Eskalation am Frühstückstisch

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Samstag, der 21. Dezember 2019

Wie jeden Samstag blieb ich bis halb neun im Bett, selbst Legolas chillte noch auf dem Sofa, anstatt sofort aufzustehen und eine Runde zu joggen.

„Haben wir für heute etwas geplant?", fragte er irgendwann und ich schüttelte träge den Kopf. „Nein, noch nichts. Hast du Lust auf irgendwas?"

Der Elb setzte sich auf und überlegte. „Naja, der Schnee ist fast weg. Also Schlittenfahren fällt schon mal weg. Aber das hat mir mein Vater ja ohnehin verboten. Schoppen waren wir zu oft in letzter Zeit, auf Tschoggen gehen hast du wahrscheinlich keine Lust. Die Hobbit-Filme haben wir alle gesehen, langsam fällt mir nichts mehr ein."

„Wir können auch einfach chillen und uns unterhalten", meinte ich müde, „das wäre mal schön entspannend. Schließlich habe ich Ferien."

„Das ist gut", stimmte Legolas zu, „dafür sollten wir aber erst einmal aufstehen, findest du nicht?"

Aufstehen. Warum aufstehen, wenn man auch liegenbleiben konnte? Weil es draußen gutes zu Essen gab. Das war aber auch das einzige.

„Okay, ich hab Hunger", erwiderte ich deshalb und stand auf, um mir einen Hoodie überzuziehen. Legolas schlief stets in Klamotten, als fürchtete er, jede Sekunde mit einem Orkangriff konfrontiert zu werden. Gemeinsam gingen wir die Treppe hinunter, aus der Küche ertönte bereits lautes Gelächter. Offenbar waren alle schon wach.

„Da kommen ja unsere Langschläfer", prustete Fili, der am Herd stand und eben einen Pfannkuchen wendete.

„Morgen", lachte ich und ließ mich auf die Bank sinken, „was ist so lustig?" Während ich auf eine Antwort wartete, gönnte ich mir erst mal einen Kaffee und blickte fragend in die Runde. Selbst Thranduil hatte gerötete Wangen vom Lachen und wischte sich eine Lachträne aus dem Gesicht. Alle wirkten äußerst amüsiert auf mich, außer Bilbo und Thorin. Vor allem der Zwergenkönig blickte ziemlich missmutig drein.

„Lerina, sag das nochmal", kicherte Selina, die neben meiner Nichte saß und aussah, als würde sie gleich vom Stuhl kippen würde vor Lachen.

Lerina sah sich kurz um, dann meinte sie strahlend: „Frandi kul. Torin doof." Ich warf einen fassungslosen Blick auf das Mädchen und brach dann ebenfalls in Gelächter aus. Sie war echt nicht zu toppen. „Elben besser wie Zwerge", fuhr sie nun schmatzend vor und klatschte auf den Tisch, „Frandi kul. Torin doof."

„Jetzt reicht es langsam!", brüllte Thorin und sprang wutentbrannt auf, „Wer hat dir diese Worte beigebracht, du Missgeburt?"

„Hör auf, mein Kind zu beleidigen!", kreischte Tauriel wütend und Thranduil giftete: „Pass auf, wie du über mein Patenkind sprichst!" Doch Thorin ließ sich nicht beirren. Seine Augen sprühten Funken und er war knallrot angelaufen. Lerina war heftig zusammengezuckt über den plötzlichen Ausbruch des Königs. Nun füllten sich ihre großen grünen Augen langsam mit Tränen, ehe sie hemmungslos zu schluchzen begann.

„Aua, aua", jammerte sie und brüllte dann los, sodass sich Legolas neben mir instinktiv die Ohren zuhielt. „Was hast du getan? Sie weint wegen dir!", rief Kili entsetzt und starrte seinen Onkel wütend an. Dann eilte er zu Lerina und strich ihr sanft über den Kopf. „Alles gut", beruhigte er sie, „Onkel Thorin meint es nicht so... er ist nur manchmal ein bisschen – au – !" Das Mädchen hatte ihre Zähne in Kilis Hand vergraben und brüllte ununterbrochen weiter. Erschrocken riss sich der Zwerg los, der Abdruck, den die kleinen Zähnchen in seiner Hand hinterlassen hatten, war nicht zu übersehen. Nun war Tauriel endlich da und nahm ihre Tochter auf den Arm. „Tut mir leid, Kili", entschuldigte sie sich und drückte Lerina an sich, „und danke Thorin. Ein Glück, dass du keine Kinder hast."

Sie warf ihm noch eine vernichtenden Blick zu und verschwand dann nach draußen, wo Lerinas Schreie langsam verstummten. Das war mal wieder ein toller Start in den Tag...  

Oh du fröhliche... Weihnachten mit MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt