„Weil ich nichts wert bin." Zischend vor Schmerz will ich ihm meine Hand entziehen, die er noch immer fest umklammert hält. Aber dafür ist es schon zu spät. Mein Ärmel ist ein Stück weit hochgerutscht. Sein Blick ist auf die blauen Flecken, die roten Wunden und die Narben fixiert. In seinen Augen spiegelt sich Entsetzen, Verwirrung und dann Erkenntnis. Vor Schreck zucke ich zusammen, als mir dies bewusst wird. Schnell winde ich mich aus seinem Griff und ziehe den Stoff meines Pullis so weit es geht über meinen Arm, um die Stelle zu bedecken. Aber das ändert nichts an dieser erdrückenden Tatsache: Er hat es gesehen. Ich weiche einen Schritt zurück. Übelkeit beginnt sich in meiner unteren Magenregion auszubreiten. Er hat es gesehen. ~*~*~*~ Emilia hat gerade ihr Abitur mit einem herausragenden Schnitt bestanden. Sie hat ein Stipendium für die beste Uni des Landes bekommen und ihr lang ersehnter Traum vom Journalismus-Studium erfüllt sich. Man könnte meinen, ihr Leben könnte nicht besser laufen. Wären da nicht ihre Selbstzweifel, ihre Erinnerungen an die Vergangenheit und ihr eigens errichteter Kokon. Sie will an der Uni ganz neu durchstarten und alles hinter sich lassen. Doch da hat sie die Rechnung ohne Mason gemacht. Mason ist der Torwart des städtischen Fußballteams und ist damit so ziemlich das Gegenteil von der kaltherzigen, lernenden, arrogant wirkenden Emilia: aufgeschlossen, herzlich und beliebt. Doch Mason glaubt nicht so recht an Emilias Kaltherzigkeit.