Mittwoch, der 18. Dezember 2019
„Der schöne Schnee schmilzt schon wieder", meinte Bilbo traurig und blickte aus dem Fenster. Dicke Regentropfen prasselten gegen das Glas und wir saßen gemeinsam im Wohnzimmer, wo wir uns aus Trauer um den Winter, der sich wohl wieder verabschiedete, uns mit Glühwein und Kinderpunsch besoffen. Selina und ich hatten jeder nur eine Tasse Glühwein, Legolas war bei drei angekommen. Sein Vater hatte seine eigene Thermoskanne, die fast 2 Liter fasste und ich wusste nicht, ob sie schon leer war... Tauriel hatte schon fünf Tassen geleert, ihre Wangen verfärbten sich langsam aber sicher hellrot.
„Können wir was spielen?", fragte sie in diesem Moment und strahlte uns an. So breit hatte ich sie noch nie grinsen sehen, sie war eindeutig nicht mehr nüchtern... Keine Ahnung, wie viel sie in der Küche schon heimlich gesüffelt hatte. Tom war leider nicht da, er war in die Unibibliothek gefahren, um sich neues Lernmaterial für seine Ausbildung zu besorgen. Er verpasste nun wohl die einmalige Gelegenheit, seine Freundin angetrunken zu erleben...
„Ja bitte, mir ist langweilig", jubelte Matteo und stopfte sich ein Plätzchen in den Mund, „habt ihr eine Idee?"
„Wahrheit oder Pflicht", grinste Fili, „das war immer lustig."
Wahrheit oder Pflicht. Keine schlechte Idee. Mal wieder ein paar Mittelerdler mobben, warum nicht.
„Gute Idee", stimmte auch Selina zu, „ich würde sagen, Fili fängt an, weil es seine Idee war."
„Danke", brummte der Zwerg und schubste sie spaßhaft, „ich nehme dann mal Pflicht, Wahrheit ist für Weicheier wie meinen Bruder."
„Ich geb dir gleich Weichei", fauchte der gereizt und grinste dann jedoch diabolisch, „wenn du so mutig bist, rasierst du dir deinen Bart ab." Ich verschluckte mich beinahe an meinem Rest Glühwein. Bitte was? Er musste seinen Bruder ja abgrundtief hassen... Aber wahrscheinlich war das die verletzte Ehre. Auch die anderen zeigten sich schockiert, Fili war inzwischen schneeweiß angelaufen.
„Das... das kann ich nicht tun", stammelte er, „was ist ein Zwerg ohne Bart?"
„Du bist also doch ein Weichei", lachte Kili und da war mir sofort bewusst, was nun folgen würde...
„Dann rasiere ich eben meinen scheiß Bart!", brüllte sein großer Bruder und sprang auf, um die Treppe hochzupoltern. Wenig später wurde die Badezimmer zugeknallt und ich konnte den Klang des elektrischen Rasierers meines Bruders hören.
„Kann er das überhaupt?", fragte Legolas, „Nicht, dass er sich noch schneidet oder so..."
„Er hat Tom mal dabei zugeschaut, keine Ahnung warum", kicherte Tauriel, „aber er müsste es beherrschen. So Zwerge lernen ja immer schnell."
Ich war trotzdem beunruhigt und Legolas rief: „Nur mal um etwas klarzustellen, ich werde mir heute unter keinen Umständen die Haare schneiden oder schneiden lassen. Haben wir uns verstanden?"
„Ich schließe mich meinem Sohn an", meinte Thranduil und blickte streng in die Runde, „sonst werde ich nie wieder etwas kochen."
Damit hatte er wohl ein Machtwort gesprochen. Ein Leben ohne Thranduils Kocherei? Bitte nicht.
„Mir könnt ihr gern einen Bob schneiden", trällerte Tauriel und blickte verträumt aus dem Fenster, wo sich ihr Gesicht spiegelte, „es wird mir sicher stehen, denkt ihr nicht?" Sie griff nach Thranduils Thermoskanne und wollte sich eben nochmal den Becher füllen, doch Legolas riss ihr die Flasche sofort aus der Hand.
„Du bist komplett besoffen!", rief er entrüstet, „Für dich gibt es heute keinen Alkohol mehr."
„Eye, lass mich du Pfosten!", quengelte sie genervt und wollte ihm die Kanne wieder abluchsen, doch Legolas exte schnell den Rest. „Leider leer", meinte er grinsend, worauf Tauriel ihm einen Tritt gegen das Schienbein verpasste.
„Und? Wie sehe ich aus?", ertönte es nun von der Tür. Sofort fuhr ich herum und sah Fili. Oder besser Dean O'Gorman. „So schlimm?", fragte Dean, sorry, Fili erschrocken.
Perplex glotzte ich ihn an. Auch die anderen starrten ihn fassungslos an. Bis Thorin hervorstieß:
„Junge, verdammt, siehst du gut aus! Sigrid wird sich freuen."
Der Zwerg grinste, augenblicklich trat ein verliebter Ausdruck auf sein Gesicht. „Dann ist ja gut, für die nächste Runde nominiere ich Tauriel."
Die Elbin klatschte aufgeregt in die Hände und hüpfte vom Sofa. „Ich nehme Wahrheit!", rief sie freudig.
Was wollten wir schon immer mal von Tauriel wissen? Ich vermutete, dass sie uns in ihrem Zustand alles beichten würde... Mir kam auch schon ein Gedanke.
„Ich hab was", verkündete ich grinsend, „als wir neulich die Höhle besucht haben, warst du ... sagen wir mal, nicht besonders begeistert. Fast sah es so aus, als hättest du Angst gehabt, was dir hier natürlich niemand zutrauen würde, aber..."
„Doch, doch", unterbrach sie mich strahlend, „ich hatte sogar sehr große Angst. Ich leide nämlich unter Platzangst, seitdem..."
Ich war wirklich gespannt, warum sie diese Phobie hatte, doch da war Legolas aufgesprungen und rief: „Tauriel, das ist unser Geheimnis!"
„Aha!", rief Kili grinsend und hob eine Augenbraue, „jetzt sind wir ja erst recht gespannt..."
„Als wir noch Elblinge waren, hat Legolas mich in ein Weinfass gesperrt", verkündete die Elbin, „und er hat mich erst drei Tage später freigelassen."
Entsetzt blickte ich den Prinz an. Betrunkene erzählten bekanntlich immer die Wahrheit, sie hatte das wohl nicht erfunden.
Der Elb hob abwehrend die Hände und verteidigte sich: „Es tut mir leid, ich habe sie dann total vergessen und erst Tage später bemerkt, dass sie ja noch im Weinfass sitzt. Dann habe ich sie natürlich sofort freigelassen!"
„Ich hatte die Panik meines Lebens!", kreischte seine Freundin außer sich, und Thranduil stammelte fassungslos: „Wann... wann war das? Was hast du dir nur dabei gedacht, Junge?"
Sein Sohn blickte zerknirscht zu Boden. „Da war sie gerade ein halbes Jahr bei uns und davor..."
Sein Vater blickte nun noch schockierter drein. „Ich bin so enttäuscht von dir, Legolas. Ich hatte dich doch gebeten, besonders freundlich zu ihr zu sein, weil da doch gerade die Sache mit ihren Eltern..."
„Ich war auch nett", jammerte Legolas, er sah aus als würde er gleich zu weinen beginnen. Aber verständlich, schließlich war sein Vater enttäuscht von ihm. „Aber dieses Biest hat mich auch geärgert. Sie hat meinem Pferd Rotwein zu trinken gegeben, sodass es ständig getorkelt ist und ich dann irgendwann abgestürzt bin, weil es so betrunken war. Mich hat es beim Galopp vom Pferd gesegelt und in den nächsten Busch befördert! Das war so demütigend, vor den ganzen anderen..."
Alle außer den drei Elben amüsierten sich mittlerweile prächtig, Thorin wischte sich eine Lachträne aus den Augen.
„Das habe ich nur getan, damit du nicht immer so angibst", kicherte Tauriel, „naja, jetzt sind wir ja quitt."
„Auch wenn ich trotzdem enttäuscht bin", seufzte Thranduil, „von euch beiden. Ein hilfloses Pferd mit Wein abfüllen und eine Freundin in ein Fass sperren und dann auch noch vergessen... Mein Gott, die Jugend von heute..."
Das ist Dean in verdammt jung, aber immerhin hatte er da lange Haare xD
So sieht also ein junger Fili ohne Bart aus 😂😂
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Oh du fröhliche... Weihnachten mit Mittelerde
FanfictionEs ist Anfang Dezember, Elli und Selina haben gerade die ersten Klausuren hinter sich gebracht, als es endlich passiert. Mittelerde kommt zurück! Neben den übrigen Verdächtigen tauchen auch Gandalf, Dis und ein verfressenes Halbelben-Baby auf und s...