Oh du fröhliche... Weihnachten mit Mittelerde

Bescherung

Nach einer "Weile kam auch Thranduil zu uns. Er bugsierte auf einem Tablett einen ganzen Berg seiner Quiches, die gekochten Kartoffeln, den Teig für das Stockbrot und unsere zwei größten Thermoskannen. Daneben stapelten sich mehrere Teetassen und Besteck, sowie die bunten Plastikteller von IKEA, die wir schon seit Jahren besaßen. Ich atmete erleichtert auf, als der Elbenkönig endlich das Tablett auf dem Gartentisch abstellte. Nicht, dass noch was zu Bruch gegangen wäre... 

"Ich hole dann auch einmal meine Geschenke", verkündete er und verschwand auch schon wieder im Haus. 

"Thranduil hat Geschenke für uns besorgt!", freute Selina sich, "Das ist ja mal total lieb von ihm!" Ich nickte zustimmend. Er war einfach der beste... 

Durch das Wohnzimmerfenster konnte ich sehen, dass das Krippenspiel tatsächlich immer noch lief. Gerade knieten Thorin, Bilbo und Tom vor Matteo, Tauriel und Lerina auf dem Boden. In ihren Händen hielten sie eine Tafel Schokolade, Kieselsteine aus dem Garten und die Myrretabletten meines Vaters, die übrigens eine wunderbare antientzündliche Wirkung hattte. Anscheinend waren gerade die drei Weisen aus dem Morgenland da, um dem Jesuskind die Geschenke vorbeizubringen... Dann konnte der Dreck ja nicht mehr so lange dauern... 

Während Thrandy noch seine Päckchen zusammensuchte, gingen Selina, Legolas und ich in die Vorratskammer, wo wir uns nach Süßigkeiten umsahen. Zum Glück hatten wir bei unserem letzten Einkauf das halbe Regal bei Aldi leergeräumt. So schnappten wir uns drei Packungen Toffifee, eine große Tüte vegetarische Gummibärchen, mehrere Tafeln Schokolade und nebenbei noch den Plätzchenteller, den mein Opa für uns dagelassen hatte. Er machte echt die besten der Welt... 

Unsere Beute platzierten wir neben den anderen Speisen auf dem Gartentisch. Thranduil war inzwischen auch aufgetaucht und hatte mehrere kleine Tüten auf der "Geschenkedecke" verteilt. Danach kramten wir noch mehrere alte Decken hervor, die wir auf den drei Gartenbänken ausbreiteten. Nicht, dass sich im Laufe des Abends noch jemand eine Blasenentzündung holte oder so... 

"Das sieht schon festlich aus", meinte Legolas stolz und legte einen Arm um meine Schulter. 

Ehe ich etwas erwidern konnte, wurde die Terrassentür aufgestoßen und mein kleiner Bruder rief aufgeregt: "Leute, das Christkind war schon da!" 

Fröhlich hüpfte er hinaus. "Und das Essen habt ihr auch schon vorbereitet! Danke, danke, ich hole schnell die anderen!" Mit diesen Worten verschwand er wieder. Keine fünf Minuten später tauchte der Rest ebenfalls auf, alle waren mit mehreren Päckchen beladen. 

"So viele Geschenke hatten wir noch nie zu Weihnachten", lachte ich, "wollen wir erst essen oder Geschenke auspacken." 

Wenn man jemanden, der jünger als zehn Jahre alt war, in der Familie hatte, war diese Frage eigentlich unnötig. 

"Geschenke natürlich!", rief Matteo, "Zuerst müsst ihr meine aufmachen, okay?" Ohne auf eine Antwort zu warten sprang er auf und schnappte sich einen Stapel Blätter vom Gabentisch, pardon, von der Gabendecke natürlich. 

"Ich hab euch allen was gemalt", erklärte er strahlend und verteilte die Bilder. Auf meinem waren wir alle zu sehen, wie wir Hand in Hand auf einer grünen Wiese standen und fröhlich in die Runde grinsten. 

"Voll schön!", lobte ich meinen Bruder, auch Thranduil bedankte sich. Sein Bild zeigte ihn, neben ihm saß Matteo auf seinem Elch. Auch die anderen bedankten sich höflich, dann erhob sich Thranduil von der Gartenbank und hob die Tütchen auf.  Die ersten verteilte er an Selina, Tauriel, Lerina und mich. "Ihr Mädchen bekommt alle das gleiche", erklärte er und teilte dann den Rest an die Jungs aus. 

Gespannt öffnete ich die Tüte. Auf was für eine Idee er wohl gekommen war? Was ich sah, ließ mich erst einmal erschrocken Luft holen, genauso wie Selina und Tauriel. Am Boden des Tütchen lag eine Kette, aus feinstem Silber gearbeitet, die selbst jetzt, im fahlen Mondlicht, faszinierend glitzerte. Winzige Diamanten in Form kleiner Regentropfen rundeten das Schmuckstück ab.