Zwei Tage lang kämpfte ich, dass wir unseren Vater sehen können. Am Ende half nur der Name Kenneth uns weiter. Cosimo kam gestern Abend, früher als geplant, von seinen Flitterwochen nach Hause. Wir würden uns heute sehen, wenn wir zu unserem Vater gehen konnten. Mariella erzählte mir heute in der Früh am Telefon, dass Mutter ihm alles erklären würde.
Ich aß nicht viel die letzten Tage. Besser gesagt aß ich gar nichts. Nate zwang mich natürlich immer wieder etwas Kleines zu essen, doch er verstand, das ich nicht viel runter schlucken konnte. So war er zufrieden, wenn ich etwas Brot und Suppe aß. Er hatte nach nichts Genauerem gefragt als er wieder Zuhause war.
Ich war ihm sehr dankbar, dass er für mich da war. Er verstand, dass ich nicht sehr gesprächig war und ließ mich einfach in die Leere schauen. Ich wusste was Ehebruch und Rassenmischung bedeutete. Jeder wusste es. Dafür musste man nicht in der Tätigkeit Recht sein.
Niemand wusste, dass mein Vater vor zwei Tagen verhaftet worden ist. Es sollte auch niemanden wissen. Niemand sollte wissen, dass mein Vater einen Bastard aufgezogen hatte. Wir hatten Wichtigeres zutuen als mit der Öffentlichkeit noch zu kämpfen. Nate half mir mich heute anzuziehen und zog mir meine Bluse und eine breite Jeans an. Er hatte mir sogar die Haare gemacht, da mir vom Weinen alles schmerzte und ich nicht wirklich schlafen konnte.
Wir gaben Mace wieder frei. Wir haben jeden angelogen, dass wir krank waren und deswegen nicht zur Arbeit konnten. Nate fuhr mich zu meinem Vater und hielt die ganze Zeit meine Hand. Als Zeichen, dass er für mich da sein würde. Vor dem Eingang des Gebäudes sah ich schon meine Mutter und meine Geschwister. Charlotte und Damien waren überraschenderweise nicht da.
„Wenn du willst, kannst du mich anrufen und ich hole dich ab...wie ich sehe sind die Anderen auch nicht mitgekommen", schlug Nate mit einem kleinen Lächeln vor. Ich nickte nur. „Pass auf dich auf, Liebes", er drückte mir einen federleichten Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich".
„Ich liebe dich auch", wisperte ich und stieg dann aus dem Wagen aus. Meine Mutter lächelte mich müde an. Auch sie konnte nicht schlafen. Mariella und Cosimo zeigten ihre Schwäche nicht und umarmten mich kurz. Cosimo wirkte mehr als angespannt. Ich konnte ihm es aber nicht verübeln. „Sie haben gesagt, dass du als Erstes zu ihm darfst...Wir können es deinem Schwiegervater wohl verdanken, dass wir ihn sehen dürfen", meinte Cosimo.
Ich schaute zögernd zu meiner Mutter. „Geh ruhig, Schatz. Wir werden ihn danach sehen". Ich nickte leicht und ging dann alleine zu meinem Vater. Ein Beamter führte mich die ganzen Gänge entlang. Ich wusste, dass dieses Gebäude noch einer der feineren Sorte war aber trotzdem schmerzte mich die Vorstellung, dass mein Vater ganz alleine die letzten zwei Tage hier verbracht hatte.
„Sie haben eine halbe Stunde Zeit, Miss Conway", ich nickte. Er öffnete mir die Tür und fand meinen Vater in einem kleinen Raum wieder. Als er hörte wie sich die Tür öffnete, drehte er sich sofort um. Er sah müde aus. Er wirkte immer noch gepflegt wie sonst immer aber sein Glanz in den Augen existierte nicht mehr.
Ich betrat seine Zelle und hörte wie sich die Tür hinter mich zugezogen worden ist. „Papa...", ich hatte mir zwar geschworen nicht zu weinen aber wenn ich meinen Vater vor mir stehen sehe, konnte ich nicht anders als ihm mit Tränen in den Augen in die Arme zufallen. „Mein Sonnenschein", die Stimme meines Vaters gab mir den Rest und ich spürte schon die heißen Tränen meine Wange entlang laufen.
Er schlang seine Arme um mich und fuhr mit seiner Hand meinen Rücken entlang. „Nicht weinen, mein Kind..bitte weine nicht", versuchte mich mein Vater zu beruhigen. „Ich will nicht dein Gesicht das letzte Mal verweint sehen".
„Nein...", wisperte ich und löste mich von seinen Armen. Ich schaute ihm ungläubig ins Gesicht. Ich schüttelte energisch den Kopf. „Nein..es muss noch einen Prozess geben. Vielleicht könnten wir anstatt die Todesstrafe eine lebenslängliche Gefängnisstrafe draus machen..so könnten wir uns noch sehen und..und-„
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VERSATILE I
خيال (فانتازيا)[BAND I] Seit 100 Jahren existiert in diesem Land kein Krieg mehr. Jahrzehnte kämpften die vier Sektoren um die Macht bis das Plasmastein ins Spiel kam. Damit Frieden in diesem Land herrscht, wurde in Generation für Generation ihr Leben bestimmt. Ke...