Sie gingen zu einem Weg, der zwischen Wald und Wiese lagen. Die Wiese war riesige. Man konnte von ihr Hügel nach unten gehen sehen, und ein paar Hundert Meter entfernt schon einen neuen Waldabschnitt. Die Seherin und Runa liefen vorne. Der Rest folgte ihnen mit ein paae Metern Abstand. Sie versuchten zu lauschen, aber sie bekamen nur ein paar Bruchstücke des Gespräches mit. Deswegen flüsterten sie miteinander, worum es wohl ging. "Ob sie wegen dem Schatten fragt? Ob sie es gesehen hat?", fing Nia etwas aufgeregt zu fragen an. "Nein, es geht sicher um die ganze Aufregung, die hier los ist. Warum sollte sie sonst gesagt haben, dass sie wohl diejenige ist, wegen der so ein Tumult ist.", meinte Linhart. Evan stimmte Linhart zu, nur Kilian blieb still. "Habt ihr nicht irgendwie verschärfte Sinne? Müsstet ihr nicht verstehen, was die beiden da reden?", fragte Linhart an alle drei gerichtet. Nia wollte etwas sagen, schloss dann aber wieder ihren Mund und überlegte, was sie wohl sagen sollte. Evan fing an zu reden, wurde aber von Kilian grob unterbrochen: "Das versuche ich ja grade, aber durch euer Gerede, werden die beiden ganz überdeckt! Also wenn ihr bitte mal einen Augenblick lang still sein könntet, dann würde ich vielleicht auch mal was verstehen!" Die drei sagen ihn erstarrt an, schlossen sofort ihren Mund und nickten. Schweigen trat ein. Dann sagte eine liebliche Stimme: "Da brauchst du sie doch nicht gleich so an zu zischen." Die vier sahen ertappt nach vorne. Die Seherin sag sie lächelnd von ein paar Metern Entfernung aus an. Runa stand zwei Armlängen von ihr entfernt und sah ihre Freunde mit großen, verwirrten Augen an. "Ich ... Äh ... Wir ... Das verstehst du falsch. Wir wollten ... Wir ... Äh ... Wir wollten ... Nun ... Wir-"
"Ihr wolltet uns belauschen.", sagte die Seherin trocken, verlor dabei aber nicht ihr Lächeln. "Nun ja, also nein ... Also ... Nicht wirklich ..."
"Doch, doch. Genau so. Es gab einen Grund, warum diese Dinge nur Runa wissen sollte: Sie haben nix mit euch zu tun. Sie haben nur etwas mit Runa zu tun. Und dabei wird sich auch nix ändern." Alle sahen betreten zur Seite. "Mir macht es nix aus, wenn ihr für sie hier seid. Aber mir macht es sehr wohl etwas aus, wenn ihr uns belauscht." Sie sah alle nach und nach an und blieb dann bei Linhart hängen. "Und du." Er sah sie erschrocken an. Was wollte sie von ihm? "Du bist Christ, oder?" Linhart nickte langsam, etwas unsicher. "Kommst du mit unserem Glauben klar? Willst du uns tot sehen?" Linhart sah sie erstarrt an. Tot sehen? Warum denn tot sehen? Das ist doch gegen Gottes Gebote! "Warum sollte ich euch tot sehen wollen! Die vier sind meine Freunde! Nur weil ihr eine andere Religion habt, als ich, ändert es doch nichts daran. Warum denn überhaupt tot sehen? Das ist gegen Gott seine Gebote." Die Seherin lächelte. "Weißt du das denn nicht?", fragte Nia ihn und fasste ihn an seinen Arm. "Was denn?" Kilian sah finster zur Seite und drehte sich dann zu ihm. "Weißt du noch? Erinnerst du dich noch an Mara ihre Mutter? Was die Soldaten mit ihr gemacht haben? Was Christen mit ihr gemacht haben?" Linhart gefror. Die Erinnerungen kamen zurück. "Diese Männer kann man doch aber nicht als Christen bezeichnen.", sagte Linhart kleinlaut. "Nur leider ist es so.", sagte nun die Seherin. "Die meisten Christen nutzen ihre Macht aus. Und weil Frauen keine macht nach den Christen haben dürfen, sind es die Männer, die ihre Macht ausnutzen. Ihr töten in Gottes Namen. Du sagtest selber, dass es gegen seine Gebote ist. Menschen werden ausgeraubt, obwohl man seinen Nächsten doch lieben soll. Man kann nur hoffen, dass sich das irgendwann mal ändert. Vielleicht wird es auch so sein, eines Tages, aber bis dahin werden wohl noch einige Jahrhunderte vergehen." Sie atmete erschöpft aus, fragte dann aber: "Linhart? Richtig?" Linhart nickte. "Hast du mal davon gehört, dass rothaarige keine Seele haben?" Sie lachte kurz. Er überlegte. "Was eine Frage. Du hast bis jetzt noch nicht mal gewusst, dass es welche gibt." Linhart nickte erneut, fügte aber hinzu: "In den Legenden und Märchen, da wird es glaube ich erwähnt. Die Ausgeburten der Hölle. Sie haben rotes Haar. Eine tötliche Macht wurde ihnen zur Verfügung gestellt. Sie haben sie genutzt um die Menschen zu vernichten. Der Teufel kann ihnen keine Seele geben, deswegen holen sie sich die der Menschen. Gott sollte die Seelen nicht bekommen. Der Teufel wollte sie durch seine Kinder bekommen. Also fürchtet euch, wenn das rote Haar erscheint. Es wird euch die Augen mit seiner Schönheit vernebeln. Seid gewarnt. Denn den Kindern des Teufels ist nicht zu trauen." Alle sahen ihn erstaunt an, nur die Seherin nicht. "Das hast du dir gemerkt? Den ganzen Text?", fragte Nia. Sie konnte sich Texte nur recht schlecht merken. "Ja, aber als wir Kinder waren -ich und meine Geschwister, auch einige Freunde- hat man uns immer diese Geschichte von den Rothaarigen mit der dunklen Macht erzählt. Wie sie uns töten wollten. Aber dann haben wir sie ausgelöscht. Ein einfaches Märchen, dass heute immer noch weit verbreitet ist."
"Aber kennst du denn auch die Wahrheit dahinter? Dass es eine Gabe ist, die wir zum heilen nutzen. Dass wir euch geholfen haben, sich die Kirche aber vor uns fürchtete. Dass sie dachte, dass wir die Macht von ihnen an uns reißen. Wir wollten nur helfen, aber dann sagte die Kirche solche Dinge über uns, sorgte dafür, dass wir als Hexen, die mit dem Teufel im Bunde stünden, verbrannt wurden. Das wusstest du sicher nicht." Linhart schüttelte seinen Kopf. "Ich habe es immer nur für ein Ammenmärchen gehalten, nichts weiter."
"Dann will ich jetzt noch eins von dir wissen: Wenn es zum Krieg kommt, bist du dann auf unserer Seite?"
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Blutzauber
FantasyBand 1 Es gibt sie: Blutzauberer. Vor einem Jahrhundert gejagt, doch sie sind zurück. Ein neuer Krieg bricht aus, in dem jeder an seine Grenzen geht. Wem soll man vertrauen? Wer ist Freund und wer ist Feind? Runa, sie lernt ihre eigenen Leute kennen...