Still

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Poetry Contest, tolles Thema von Karuna_Hoshi! Ihres Zeichen Meisterin einer sprachlichen Eleganz übrigens, die mich manchmal nicht nur vor Neid erblassen lässt.

Im waisen Wald zu Winterzeiten,
wenn die Natur zur Pause schweiget,
wenn sich vielleicht die Äuglein weiten,
vielleicht sich solchen Dunkel zeiget,
dann schläft die Welt, dann hört sie zu,

doch selbst hör hin, was ungesagt,
was ungerauscht, was unverhallt,
was unverlacht, auch unbeklagt,
der Morgen ist ein wohlges Wunder,
fahre nur zunächst herunter,
leg dich in die leere Füll,
du bist nur Nichts und darum du,
die ganze Welt ist still.
Still.
Sie ist still.

In voller Welt, beinah wann immer
die Still gen Leben fließen mag,
sich schieben zwischen das Gewimmer,
das bleibt, da Nacht erfüllt vom Tag,
da stößt sie fort ein lautes Leid,

ein Lachen auch, und dann ein
Schrei,
Allein wird einsam, und zur Stunde,
aus weichem Bett lieg ich zu Grunde,
die Welt bleibt laut, bis hin zu schrill,
Modernnatur zu gerne schreit,
wann wird es endlich wirklich
still?
Still?

In mancher Welt, ein Leben lang,
erleidet Lärm die Seele bloß,
kein Morgen grüßt, kein Neuanfang,
der tote Tag ließ niemals los.
Die meisten, gleichwohl voll im Schalle,

erfahren doch ein bisschen Gnade,
doch niemals jenen widerfährt,
sodass der Zeitzahn grausam zehrt,
der schrillen Schreckens, kalt und fade,
ein bisschen Ruh, wie kriegen's alle!
Wann ist es endlich auch nur einmal still?
Still?
Still?
Still?
Still...

Was bleibt vom Stillen unbelauscht,
noch unentdeckt, noch unverruht,
noch ungeheilt, noch unberauscht,
was fehlt der Seel, verbleibt im Blut?
So hör doch, dass ich nicht mehr will!
Du hörst mich nicht und
Niemals ist es still.
Still!

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