Die Nacht war überraschenderweise ruhig und ich bin schnell eingeschlafen. Doch natürlich musste mich irgendjemand wecken, beziehungsweise etwas! Das laute Klingeln eines Weckers dröhnte in meinen Ohren. Ich hörte wie die Decken raschelten neben mir. Das Gewicht der Matratze wurde leichter und der Wecker hörte auf zu ringen. Ich öffnete langsam meine Augen und entdeckte Nathaniel, der sich streckte.
Als er bemerkte, dass ich wach war, grinste er verschmitzt. „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?", fragte er. „Ja, schon", kam es von mir und setzte mich langsam auf. „Ich wollte dich eigentlich erst später wecken. Ich habe den Wecker früher gestellt um noch laufen zu gehen, bevor heute der ganze Stress beginnt. Wenn du willst kannst du weiter schlafen und ich wecke dich, wenn ich wieder komme", meinte er und schaute mich entschuldigend an. Seine Haare waren ganz zerzaust und er sah jünger aus. Nicht das es etwas schlechtes war.
„Ich bin ja schon wach, also bringt es nichts", antwortete ich. Er nickte nur. Ich war distanziert und kühl. „Wenn du willst, kann ich vom Bäcker frisches Brot holen", schlug er vor und zog sich dabei ein weißes Oberteil an. „Das wäre schön", sagte ich und zwang mir ein Lächeln ins Gesicht. Er erwiderte mein Lächeln mit einem großen, strahlenden Lächeln.
„Okay, gut, dann bis später", und ging nach unten. Ich hörte wie die Eingangstür geöffnet wurde und gleich geschlossen wurde. Ich ging ins Bad, eine neue Zahnbürste suchen und putzte mir erst mal die Zähne. Er war zu nett für einen Kenneth! Er war so lieb zu mir und lächelte mich die ganze Zeit an. Was war sein Ziel? Ich bürstete mir die Haare und band sie zu einem strengen, hohen Zopf. Plötzlich klingelte es an der Tür und ich zuckte leicht zusammen.
Ich legte meine Bürste weg und ging die Treppen nach unten. Ich öffnete die Tür und vor mir stand ein Lieferant. „Mobile Telefone für Nathaniel Kenneth und Aurelia Conway", sagte er ohne eine Begrüßung. Ich nahm die Handys dankend an und unterschrieb noch die Bestätigung, dass ich die Lieferung erhalten habe.
Handys sind bei uns strengstens untersagt, wenn man noch nicht an der Zeremonie teilgenommen hat. Mariella, Cosimo und ich haben manchmal heimlich das Handy unserer Mutter genommen und wollten immer schauen wie es funktioniert. Als wir erwischt wurden, haben wir sehr viel Ärger bekommen und mussten ihr versprechen es nie wieder zu tun.
Er verabschiedete sich von mir und ging gleich auf das nächste Haus zu. Ich schloss schnell die Tür und legte Nates Handy auf der Kommode ab. Ich ging die Treppe nach oben und bekam sofort eine anonyme Nachricht. Ich brauchte erst eine Weile um das Handy zu verstehen, aber dann ging es wie atmen. Die Nachricht lautete, dass ich um Punkt Acht Uhr in der Kanzlei da sein soll.
Ich schaute auf die Uhr und bemerkte das ich noch über eine Stunde Zeit hatte. Ich legte mein Handy weg und ging ins Ankleidezimmer. Auch wenn ich meine geliebte Bluse tragen möchte, sollte ich wenigstens an meinem ersten Tag in der Kanzlei akzeptabel aussehen. Der Dresscode in der Kanzlei ist sehr streng und ich habe keine Lust dumme Blicke zu kriegen, weil ich mich nicht richtig angezogen habe.
Die Blicke von gestern waren schon genug und ich falle schon zu sehr auf, wegen meinen Fähigkeiten. Ich durchwühlte den Schrank und jedes Kleidungsstück wirkte immer teurer und teurer. Überraschen tat es mich nicht, doch trotzdem war es ungewohnt. Ich hatte das Gefühl, wie als würde ich den Schrank einer Fremden durchwühlen, doch alles war in meiner Größe. Ich fand ein enges, dunkelgraues Strickleid was nicht zu auffallend war, aber auch nicht zu matt. Ich wechselte schnell meine Klamotten, bevor Nathaniel hier rein stürmen würde. Ich zog noch eine passende Nylonstrumpfhose an und ging ins Badezimmer. Ich schminkte mich wie immer sehr dezent und trug wieder Lippenbalsam auf meine spröden Lippen auf.
Ich hörte wie die Eingangstür sich schloss und Nathaniel „Ich bin wieder da", rief. Ich ging die Treppen nach unten und sah einen verschwitzten Nathaniel vor mir. In seiner Hand hielt er eine Papiertüte voller Brot. Ohne etwas zu sagen nahm ich ihm das Brot aus der Hand und schaute ihn fragend an, da er mich etwas zu lang anschaute. „Ist etwas? Habe ich etwas im Gesicht oder was ist los?", fragte ich ihn. Er schüttelte den Kopf."Nein, du..du siehst gut aus." „Danke", ich wurde wie immer rot, „es ist auch nicht zu viel oder? Ich will nicht wieder auffallen wie gestern." „Nein, du siehst wunderschön aus. Es passt zu dir. Das Kleid meine ich", sagte er. Ich lächelte ihn an. Er wirkte aufrichtig. „Dein Handy ist angekommen und ich glaube du hast auch eine Nachricht bekommen", informierte ich ihn.
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VERSATILE I
Fantasy[BAND I] Seit 100 Jahren existiert in diesem Land kein Krieg mehr. Jahrzehnte kämpften die vier Sektoren um die Macht bis das Plasmastein ins Spiel kam. Damit Frieden in diesem Land herrscht, wurde in Generation für Generation ihr Leben bestimmt. Ke...