Thrandy, der Detox-Guru

344 38 14
                                    

Samstag, der 28. Dezember 2019

Als ich gegen halb neun ins Wohnzimmer kam, saßen bereits Thranduil, Legolas, Tauriel und Tom am Esstisch. Lerina hockte auf dem Teppich und spielte mit meiner alten Baby Born Lolli. Der Ärmste hatte noch immer zahlreiche dunkelblaue Striche im Gesicht, die ich ihm mit sieben Jahren und der Hilfe eines Kugelschreibers verpasst hatte. Damals hatte ich mit Tom Folterkammer gespielt, Lolli war unser Opfer und bis heute schwer gezeichnet. Sämtliche Badeeinheiten im Waschbecken hatten die blauen Überreste einfach nicht entfernen können, und so hatte er eben bis heute blaue Striche im schönen Puppengesicht, wenn auch etwas verwaschene. Lerina bemerkte das zum Glück noch nicht und fütterte ihn eifrig weiter mit dem kleinen Puppenfläschchen. 

"Guten Morgen!", grüßte ich meine Freunde und warf einen interessierten Blick auf den gedeckten Frühstückstisch, "Was gibt es denn heute?" 

Sofort hellte sich Thranduils Miene auf und er begann stolz: 

"Ich habe mich gestern ein wenig über gesunde Ernährung informiert und bin zu dem Entschluss gekommen, dass uns ein Ditox-Däi allen gut tun würde! Zum Frühstück gibt es deswegen einen grünen Smufi aus Bananen, Äpfeln, Spinat, Selleriegrün, Sonnenblumenkernen, Ingwer  und Mandelmilch."

Tatsächlich stand ein riesiger Krug voll grüner... Pampe auf dem Tisch und Tauriel nahm gerade lächelnd einen Schluck aus ihrem Glas. Auch Legolas sah ziemlich erfreut aus, mein Bruder wirkte nicht ganz so begeistert. Und ich? Was Essen anging, war ich eigentlich ziemlich kreativ und offen für fast alles, vielleicht schmeckte der Detox-Drink ja ganz gut. Aber eines war klar, den Zwergen würde das auf keinen Fall schmecken. 

"Coole Idee", lachte ich und goss mir einen Schluck in mein Glas, "aber ob das den anderen so gefällt..." 

"Da mache ich mir keine Sorgen", verkündete Thranduil großspurig, "sie werden merken, dass es ihnen nach diesem Tag einfach viel besser geht und freiwillig auf eine entgiftende Ernährung zurückgreifen wollen!" 

Okay, wo hatte dieser Detox-Guru bitte auf einmal seinen Optimismus her? Als ob Fili und Kili freiwillig Sellerie-Saft saufen würden anstelle von Cola oder Bier...

Doch da fiel mir noch etwas ein. "Aber Wein ist dann doch auch tabu, oder?", fragte ich den Elbenkönig erschrocken, "Alkohol ist ja das pure Zellgift!" 

Davon ließ sich Thranduil jedoch nicht beeindrucken. Er seufzte und antwortete dann wissentlich lächelnd: 

"Ich sehe, du hast dich noch nicht ausreichend informiert. Vor allem Rotwein kann sich in Maßen durchaus positiv auf den menschlichen Organismus auswirken. So fördert er beispielsweise das Wachstum der Darmbakterien Faecalibacterium prausnitzii und Akkermansia muciniphila, die die Darmbarriere und das Körpergewicht regulieren. Daneben wirken sie entzündungshemmend und sind wichtig für den Erhalt und die Regeneration der Schleimschicht im Darm. Da sie nicht eingenommen werden können - außerhalb des menschlichen Körpers sind sie nicht lebensfähig - muss ihr Wachstum unterstützt werden. Und das kann Rotwein!" 

Fassungslos starrte ich den Elbenkönig an. Okay, er hatte sich echt informiert. Er klang ja wie ein richtiger Ernährungsberater! Aber das mit dem Wein gefiel mir natürlich, und ihm wahrscheinlich ganz besonders. Nur das mit "in Maßen" passte wohl eher nicht zu seinen Saufgewohnheiten. 

"Krass", gab ich zu, "dann gönne ich mir gleich mal ein Glas Rotwein für meine Darmbakterien."

Doch Thranduil unterbrach mich sofort: "Nein, nein, trink erst einmal deinen Smufi. Den Wein gibt es erst heute Abend. Mittags werde ich einen lauwarmen Quinoasalat mit Gemüse und Kräutern zubereiten und zum Abendessen Paprika-Kohl-Suppe." 

"Das gefällt mir", meinte Tauriel lächelnd, "so können wir uns gerne für immer ernähren, wenn ihr mich fragt." 

Ich nahm einen Schluck meines Smoothies, der tatsächlich gar nicht mal schlecht schmeckte. Vor allem freute ich mich jedoch auf die Reaktion der anderen. Ob Thorin sich mit dem lauwarmen Quinoasalat mit Gemüse und Kräutern anfreunden würde? 

Oh du fröhliche... Weihnachten mit MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt