Beinahe Streit und Spielplatz

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Um den Gedanken an die baldige Abreise der Mittelerdler zu verdrängen, mussten wir uns dringend ablenken. Mein Vater, Thranduil und Matteo waren gemeinsam zu Aldi gefahren, Thorin, Bilbo, Gandalf und Dis hatten den vom Hobbit gewünschten Spaziergang unternommen.

„Wir können wieder einen Film schauen", schlug Kili vor, „Troja war lustig gestern. Vor allem, weil Legolas so verkackt hat." Der Zwerg brach in freches Gelächter aus, was ihm einen wütenden Blick von Leggy einbrachte.

„Das war nicht ich. Dieses Opfer hieß Paris und sieht mir nicht im entferntesten ähnlich. Hast du seine Augen gesehen? So hässlich braun wie deine, nicht so strahlend blau wie meine."

„Beleidige nicht meinen Bruder!", giftete Fili und Tauriel murmelte: „Ich finde grüne Augen ohnehin am schönsten."

Selina und ich verdrehten synchron die Augen. „Jetzt hört doch auf zu streiten. Legolas, du bist besser als Paris und bist auch nicht mit ihm verwandt", meinte meine Freundin etwas genervt, „wollt ihr eure letzten Stunden hier wirklich mit solch dämlichen Diskussionen verschwenden?"

Das wollte niemand, und Legolas murmelte sogar: „Eigentlich sind braune Augen ja auch schön..."

Auf Film schauen hatten wir allerdings auch keine Lust mehr. Irgendwann fragte Tauriel: „Tom und ich wollten eigentlich mit Lerina auf den Spielplatz, möchtet ihr mitkommen?"

„Spielplatz", quietschte ich, „ja, bitte! Dass wir da nicht früher drauf gekommen sind!"

Die anderen waren ebenfalls einverstanden und wir standen auf, um uns fertigzumachen. Ich war zu faul, mich heute in eine Jeans zu quetschten, weshalb ich mich entschied, einfach in Jogginghose zu gehen. Laut Karl Lagerfeld hatte ich damit offiziell die Kontrolle über mein Leben verloren, aber egal. Das war mir fürchte ich schon längst passiert. Auch Selina, Fili und Kili entschieden sich für den Assilook, nur Tauriel, mein Bruder und Legolas waren so zivilisiert und wählten eine Jeans.

Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Spielplatz, eine der wenigen Attraktionen, die unser Kaff zu bieten hatte. Es gab zwei Schaukeln, eine Rutsche, ein Karussell und sogar ein Klettergerüst. Hier hatte ich gefühlt die Hälfte meiner Kindheit verbracht.

Als wir ankamen, lag der Spielplatz ruhig und verlassen vor uns. Sehr gut. Nicht, dass wir noch dämlich von misstrauischen Muttis beäugt wurden, die hinter jedem Jugendlichen, der seine Freizeit auf dem Kinderspielplatz verbrachte, drogensüchtige Junkies vermutete.

Tauriel ging mit Lerina sofort zur Kinderschaukel, Tom folgte ihnen. Wir anderen wollten erst mal eine Runde rutschen.

„Ahhhhhhh!", kreischte Selina, als Kili ihr einen heftigen Anschubser verpasste und sie nach der Rutsche beinahe fünf Meter durch die Luft flog, sodass sie nicht im Sandkasten vor der Rutsche, sondern weiter hinten im Gras landete.

„Du bist so bescheuert!", rief sie wütend, ein Grinsen konnte sie sich jedoch nicht verkneifen, „Jetzt kannst du vergessen, dass Tauriel dich mal mit Lerina spielen lässst!"

Die Elbin blickte nämlich ziemlich kritisch zu uns herüber. Das änderte sich auch nicht, als Kili ihr freundlich lächelnd zuwinkte.

„Frauen sind einfach kompliziert!", seufzte er und stürzte sich dann die Rutsche hinab.

Nach einigen Runden wurde es uns zu langweilig und wir erkundeten weiter den Spielplatz. Legolas hatte einen hohen Baum entdeckt, auf den er sofort klettern musste. Nun hockte er ganz oben im Geäst und chillte dort sein Leben.

„Lasst mir dir paar Minuten in Ruhe", rief er uns entschuldigend zu, „ich möchte endlich mal wieder die Natur genießen..."

Ich hockte mich deswegen zu Tauriel und Lerina in den Sandkasten, wo die beiden ein Loch buddelten. „Wir sucken Amerika", verkündete die Kleine stolz und schaufelte weiter mit ihren kleinen Händen den Sand heraus. Sie war einfach so süß. Schade, dass sie uns bald wieder verlassen würde... Ich kramte schnell mein Handy aus der Hosentasche und begann, ein paar Bilder zu schießen.

„Kannst du die mir bitte schicken?", fragte Tauriel plötzlich. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Wohin denn schicken?

Die Elbin lachte kurz und zog dann ein Smartphone aus der Tasche. „Das hat mir Tom gekauft. Wir wollen schauen, ob ich in Lothlorien Empfang habe. Dann können wir immer in Kontakt bleiben!"

Ich staunte nicht schlecht. Das war ja mal eine tolle Idee von meinem Bruder! Wenn es in Lothlorien Empfang gab, natürlich. Aber ganz unmöglich war es nicht. Immerhin hatte selbst Albanien ein besseres Mobilfunknetz als die Bundesrepublik Deutschland, warum also nicht auch Lothlorien? Während Lerina weitergrub, tauschte ich also meine Nummer mit Tauriel aus, um ihr später die Fotos zu schicken. Wenn mir das jemand vor einem Jahr erzählt hätte, ich hätte ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt... 

Oh du fröhliche... Weihnachten mit MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt