~2. Kapitel~

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Ich suchte aus meiner Handtasche den Hausschlüssel, weil ich annahm, das meine Eltern um diese Uhrzeit schon schliefen und nicht wegen mir aufgeweckt werden mochten. Meine Beziehung zu ihnen war sowieso nicht die beste.

Ich steckte den Schlüssel in das Schlüsselloch und drehte ihn zwei Mal nach links, um die Haustür aufzubekommen. Leise öffnete ich sie und merkte, dass kein Licht mehr brannte. Als ich hinein kam, schloss ich die Tür wieder und zog meine Schuhe aus.

Ich schlich mich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu. Dann schaltete ich meine Nachttischlampe ein und sah mich ein wenig um. Ich war eigentlich nie die Ordentlichste in der Familie, aber so wie es jetzt aussah, war es noch nie. Morgen stand unsere aller letzte Klassenfahrt an und ich hatte meinen Koffer nicht ganz fertig gepackt. Seufzend schmiss ich meine Lederjacke auf das Bett und kniete mich vor meinen Koffer hin. Eigentlich hatte ich so gut wie alles für die Woche gepackt, doch es fehlten nur noch meine Duschsachen, die ich am nächsten Tag in der Früh ja noch brauchte.

Ich hatte mich das ganze Jahr schon auf die Klassenfahrt gefreut, aber das was ich heute gesehen habe, hat meine Lust verdorben. Ich sollte mir ein Zimmer mit Zoey teilen, doch darauf hatte ich echt keine Lust. Schon gar nicht darauf, dass ich jede Nacht meinen Ex Freund mit ihr im Bett sehen würde.

Plötzlich riss jemand meine Tür auf und ich hörte, wie kleine Schritte immer näher in meine Richtung kamen.

"Hau ab!", zischte ich zu meiner kleinen Schwester Melody.

-"Ich hab mitbekommen, was auf der Party passiert ist.", sagte sie lässig und ließ sich auf mein Bett nieder. Ich sah sie fragend an.

-"July hat's mir geschrieben.", fügte sie hinzu. July war die kleine Schwester vom Gastgeber, also die kleine Schwester von John. Noch dazu war July seit Jahren Melody's beste Freundin.

Melody war im gegensatz zu mir, mit ihren 16 Jahren, ein süßes, verträumtes und beliebtes Mädchen. Sie hatte genau so wie ich, blaugraue Augen und blonde Locken, war aber fast ein paar Zentimeter größer als ich. Aber wie jede andere kleine Schwester, nervte sie mich die ganze Zeit und ich hatte kaum Privatsphäre.

-"Angel!", flüstertete sie, klang jedoch sehr laut.

"Was?", gab ich zurück und schob meinen Koffer ein wenig auf die Seite.

-"Ich sagte, dass er ein Arsch ist und sich mit seiner Zoey verpissen soll!", sagte sie und starrte auf ihre Fingernägel.

"Echt? Na wie kommst du denn auf sowas? Ist ja nicht so, dass Zoey meine einzige Freundin ist.. äh war.", meinte ich sarkastisch und rollte meine Augen.

-"Such dir neue.", antwortete sie und sprang auf um mein Zimmer zu verlassen.

Such dir neue. Als wären Freunde wie Jeans verbreitet und man könnte sich jederzeit welche kaufen. Sie hatte es einfach und erwischte immer die besten Freunde, aber ich war nicht so wie sie, sondern klebte nur an Zoey. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, andere überhaupt kennen zu lernen, weil niemand so sein konnte wie Zoey.

Der einzige, der mir mindestens genau so wichtig war, war Tom, der aber wie Zoey bei mir ausgeschissen hatte. Der Penner sollte mich einfach in Ruhe lassen.

Ich öffnete den Knopf meiner Hose und zog den Reißverschluss nach unten, um aus meiner Hose rausschlüpfen zu können. Danach schnappte ich mir meine Pyjamahose und zog sie mir an. Das Top das ich anhatte, zog ich auch aus und schmiss es auf den Boden. Ich fischte mein T-Shirt und zog es mir drüber. Ja, ich war auf einer Halloweenparty, aber ich hatte mich seit zwei Jahren nicht mehr verkleidet, weil ich keine Lust mehr darauf hatte.

Ich schnappte meine Lederjacke und schmiss sie auf den Koffer, um ins Bett steigen zu können. Erschöpft legte ich mich hin und zog die Bettdecke zu mir. Meine Augen fielen von alleine zu und ich versank in einem tiefen und festen Schlaf.

AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt