Kili will kein Korona!

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Montag, der 16. Dezember 2019

„Bekommen wir heute die Klausur zurück?", fragte Ronja unsere Biolehrerin, als diese den Raum betrat. Das hielt ich für ziemlich unwahrscheinlich, schließlich hatten wir sie erst am Donnerstag geschrieben, welcher Lehrer korrigierte denn so schnell? Gut, mein erster Französischlehrer hatte die Vokabeltests immer im Laufe der Stunde korrigiert, aber der gute Mann hatte auch eindeutig einen Dachschaden. Er hatte Französisch nie in der Schule gehabt, sondern es sich aus Langeweile in den Sommerferien selbst beigebracht... Das sagte ja schon alles.

„Ja, ich habe sie heute dabei", antwortete Frau Aasjäger und holte mich damit aus meinen Erinnerungen an meinen Französischlehrer. Wow, das hätte ich ihr eigentlich nicht zugetraut, mein Puls beschleunigte sich sofort, wie immer, wenn wir etwas rausbekamen. Beim Rausgeben war ich meist nervöser als beim Schreiben an sich...

„Aber ich gebe sie erst am Ende der Stunde raus, zunächst fangen wir mit einem neuen Thema an. Es geht um Mitose und Meiose." Die Klasse – auch Selina und ich – stöhnte kollektiv auf. Das war einer der Lehrersätze, die mich am meisten stressten. Als könnte sich noch irgendjemand auf den Unterricht konzentrieren, wenn der Gedanke an die Klausur im Raum schwebte...

So kam es logischerweise auch, die meisten tuschelten aufgeregt, anstatt sich auf den Film über Meiose zu konzentrieren, der über den Beamer an die Tafel geworfen wurde. Der war aber auch ziemlich langweilig, sorry, Frau Aasjäger.

Die 90 Minuten zogen sich schrecklich in die Länge, doch dann kramte unsere Lehrerin endlich die dicke Mappe aus ihrer Tasche und begann, mit einem Berg Klausuren durch den Raum zu gehen.

Mein Herz raste und ich knabberte nervös an meiner Unterlippe. Ich hatte einfach absolut kein Gefühl dafür, wie die Klausur gelaufen war. Bei Bio konnte ich so etwas schlecht einschätzen, keine Ahnung warum. In diesem Moment stand sie vor uns und legte zwei Blätter auf unseren Tisch.

„Das war ganz gut für eine Biologieklausur im ersten Halbjahr der 11. Klasse", meinte sie und lächelte uns freundlich an. Wow. Was für ein Lob. Erfreut stellten wir fest, dass wir beide 10 Punkte bekommen hatten, das entsprach einer 2-. Und das war für ein Scheißfach wie Bio wirklich zufriedenstellend. „Yes, das müssen wir mit den Mitties feiern", freute sich Selina und ich nickte zustimmend.

Daraus wurde leider nichts, denn als wir heimkamen, empfing uns ein gestresster Thranduil in Schürze und mit einer weißen Substanz im Haar, das ich als Mehl identifizierte.

„Ein Glück, dass ihr da seid. Ihr müsst mich in der Küche unterstützen, bitte!", stöhnte er, „Fili und Kili sind beide krank, erkältet. Ich habe eben eine Hühnersuppe gekocht, die dort ja angeblich helfen soll. Aber die beiden fürchten, dass sie sterben und jammern seit fast einer Stunde nach ihrer Mutter!"

Selina und ich sahen uns an und begannen gleichzeitig zu lachen. Okay, das war asozial. Aber die Vorstellung von den beiden Zwergen mit Männergrippe war einfach lustig...

„Wie können wir dir helfen?", fragte ich, nachdem wir eingetreten waren und mit gewaschenen Händen in der Küche standen, wo Thranduil Teig knetete.

„Erst einmal, müsst ihr Tom anrufen. Er und Tauriel sind seit drei Stunden spazieren und ich bin mir sicher, dass sie von dort Kräuter mitbringen kann, mit der wir die Erkältung der beiden in den Griff bekommen. Ich bin mir leider nicht so sicher, wie man ein Händi oder Telefon benutzt, sonst hätte ich das längst getan."

„Das muss nicht sein, glaube ich", winkte meine Freundin ab, „wir können es mal mit Erkältungstee und so Tropfen versuchen, das habt ihr sicher im Haus, oder?"

Ich nickte. „Ja, das bringe ich den beiden dahinsiechenden Kriegern gleich mal." Thranduil hatte zum Glück daran gedacht, Wasser zu kochen. So konnten wir gleich eine ganze Kanne Tee zubereiten und gemeinsam mit diversen Packungen Erkältungstropfen, Halsbonbons und Taschentüchern nach oben zu schleppen. Aus Respekt vor den beiden Leidenden hatten Bilbo und Thorin sogar das Zimmer meines Vaters geräumt. Nun lagen die beiden Brüder in dem Boxspringbettes und starrten gemeinsam die Wand an.

„Mutter? Bist du es?", stöhnte Fili, als wir den Raum betraten. „Nein, deine zukünftige Schwägerin und ihre Freundin", meinte Sel sarkastisch, „wir bringen euch Heilmittel."

„Das nutzt nichts mehr bei uns", jammerte Kili, „ich fürchte, nun werden wir tatsächlich sterben."

Langsam reichte es mir aber. Die beiden übertrieben ja echt dezent.

„Wir haben hier Tee und ein paar Medikamente, die helfen sicher. Wo tut es denn am meisten weh?"

„Mein Hals kratzt fürchterlich", krächzte Kili, der sich wirklich ein bisschen nach Darth Vader anhörte. Deshalb warf ich ihm eine Packung Halsbonbons zu und füllt eine der beiden Tassen mit Tee, die ich dann neben ihm auf dem Beistelltisch parkte. „Trink das erst und nimm dann so ein Bonbon, okay? Das hilft", erklärte ich und lächelte den Zwerg freundlich an.

„Vielleicht hat Kili ja dieses neue Virus aus China", kicherte Selina, „dieses Corona meine ich!"

„Ich will kein Korona haben!", jammerte er prompt, doch sein Bruder unterbrach ihn: „Mann, Bruder, das war ein Scherz. Du weißt doch, wo China liegt. Wie soll denn bitte ein Virus von China nach Deutschland kommen?"

„Da hast du auch wieder recht", stimmte er eingeknickt zu, „aber mein Hals tut trotzdem weh."

„Meiner tut auch weh", seufzte Fili und griff nach der Teetasse, die Selina ihm hinhielt, „danke, ihr seid wirklich genauso nett wie unsere Mutter."

„Danke", lachte ich, „wir lassen euch trotzdem allein, wenn es in Ordnung ist. Und bitte durchhalten und nicht sterben, Dis will sicher mit euch Weihnachten feiern!" 

Oh du fröhliche... Weihnachten mit MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt