Ich bin dein Vater!

434 43 13
                                    

Dienstag, der 17. Dezember 2019

Als wir gegen Mittag aus der Schule kamen, erwartete uns ein Nudelauflauf von Thranduil, der bis auf die Straße duftete. Also der Nudelauflauf, nicht Thranduil. Im Wohnzimmer lagen Fili und Kili auf der Couch, soffen Erkältungstee und starrten auf den Fernseher, wo Star Wars – Das Imperium schlägt zurück lief. Matteo hockte neben den beiden Zwergen, die gar nicht mehr so krank schienen wie noch gestern. „Jetzt kommt es gleich!", rief mein Bruder aufgeregt, „Alle leise sein, bitte!" 

Weil Selina bereits beim Tischdecken half, blieb ich im Wohnzimmer stehen und sah mir den Film mit an. Gerade kämpfte Luke gegen Darth Vader auf der Brücke, und in diesem Moment schlug der dunkle Lord mit seinem Laserschwert Luke die Hand ab, was Fili und Kili dazu veranlasste, laut aufzustöhnen. „Aua, das sah schmerzhaft aus", stellte der Ältere der beiden mit schmerzverzerrtem Gesicht fest. Während Luke einarmig am Geländer hing, knurrte Darth Vaders dunkle Stimme:

„Es gibt kein Entkommen. Zwing mich nicht, dich zu töten. Luke, du hast noch nicht begriffen, wie wichtig du bist. Du hast gerade erst begonnen, deine Kräfte zu entdecken. Verbünde dich mit mir und ich werde deine Ausbildung beenden! Mit vereinten Kräften können wir diesen tödlichen Konflikt beenden und der Galaxis Frieden und Ordnung wiedergeben!"

„Frieden und Ordnung? Von Vader?", rief Kili empört, „Dass ich nicht lache! Luke, er versucht dich zu hintergehen! Du darfst dich nicht mit ihm verbünden, hörst du?"

„Er hört dich nicht, du Trottel", brummte sein Bruder.

Nein, niemals werde ich das tun!", stieß Luke hervor, der sich langsam von Vader entfernt hatte.

Wenn du nur wüsstest, welche Überlegenheit einem die dunkle Seite der Macht verleiht!", rief Darth Vader, „Obi Wan hat dir nie erzählt, was wirklich mit deinem Vater passiert ist!"

Er hat mir genug erzählt", fauchte Luke mit schmerzverzerrtem Gesicht, „er hat mir gesagt, dass sie ihn umgebracht haben!"

Oh Gott. Jetzt kam es. Ich war ja echt auf die Reaktion der beiden gespannt. Sie hatten sich anscheinend zu fanatischen Star Wars Fans entwickelt.

Nein. Ich. Bin. Dein. Vater.", knurrte Darth Vader.

„WAS? WIE? DAS... DAS KANN NICHT SEIN!", brüllte Fili fassungslos. Die beiden Zwerge waren gleichzeitig aufgesprungen und starrten nun perplex auf den Bildschirm, wo sich Luke eben in die Tiefe stürzte.

„Er ist sein Vater", stammelte Kili verstört, „der arme..."

„Es gibt trotzdem Essen", rief Selina lachend, die eben eine riesige Auflaufform ins Wohnzimmer schleppte, „Bilbo und Thorin kommen auch schon."

Die Brüder blickten noch kurz vollkommen verstört auf den Fernseher, doch dann siegte anscheinend der Hunger und Fili schaltete ab. "Das sieht echt lecker aus", schniefte er enttäuscht, "ich... ich kann es nicht fassen, dass Darf Wäider Luks Vater sein soll." 

"Jetzt heul doch", spottete Bilbo, was ich ehrlich gesagt nicht von ihm erwartet hätte, "das ist nur ein Film. Und der Nudelauflauf schmeckt übrigens fantastisch, Thranduil." 

Der Elbenkönig lächelte dankbar, aber es war auch echt lecker. 

"Leri schmeckt es auch", meinte Tauriel lächelnd, die ebenfalls am Tisch saß und ihrer Tochter eben eine Gabel voll in den Mund geschoben hatte. Das Mädchen kaute und strahlte in die Runde, worauf Thranduils Lächeln noch breiter wurde und sich seine Ohren rot verfärbten. 

"Du hast wirklich Geschmack, mein Kind", lobte er Lerina und strich ihr über die Locken, was sie dazu veranlasste, ein glückliches Glucksen von sich zu geben. 

Darauf tauschten Tom und Tauriel einen kurzen Blick und nickten dann einstimmig. 

"Du, Thranduil", begann mein Bruder, nachdem er tief Luft geholt hatte, "Elli ist ja Lerinas Patentante. Und naja, Tauriel und ich finden, dass wir noch einen Patenonkel gebrauchen könnten. Leri mag dich anscheinend sehr und deshalb wollen wir fragen, ob du..." 

"Ihr Pate werden willst", vollendete Tauriel den Satz und blickte den Elbenkönig fragend an, "natürlich musst du nicht, aber wir dachten..." 

Ich hielt den Atem an. Thranduil als Patenonkel? Warum nicht... Er war ja überraschenderweise echt gut mit Kindern.

Der König starrte erst Lerina, dann ihre Eltern an. "Wirklich? Ich? Tu bi onest, es wäre mir eine Ehre!" 

"Danke!", freute sich Tauriel, "Lerina freut sich sicher auch." 

Thranduil lächelte das Mädchen an und pikste ihr dann in den Bauch. "Ich. Bin. Dein. Pate!", röchelte er in Darth Vader Style, worauf ihn seine Patentochter erst etwas verstört anblickte, dann jedoch lachte. 


Oh du fröhliche... Weihnachten mit MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt