Leggy hat Spaß

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Donnerstag, der 12. Dezember 2019

Unser Nachmittag beim Schlittenfahren war wirklich ein voller Erfolg gewesen. Wir hatten unser Rennen fortgesetzt, dieses Mal traten Bilbo und Thorin gegen Fili und meinen Bruder an, wobei Bagginshield klar die Nase vorn hatte. Daneben sahen sie echt niedlich aus, wie sie zusammen auf dem Schlitten saßen und sich der Hobbit bei der gewaltigen Geschwindigkeit angstvoll an den Zwerg klammerte.

Thranduil hatte seinem Sohn verboten, weiter Schlitten zu fahren, da er ihn zu verantwortungslos für diesen Sport hielt. Und Legolas befolgte den Befehl seines Vaters allen Ernstes, den Rest des Tages hockte er missmutig im Schnee und soff munter Glühwein. Dies hatte zur Folge, dass er auf dem Nachhauseweg sehr, sehr gut gelaunt war, dauernd Witze machte und irgendwann gegen einen Baum lief. Darauf erkannte Thranduil, dass er das Alkoholikergen wohl weitergegeben hatte und verfrachtete seinen Sprössling mit einem Augenverdrehen auf den Schlitten, um ihn auch zurück nach Hause zu ziehen. Das gefiel dem angetrunkenen Elb natürlich, und er begann „Oh du fröhliche" zu trällern. Ich lag am Ende lachend im Schnee, genauso wie Tauriel, die feststellte, dass er früher mehr vertragen hatte. Wenn er demnächst das Trinkspiel gegen Gimli gewinnen wollte, musste er echt noch üben...

Zuhause wirkte der Alkohol zum Glück so, dass er hundemüde aufs Sofa im Wohnzimmer fiel und keine Sekunde später die Augen schloss. Halleluja.

Ich begann bei der Erinnerung sofort zu grinsen, als ich heute Morgen aus dem Haus gegangen war, hatte Leggy noch immer tief und fest gepennt.

Ich konzentrierte mich jedoch wieder auf die Wirklichkeit, ich saß nämlich gerade in der Biologieklausur und sollte mich wohl besser auf Fotosynthese als auf Legolas' Saufgeschichten fokussieren...

„Und, wie war die Klausur?", begrüßte uns Gandalf, als wir um halb sechs endlich todmüde Zuhause ankamen. Donnerstags hatten wir leider Gottes bis siebzehn Uhr Schule, und um alles noch schlimmer zu machen, waren die letzten beiden Stunden davon Sport. Und nach einer Biologieklausur noch Volleyball spielen.... Grausamer ging es kaum.

„Naja, ich hab überall was hingeschrieben", wich ich aus, „jetzt habe ich erst mal Hunger."

„Das trifft sich gut", erwiderte Gandalf, „Legolas hat Pizza gebacken."

Legolas hatte Pizza gebacken? Dann hatte er seinen Rausch wohl überstanden...

Wir folgten Gandalf in die Küche, wo es bereits unwiderstehlich duftete. „Lecker, Pizza", rief Selina und auch mir lief das Wasser im Mund zusammen.

„Hallo", begrüßte uns Legolas, der mit einer Schürze bekleidet an der Spüle stand. Er wurde sofort ein bisschen rot, als wir ihn frech angrinsten. Wie es aussah, war ihm sein Ausrutscher von gestern ziemlich peinlich.

„Mach dir nichts draus", meinte ich freundlich, „du bist echt niedlich, wenn du betrunken bist."

„Ich war nicht betrunken!", empörte sich der Elb, „Ich war nur... angeheitert."

Angeheitert. Aha. So konnte man das auch nennen.

„Jaja, dann warst du eben angeheitert", spottete meine Freundin und riss den Backofen auf, der eben zu piepsen begonnen hatte, „aber Kochen kannst du wie es aussieht."

Fünf Minuten später saßen wir endlich am Küchentisch und stopften uns mit Pizza voll, es schmeckte echt genial. Kurze Zeit später tauchten auch mein Vater, Kili, Fili und Dis auf. Als Selinas Freund erfahren hatte, dass es Pizza gab, hatte er sofort alles stehen und liegen gelassen, um sich diesen Festschmaus nicht entgehen zu lassen. Mein Vater, Dis und Gandalf blickten sich immer wieder kurz an, was mir nach einer Weile wirklich merkwürdig erschien. Auch Fili schienen die ständigen Blickwechsel aufzufallen, irgendwann fragte er misstrauisch: "Mutter, was ist los?" 

Die Zwergin blickte zögerlich zu Gandalf, der nach kurzem Überlegen nickte. 

Filis Mutter holte tief Luft, dann begann sie: "Wir, also Gandalf, Ellis Vater und ich, haben eine Einladung bekommen. Von einem alten Freund, den wir bei unserem ersten Treffen in Deutschland kennengelernt haben. Seine Frau ist kürzlich verstorben, und er hat große Sehnsucht nach guten Freunden." 

"Heißt das, ihr verlasst uns?", rief ich überrascht, mein Vater nickte. 

"Ja, ich weiß, es ist traurig, dass wir nicht so lange alle beisammen sein konnten, aber unser Freund braucht uns wirklich dringend." 

"Das verstehen wir", unterbrach ihn Legolas mit einem milden Lächeln, "ich würde genauso handeln, wenn ein Freund meine Hilfe bräuchte." 

Ich war immer noch etwas geschockt über den plötzlichen Abschied, doch Selina dachte anscheinend schon weiter.

"Wenn ihr dann hier verschwindet, wird doch der Dachboden frei. Wie wäre es, wenn Thorin, Bilbo und Fili zu euch ziehen? Ich habe dauernd Panik, dass mein Vater sie vielleicht entdeckt und wenn mein scheiß Bruder bald Semesterferien hat und auch kommt..." 

"Das ist eine gute Idee", sagte Fili sofort, "Bilbo und Thorin können gar nicht in Ruhe rumknutschen, wenn ich dauernd dabei bin. Ich würde dann auf den Dachboden ziehen, dann können sie wieder das Schlafzimmer deines Vaters nehmen." 

Zum Glück war Thorin nicht da, er hätte seinen Neffen für diese Äußerung wohl auf der Stelle erdolcht. 

"Ja, macht das am besten so", stimmte mein Vater zu, doch da räusperte sich Kili. Er blickte beschämt zu Boden und knabberte nervös an seinen Fingernägeln. 

"Was hast du schon wieder angestellt, Junge?", fragte Dis alarmiert, worauf der erröte und murmelte: 

"Nichts, es ist nur so... ich war noch nie von meinem Bruder getrennt... und wenn ich daran denke, dass er in einem anderen Haus lebt als ich, dann..." 

Okay. Das war jetzt wirklich süß. Er vermisste seinen Bruder schon, wenn er nur ein Haus weiter wohnte? Grüße gehen raus an alle Fanfiction-Autorinnen, die Fili sterben und nur Kili überleben ließen. 

"Oh man, Kili, dann kannst du natürlich auch mitkommen!", rief Selina und legte einen Arm um ihn. 

"Meine Jungs", seufzte Dis und lächelte, auch Fili sah ehrlich gerührt aus. 

"Glückwunsch, du hast in der Erziehung alles richtig gemacht", stellte mein Vater fest und grinste. 

Kili räusperte sich und meinte dann so cool wie möglich: "Dann holen wir mal unsere restlichen Sachen von drüben."

Oh du fröhliche... Weihnachten mit MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt