"Was habt ihr Aurelia erzählt?", wiederholte er sich. Verwirrt schaute ich ihn an. Das Grinsen von den anderen verschwand. Seine Stimme war fest und die Kälte in seinem Blick machte mich nervös. Natürlich könnte der Abend nicht sorgenfrei verlaufen.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und spürte, wie sie schon leicht schwitzig waren. Marisol übernahm das Wort. "Wir haben Aurelia nichts gesagt. Entspann dich mal, Nate", antwortete Marisol und verschränkte ihre Arme.
Egal wie locker sie wirkte, bemerkte ich wie sie leicht mit ihrem rechten Fuß wippte. Ein Faktor von Nervosität. Niemand beachtete mich und schauten nur zu Marisol und Nate. Ich bin zwar gerne im Hintergrund, aber ich hasse es ignoriert zu werden. Sie tun so als wäre ich nicht da, obwohl es doch um mich ging.
"Gibt es denn etwas, was ich wissen müsste?", meldete ich mich zu Wort und versuchte den Blick von Nate einzufangen.
"Du hast verkackt, Bruder", flüsterte Luke und versuchte sein Grinsen mit seiner Hand zu verstecken. Nate warf ihm einen tödlichen Blick zu.
"Nate?", fragte ich nach. Wieso reagiert er so? Ich legte meine rechte Hand auf seinen Unterarm. Ich mochte diese Atmosphäre nicht. Überhaupt nicht. Die anderen wissen etwas und wollen es mir nicht erzählen. Natürlich wissen sie Dinge von Nate, die ich nicht weiß. Schließlich lebe ich mit ihm erst seit einigen Tagen zusammen, aber das bedeutete auch, dass ich ihn nicht wirklich kannte.
Sein Blick wurde sanfter als er mich ansah. Sein Körper reagierte auf meine Hand und er entspannte sich ein wenig. Ich bin überrascht und frage mich, ob ich wirklich so eine Wirkung auf ihn habe. Fragend schaute ich ihn an. Eigentlich bin ich nicht so eine neugierige Person, aber jetzt will ich es wirklich wissen. Vielleicht verstehe ich dadurch Nate besser.
"Nein, es ist alles in Ordnung. Nicht wichtiges", antwortete er. Fragend hob ich eine Augenbraue. Wen will er hier verarschen? "Wirklich?", fragte ich ruhig nach. Ich schaute ihm in die Augen. Ohne zu blinzeln. Meine typische Taktik. Ich machte es so bei jedem, wenn mir jemand etwas verheimlichte oder mich anlog. Und es klappte bei so gut wie jedem: Cosimo, Mariella, Liora, sogar manchmal bei meinen Eltern. "Wirklich", sagte er. Er log mich an. Ich spürte es eindeutig.
Ich zog meine Hand zurück. "Kinder, das Essen ist fertig!", hörte ich Cande rufen. "Kommst du Aurelia?", fragte Marisol. Ich wandte mich von Nate ab und schaute zu Marisol, die mich anlächelte. "Ja", ich nickte. Marisol ging mit Chloe langsam vor und wartete auf mich. "Ich hasse es genauso wie du, angelogen zu werden. Ich bin nicht dumm", sagte ich zu Nate leise, schaute ihn und die Jungs nochmal kurz an und ging dann an ihm vorbei.
Marisol und Chloe lächelten mich an und wir gingen gemeinsam zum Esszimmer. Beziehungsweise ein Speisesaal. Er war größer als mein altes Wohnzimmer und die Küche zusammen. Ich schaute mich kurz um. Der Tisch war mit roten Akzenten dekoriert. Ich habe schon bemerkt, dass Ignisoren entweder komplett weiße Möbeleinrichtungen oder ganz dunkle haben. So dunkel wie meine Haare. In der Schule haben wir mal verschiedene Bäume gelernt. Ich fand es ehrlich gesagt immer langweilig und habe nie aufgepasst, aber das Einzige was ich mir eingeprägt habe, waren die Schwarznussbäume. Ich weiß nicht wieso ich genau diese Art gut kannte, aber es war üblich, dass Ignisoren diese Art von Holz für ihre Möbel benutzen.
"Aurelia, du sitzt zwischen Luke und Marisol. Wo bleiben denn die Jungs? Das Essen wird kalt", meckerte Cande. Ich versuchte nicht zu lächeln. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühlte mich in der Nähe von Candelaria sehr wohl.
"Wo ist Papa?", fragte Marisol und hockte sich auf ihren Platz hin. Ich folgte ihr und schaute wie die Jungs nachkamen. Sie sahen ernst aus.
"Er war noch bei einem Meeting. Er hat schon gesagt, dass er sich verspäten wird", antwortete Nate für seine Mutter und hockte sich gegenüber von mir hin.
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VERSATILE I
Fantasy[BAND I] Seit 100 Jahren existiert in diesem Land kein Krieg mehr. Jahrzehnte kämpften die vier Sektoren um die Macht bis das Plasmastein ins Spiel kam. Damit Frieden in diesem Land herrscht, wurde in Generation für Generation ihr Leben bestimmt. Ke...