Samstag, der 7. Dezember 2019
Als ich die Augen aufschlug, war das Sofa in meinem Zimmer bereits leer, obwohl mein Wecker erst kurz vor sieben anzeigte. Sorry, Leggy. Ich freute mich seit Montagmorgen aufs Ausschlafen am Wochenende, da bekommst selbst du mich nicht aus dem Bett... Gähnend kuschelte ich mich tiefer in meine Decke und schloss noch einmal die Augen. Das hatte ich mir nach fünf Tagen Schule einfach verdient.
Ich träumte gerade von der Schlacht vom Erebor, die seltsamerweise von Harry Potter angeführt wurde. Dieser betitelte eben die Gemeinschaft der Zwerge als Selbsthilfegruppe, als plötzlich ein ohrenbetäubender Schrei ertönte. Der gehörte eindeutig nicht zum Erebor. Erschrocken fuhr ich hoch und knallte mir wie zu oft den Kopf an der Dachschräge an. Stöhnend ließ ich mich zurücksinken und – wie blöd kann man sein – krachte mit dem Hinterkopf auf meinen Bettpfosten.
„Fuck!", stieß ich hervor, und in diesem Moment setzte das größte Brüllkonzert ein, das ich je gehört hatte. Sofort waren all meine Schmerzen vergessen und ich flog förmlich aus dem Bett.
Hatte mein Vater eine geheime Folterkammer im Heizungsraum eingerichtet oder was war hier los?
Panisch stolperte ich die Treppe hinunter, die Schreie kamen eindeutig aus der Küche.
„Alles gut, mein Schatz, alles gut", hörte ich meinen Bruder jammern. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Gott, ich war ja so dämlich. Klar, wir hatten ein Halbelbenbaby im Haus. Und wenn Babys etwas konnten, dann war das schreien.
Meine Nichte machte sich leider nichts aus den Beruhigungsversuchen ihres Vaters und brüllte munter weiter, als würde sie gerade gegrillt worden. Ich überlegte schon, ob ich mir ein bisschen Watte aus dem Badezimmer besorgen sollte und mich wieder in mein Bett verkriechen sollte, als plötzlich die Küchentür aufgestoßen wurde und mir mein ziemlich gestresst wirkender Bruder mit einer puterroten Lerina auf dem Arm entgegen kam.
„Elli, ein Glück, dass du da bist!", stöhnte er, „Tauriel ist mit Legolas joggen und... ich glaube Leri will zu ihr. Nimm du sie mal, bitte!"
Mit diesen Worten streckte er mir seine brüllende Tochter entgegen. War er denn verrückt geworden?
„Ih, tu das weg!", kreischte ich, „Ich lass sie doch safe fallen!"
„Bitte nimm sie, ich muss seit ner halben Stunde aufs Klo!", brüllte Tom und schaffte es tatsächlich, die kleine Halbelbin in der Lautstärke noch einmal zu übertreffen.
Ehe er mir seine Tochter in die Hand drücken konnte, die ich sicherlich fallen gelassen hätte, taucht Thranduil hinter uns auf der Kellertreppe auf.
„Was ist denn hier los?", stöhnte er, doch da sah er es selbst.
„Probleme mit der Kleinen?", fragte er überraschend verständnisvoll. Mein Bruder nickte. „Ja, sie schreit seit zehn Minuten durchgehend und ich habe keine Ahnung, warum."
Der Elbenkönig seufzte. „Gib sie mir mal", meinte er zu unser aller Überraschung und nahm Lerina auch schon auf den Arm. Die Kleine wurde sofort ein bisschen ruhiger und als Thranduil begann, sie vorsichtig hin und her zu wiegen, verstummten tatsächlich auch die letzten Schreie und sie begann fröhlich schmatzend an Thrandys Daumen zu lutschten. Der lächelte sie selig an und strich ihr zärtlich über den Kopf.
Fassungslos starrten wir ihn an. Der große Elbenkönig, in einem rot-blau karierten Flanellpyjama von H&M, beendete das wohl ohrenbetäubendste Brüllkonzert, das dieser Planet je gesehen hatte, und hatte allen Anschein nach noch Freude daran.
„Was schaut ihr so, dachtet ihr etwa, ich mag keine Kinder?", fragte er überrascht, als er unsere verwirrten Gesichter sah.
„Du überraschst uns einfach immer wieder", seufzte Tom, „Danke. Tauriel hätte mich umgebracht, wenn sie ihre Tochter so hätte schreien sehen..."
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Oh du fröhliche... Weihnachten mit Mittelerde
FanficEs ist Anfang Dezember, Elli und Selina haben gerade die ersten Klausuren hinter sich gebracht, als es endlich passiert. Mittelerde kommt zurück! Neben den übrigen Verdächtigen tauchen auch Gandalf, Dis und ein verfressenes Halbelben-Baby auf und s...