Unsere Lieblingsbeschäftigung

607 59 18
                                    

"Thrandy!", rief mein kleiner Bruder überrascht, aber überglücklich, als wir plötzlich alle im Flur standen und fiel dem Elbenkönig um den Hals, „Schön, euch alle zu sehen. Bleibt ihr wieder länger?"

„Bis Silvester. Mindestens", erklärte ich, worauf Matteo einen Luftsprung machte. „Cool, dann können wir gemeinsam Plätzchen backen. Und Schlitten fahren. Und eine Schneeballschlacht. Und in die Eishalle. Und Gandalf kann ein Feuerwerk machen!"

Thranduil lachte und wuschelte ihm durch die Haare. „Ja, das können wir alles machen. Aber erst einmal wollen wir uns ein bisschen erholen, die Reise nach Deutschland war recht anstrengend für uns alle."

Matteo nickte verständnisvoll und verschwand wieder nach oben in sein Zimmer, um weiter an seinen Weihnachtsgeschenken zu arbeiten. Ja, er fing tatsächlich immer schon Anfang Dezember damit an, dafür bewunderte ich ihn ehrlich.

„Ich richte mich dann mal auf dem Dachboden ein", meinte Gandalf und stieg die Treppe nach oben.

„Ich gehe auch gleich in mein Gemach", verabschiedete sich der Elbenkönig und lief auch schon in den Keller, wo sich unser Gästezimmer befand.

Inzwischen hatte ich meinen Vater angerufen, um ihm mitzuteilen, dass die Mittelerdler zurück waren und er uns bitte 14 Döner nach der Arbeit mitbringen solle. Wie erwartet freute er sich ehrlich über die Neuigkeiten und versprach sogar, heute eher aufzuhören.

„Mein Vater und das Abendessen sind in einer dreiviertel Stunde da", verkündete ich in die Runde.

Tauriel und Tom waren mit ihrer Tochter im Wohnzimmer verschwunden, Kili und Selina hockten auf dem Boden in der Ecke und tuschelten leise, Fili erklärte eben seiner Mutter, dass sie unbedingt einmal Sims 4 spielen musste und Thorin und Bilbo unterhielten sich ebenfalls.

„Wollen wir einen Film schauen, bis mein Papa da ist?", schlug ich vor, zum Glück waren die anderen einverstanden. So machten wir uns auf den Weg ins Wohnzimmer, wo unsere kleine Familie zusammengekuschelt auf dem Sofa lag.

Sie sahen so süß aus, dass Selina gleich ein Foto von ihnen schoss, ehe ich den Fernseher einschaltete.

„Wie wäre es mit Harry Potter? Das ist ne Legende!", rief meine Freundin und ich nickte. „Das ist eine gute Idee, die Filme muss man einfach kennen. Ich hab zum Glück alle auf DVD."

Keine zwei Minuten später ertönte endlich das Intro, von dem ich jedes Mal Gänsehaut bekam, und ich hockte mich mit Legolas auf den Teppich vors Sofa. So komisch es war, ich saß beim Fernsehen lieber auf dem Boden.

„Ich freu mich so, dich zu sehen", versicherte ich dem Elb zum hundertsten Mal an diesem Tag und lehnte mich an ihn. Ein Harry Potter Marathon mit halb Mittelerde, was gibt es schöneres?

Wir waren gerade beim Kampf gegen den Troll im Mädchenklo angekommen, wo sich Harry, Ron und Hermine endlich anfreundeten, als der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde.

„Das ist mein Vater!", rief ich und sprang auf, um zur Tür zu eilen. Soweit kam ich jedoch nicht, denn keine Sekunde später stand er auch schon im Wohnzimmer, beladen mit einem Karton, der ziemlich schwer aussah. Das konnte nur unser Abendessen sein...

„Hat hier jemand 14 Döner bestellt?", ließ er den Komiker raushängen und stellte die Schachtel ab, „Nein? Gut, die sind nämlich alle für mich."

Ich verdrehte die Augen. Jetzt war definitiv nicht der Zeitpunkt für unlustige Witze, allerdings hatte ich viel zu großen Hunger, um mich darüber aufzuregen.

„Sehr lustig", meinte ich nur und öffnete den Karton, um mir einen Döner zu schnappen, auf dessen Papier ein dickes „W" stand. Das stand für vegetarisch...

„Endlich etwas zu essen", seufzte Fili und nahm ebenfalls etwas, um sich dann genau wie ich am Esszimmertisch niederzulassen, „Danke fürs Besorgen. Wir sterben alle vor Hunger."

Die nächste halbe Stunde herrschte erst einmal Ruhe – wir waren alle mit essen beschäftigt. Ich grinste die ganze Zeit wie blöd vor mich hin, ich konnte einfach nicht aufhören. Unsere Freunde waren wieder da. Und wir hatten etwas gutes zu Essen, das gehörte zu einem schönen Leben einfach dazu.

Nachdem wir unsere Döner vernichtet und damit wieder genug Kraft zum Sprechen hatten, begannen wir endlich, uns auszutauschen. Es war einfach zu viel geschehen in den letzten Monaten, in denen wir uns nicht gesehen hatten. Mein Vater war hin und weg von seiner neuen Enkeltochter, die inzwischen aufgewacht war und munter an einem Stück Fladenbrot knabberte. Sie war echt das süßeste, was ich heute gesehen hatte.

„Was ist so passiert bei euch im Waldlandreich?", fragte ich Legolas gespannt, mein Gott, wir würden tatsächlich erfahren, was in den 60 Jahren zwischen Hobbit und Herr Der Ringe passiert...

„Naja", seufzte der Elb, „ich habe einen wichtigen Auftrag von meinem Vater bekommen, ich muss einen gewissen Waldläufer aufspüren. Er soll anscheinend von großer Bedeutung für das Schicksal Mittelerdes sein, aber besonders weit bin ich noch nicht gekommen. Da tun mir ein paar Wochen Urlaub in Deutschland sicher gut."

Der Waldläufer also. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Anscheinend lief in Mittelerde alles so, wie es sollte.

„Und in Deutschland? Was hat sich da so getan?", erkundigte sich Legolas. „Nicht so viel", erwiderte ich, „ich war in der Schule, hatte Geburtstag. Das war es eigentlich."

Oh du fröhliche... Weihnachten mit MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt