Sonntag, der 29. Dezember 2019
Tag zwei von Thrandys verordneter Detoxdiät verlief deutlich ruhiger. Der Elb hatte zum Glück etwas Rücksicht auf die Essgewohnheiten der Zwerge genommen und zum Frühstück ein Brinen-Zimt-Porridge gekocht, das wirklich absolut genial schmeckte. Nach dem Essen waren mein Vater, Dis und Gandalf gemeinsam in die nahen Berge gefahren, um dort Skilanglauf zu fahren. Das konnten nämlich zu meiner Überraschung sowohl Thorins Schwester als auch der Zauberer. Sie hatten vor Jahren hier einen Kurs besucht und Gandalf hatte sogar ein Paar Langlaufski mit nach Mittelerde geschmuggelt, wo er nun gerne mit ihnen durchs Auenland cruiste. Bei der Vorstellung waren Selina und ich sofort in schallendes Gelächter ausgebrochen. Man stelle sich mal Gandalf auf einem grellgelben Paar Langlaufski vor, wie er durch Hobbingen rast... Mit wehendem Bart und Pudelmütze, versteht sich.
Nun war bereits später Mittag, aber die drei würden sicher noch einige Stunden wegbleiben, da sie das winterliche Wetter im nahen Mittelgebirge sicher richtig ausnutzen wollten. Wir wollten uns gerade alle mit einer riesigen Kanne Kinderpunsch bewaffnet vor dem Fernseher versammeln, um „Troja" anzuschauen (ich wollte unbedingt wissen, ob sich Legolas für seine beziehungsweise Paris Kampftechnik schämte), als es plötzlich an der Tür klingelte.
„Och ne, wer ist das denn jetzt?", seufzte ich und erhob mich schweren Herzens von Leggys Schoß, um in die Küche zu gehen. Von dort hatte man nämlich einen perfekten Blick auf unseren Eingangsbereich, ich checkte eigentlich immer von dort aus, wer vor der Tür stand, bevor ich öffnete.
Als ich in der Küche ankam, blieb mir fast das Herz stehen. Dort draußen standen ein Mann und eine Frau, beide in grünen Jacken, mit grünen Mützen. Eindeutig Polizei. „Fuck", stieß ich hervor und spürte, wie es mir kalt den Rücken hinunterlief. Was wollten die hier? Sofort spielten sich sämtliche Horrorszenarien in meinem Kopf ab. Dis, Gandalf und mein Vater, von einer Lawine verschüttet. Oder bei einem Autounfall gestorben. Oder...
„Wer ist es denn?", riss mich Kili aus meinen Gedanken, der eben mit Selina ebenfalls in der Küche aufgetaucht war.
„Polizei", krächzte ich, worauf der Zwerg einen erschrockenen Schrei hervorstieß.
„Die kommen mich holen", rief er entsetzt, „weil ich den Baum ermordet habe!"
„Oh mein Gott, Kili, du musst fliehen!", kreischte meine Freundin, „Komm, ins Wohnzimmer. Da kannst du über die Terrasse abhauen! Elli, du musst sie ablenken!"
Ich musste diese verdammte Tür öffnen. Anders ging es nicht. Irgendwie glaubte ich nicht, dass sie wegen Kili hier waren. Es war so ein ungutes Gefühl. Mit zitternden Knien stolperte ich zur Haustür. Meine Hände waren schweißnass und zitterten ebenfalls, als ich langsam die Klinke hinunterdrückte und die Haustür aufzog.
„Hallo", piepste ich den beiden Beamten ins Gesicht. Oh Gott, ich musste die beiden anschauen wie ein Eichhörnchen, wenn es blitzt... Die beiden ließen sich von meinem Gepiepse jedoch nicht beeindrucken, sie blickten mich kühl, fast schon streng an. Eigentlich nicht der Blick, den man aufsetzt, wenn man jemanden mitteilen muss, dass ein Familienangehöriger schwer verletzt im Graben liegt.
Endlich begann der Polizist, ein Mann Mitte dreißig mit flachsblondem Haar, zu reden:
„Hallo. Sagen Sie, was war hier los?"
Hä? Was war das denn jetzt? Was sollte hier bitte los sein?
„Äh...", meinte ich höchst verwirrt, „hier ist gar nichts los, eigentlich. Also, ich schaue gleich einen Film mit meinem Freund und vorhin haben wir eine Buddha-Bowl gegessen, aber..."
Anscheinend waren beide nicht besonders interessiert dafür, was wir zu Mittag hatten.
Der Mann schaute mich noch einmal böser an und wiederholte dann:
„Ich frage Sie noch einmal, Frau Müller, was war hier los?"
Nun war ich komplett verwirrt. Seit wann hieß ich bitte Müller mit Nachname? Doch in der nächsten Sekunde ging mir endlich ein Licht auf.
„Oh, ich heiße gar nicht Müller", rief ich erleichtert und deutete auf unser Klingelschild, „wenn Sie das Ehepaar Müller suchen, die wohnen nicht hier, sondern da gegenüber. Das Haus mit der Buchenhecke und dem roten SUV."
Die Gesichtsfarbe der beiden Beamten ähnelte mittlerweile der Farbe des Autos meiner Nachbarn.
„Das tut mir jetzt aber leid", meinte die Polizistin und lachte nervös, „da haben wir wohl die falsche Hausnummer durchgegeben bekommen. Danke für die Info und äh, viel Spaß bei ihrem Film."
„Kein Problem", kicherte ich, oh Gott, ich war ja so froh, dass nichts schlimmes passiert war, „und danke. Viel Erfolg für Ihren Einsatz!"
Mit diesen Worten schloss ich die Tür, schmiss mich auf die kalten Fliesen und brach in den Lachflash meines Lebens aus. Das war wohl die Reaktion meines Körpers darauf, dass ich so erleichtert war.
„Wer war das denn? Und was ist los mit dir?", fragte Tauriel, die eben in den Flur getreten war und mich etwas besorgt musterte. Das konnte ich ihr auch nicht übel nehmen, ich lag hier gerade mit tränenüberströmten Gesicht auf dem Boden und prustete wahrscheinlich wie eine verreckende Seerobbe.
„Das erzähle ich euch später", prustete ich, „aber ihr könnt Kili wieder reinholen. Die Bullen sind weg."
Wundert euch nicht über meinen seltsamen Einfall, aber genau das ist meiner Mutter vor Jahren mal wirklich passiert 😂😂 Die Polizei hat sich einfach im Haus geirrt und dann bei uns geklingelt... Sie hatte den Schock ihres Lebens :(
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Oh du fröhliche... Weihnachten mit Mittelerde
FanficEs ist Anfang Dezember, Elli und Selina haben gerade die ersten Klausuren hinter sich gebracht, als es endlich passiert. Mittelerde kommt zurück! Neben den übrigen Verdächtigen tauchen auch Gandalf, Dis und ein verfressenes Halbelben-Baby auf und s...