ihn nie anschreien dürfen, da ich nie wusste, wann er von uns gehen würde.
Im Geschichtsunterricht brachten sie uns bei, dass sie in der barocken Zeit Angst vor dem Tod hatten. Sie lebten nach dem Motto Vanitas. Carpe Diem. Alles ist vergänglich, lebe in der Jetztzeit.
DU LIEST GERADE
Angel
Roman pour Adolescents|"Nein verdammt nochmal, ich bin kein Engel!", schrie ich ihn an. Warum lassen sich alle von meinem Aussehen und Namen täuschen? Nur weil mein Name Angel ist, heißt das nicht, dass ich auch wirklich ein Engel bin. Seit 17 Jahren werfen mir die Leut...