Der Prinz rannte zu dem Mädchen, gerade noch rechtzeitig, um sie auf zu fangen. "Was war das?", fragte er sie. "Dieses ... Dieses Kind -Ding ..."
Sie sah ihn betäubt an. "Ein Waldgeist. Du kannst sie aber auch Lebenssauger und -haucher nennen."
"Was soll das sein?" Bevor sie ihm auf seine letzte Frage Antworten konnte, sackte sie vollends in sich zusammen. "Macht mein Bett zurecht!", rief er seinen Männern zu. Sie gehorchten ihm sofort, auch wenn es nicht unter ihre Aufgaben fiel, sich um das Bereit machen des Bettes zu kümmern, aber es verweigerte lieber niemand etwas, was der Prinz befahl. Und das würden sie erst recht nicht, wenn sie erfahren würden, dass der König tot und somit sein Sohn -der Prinz- nun König war. Sie hatte schnell das Bett fertig. Es war mit weichen und großen Fellen ausgelegt. Das Bett selber war aus dicken, dunklen Ästen gebunden. Der Prinz trug das Mädchen zum Bett und legte es hinein. Und wartete darauf, dass sie wach wurde. Er saß auf einem Stuhl, der aus dem selben Holz gemacht wurde, wie das Bett. Ebenfalls auf ihm lag ein Fell. Er sah sie sich genau an. Wie bei ihm, wurde ihr Name nicht genannt. Hatte sie überhaupt einen? Mit ihrem kleinen, zierlichen Körper. Den roten Haaren. Ihrer blasen, ja fast Leichen weißen Haut. Den langen Wimpern. Der kleinen Stupsnase. Ihrem kleinen Händen. Er faste vorsichtig über ihr Gesicht, streichte förmlich drüber. Nahm ihre Hand kurz in seine. Strich ihre eine der unordentlichen Strähnen aus dem Gesicht. Er ließ seine Finger von oben nach unten Wandern. Bis er an ihr spitzes Kinn kam und dann mit dem Daumen über einen Punkt strich. Und dann waren da noch ... Was dachte er da bloß? Warum sollte er sie küssen wollen? Weil ihre Lippen so rosa-rot waren und ihre Haare gut spiegelten? Weil sie so klein und schmal waren? Oder so sanft; weich wie Weidenkätzchen. Es war ein schrecklicher Drang. Was machte sie bloß mit ihm? Alles war ihm egal, so lange er nur sie haben konnte. Aber er wollte sie sich nicht einfach nehmen. Was, wenn sie ihn dann einfach weg stößt? Was, wenn sie dann einfach verschwindet und nicht mehr wiederkommt? Warum interessierte ihn das so? Sonst hat er sich doch auch immer alle einfach genommen. Am liebsten waren ihm die Dienstmädchen, die neu ins Schloss kamen und ihm sein Zimmer geputzt haben. Wie er sie erniedrigt hat, wie sie geweint und gefleht haben. Ob nun, weil er sie nackt putzen ließ und dabei zugesehen hat, ob sie seine Lüste stillen mussten oder einfach, weil er sie vergewaltigt hat. Nichts davon hatte ihn interessiert, aber bei ihr war es anders. Immer wieder schwirrte ihm diese eine Frage in seinem Kopf rum: Was machst du mit mir?
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Blutzauber
FantasyBand 1 Es gibt sie: Blutzauberer. Vor einem Jahrhundert gejagt, doch sie sind zurück. Ein neuer Krieg bricht aus, in dem jeder an seine Grenzen geht. Wem soll man vertrauen? Wer ist Freund und wer ist Feind? Runa, sie lernt ihre eigenen Leute kennen...