Er sah ein Haufen Menschen, da, wo bis eben einfach nur dieses schöne Licht hinter dem Reh war. Dieses Licht war hier auch, aber mit Menschen und dann war da noch etwas. Es war noch etwas unglaubliches. Ein Baum. Ein riesiger Baum. Er hatte die Größe und Breite einer Burg, Burg mit dem dazugehörigem Hof. Was ein umwerfender Ort. So wunderschön. Und die Menschen. Etwas war anders an ihnen. Alle hatten rote Haare. Alle. Es waren immer unterschiedliche Töne, aber alle waren rot. Sie wurden von manchen gegrüßt, manche starrten seine Haare und die der Kinder an, wie er es selber noch vor kurzem bei Runa getan hat. Ein Kind rief: "Das sind ja blonde Haare! Und das Baby hat braune!" Sie hatten noch nie eine andere Haarfarbe gesehen, als rot. Sie kannten nur rote Haare. Er kannte bis vor kurzen nur aus Legenden über Blutzauberer welche. Gesehen hatte er sie erst vor ein paar Tagen zum erstenmal. "Kommt mit.", sagte Kilian und lief los. Linhart, Mara und Runa sahen nochmal hinter sich. Es sah aus wie ganz normaler Wald. Wie, wo sie noch standen. Das Reh stand auch da. Aber es kam nicht zu ihnen, es sah sie nur an. Als würde etwas das Tier daran hindern, ihnen zu folgen. Mara ging schnell zu Nia, sah zu ihr rauf mit neugierigen Blick, zog an Nias Ärmel und fragte: "Warum geht es nicht mit?" Nia sah zu ihr, strich sanft über das lockige Haar. "Weil es unser Beschützer ist. Es hat versprochen uns zu schützen, als wir vor den Christen geflohen waren, die uns töten wollten. Wenn es geht, dann werden wir sichtbar, dann kann man uns erreichen und töten. Es darf hier nicht rein. Dann könnte keiner von uns mehr gehen. Weder es noch wir. Dann kann es auch niemanden von uns mehr führen."
"Und warum sollen wir unsere Stirn an seine legen?"
"Dann kann es in unsere Gedanken sehen. Dann weiß es, ob diese Person was Böses oder Gutes will. Dann kann es verhindern, dass böse Leute hierher kommen. Dann sind wir sicher. Wenn man was Böses will, dann lässt es einen nicht durch." Runa und Linhart hörten ihr gespannt zu. Das war alles so faszinierend. Alles war neu, anders. Und überall war Wald, Natur. Ein Fluss lief durch die großen Wurzeln des riesigen Baumes. Zwei Frauen und drei Männer holtrn mit Eimern aus Holz gerade Wasser raus. Kinder spielten, etwas Abseits, weiter weg waren Kräuter-, Obst- und Gemüsegärten, Felded mit Getreide, Bäume mit Früchten, Sträucher mit Beeren und Tiergehege: Schafe, Kühe, Hühner, Ziegen, Enten und Gänse. Weiter Abseits standen Pferde. Hunde und Katzen rannten rum. Vögel flogen am Himmel. "Wow.", sagte Linhart erstaund. "Habt ihr keine Angst vor Wölfen, Füchsen oder so, die eure Tiere klauen könnten?", fragte er in die Runde. "Nein. Wobei Wölfe manchmal schon ein Problem darstellten. Sie versuchen im Moment eher uns, als unsere Tiere anzugehen. Wir wissen den Grund nicht. Aber ein gutes Gefühl hat dabei keiner von uns. Aber hier sind wir sicher. Unser Wächter lässt keine Wölfe durch. Er vernebelt die leichtbeeinflussbaren Köpfe der Tiere. Dann gehen sie.", gab Evan zur Antwort. Nia lächelte. "Wir müssen jetzt hier durch.", sagte Kilian und lief durch eine große Wurzelbiegung des Baumes, die fast drei Meter betrug. Alle liefen durch. Ein Licht, das von draußen kam, erhellte das Innere, welches mehrere Gänge hatte. Sie liefen eine große Treppe hoch, die in das Holz, so wie die Gänge und alles andere in dem Baum gebaut wurde. Sie war zwei Meter breit und verlief in einem Kreis. Immer drei Meter höher, kam eine Tür, die zu Wohnungen führte. Sie liefe bis ganz nach oben, in die Baumkronen, die eine Art riesen Fenster waren, ohne Gläser. Eine Alte Frau im Stuhl war zu sehen. Sie schauckelte hin und her. Ganz langsam und ruhig, als würde der Wind sie anstoßen. "Weise Frau.", fing Kilian an. "Wir haben das Mädchen. Sie hat sich verletzt. Kannst du ihr helfen?" Die Alte machte eine leichte Handbewegung, die mehr wie ein kurzes Zucken aussah. Nia schob Runa zu der Frau. Sie hatte geschlossene Augen. " Sie ist blind.", flüssterte Nia Runa zu. "Setz dich vor sie. Gib mir die Felle in der Zeit." Runa legte die Felle ab und entblößte so ihren verletzten Rücken. Sie setzt sich vor die Alte und spürte die kalten, rauen, knochigen Hände, die sich ganz langsam, wie in Zeitlupe, auf ihre warme, weiche Haut legten. Sie spürte einen stechenden Schmerz, als die Alte einen langsamen Kreis zog. Ihre Augen weideten sich. Das Atmen fiel ihr schwer. Eine Locke fiel ihr ins Gesicht. Sie fing an zu schwitzen. Die anderen sagen erstarrt zu. Sie waren schockiert. Was passierte da gerade? Die Alte stieß Runa weg und fing an zu schreien. "Bringt sie weg! Bringt sie weg! Ich ertrage das nicht! Bringt sie weg!" Kilian half Runa schnell auf und brachte sie schnell nach unten, in ein anderes der Zimmer. Alles war aus Holz, der Baum spendete genug wärme, weswegen sie keine Feuerstelle brauchten. Ein großes Bett war aus dem Stamm gebaut, so wie ein Tisch, Stühle, Schränke und Truhen. Im Bett lagen Felle. Die Art, wie das Bett aus dem Holz gebaut wurde und immernoch mit dem Baum verbunden war, erinnerte sie an das Bett ihrer Großmeisterin. Ein Fenster war offen. Die Fensterbretter zum schließen, waren aus der dicken Rinde des Baumes verarbeitet. Das Zimmer war durch das helle Holz ganz beleuchtet. Sie saß auf dem Ende des Bettes. Kilian lehnte an der Schranktür gegenüber von Runa. "Was war das gerade?", fragte sie. Ihr lag der Schock immernoch in den Knochen und sie zitterte leicht. Lag es an ihr? Oder war etwas mit diese Frau falsch? "Ich weiß es nicht. Das ist bis jetzt noch nie passiert.", gab er ihr zur Antwort. Seine überkreuzten Arme lagen nun frei. Er hatte seine Felle Runa gegeben, da sie nicht die Zeit hatten, Nia ihre mitzunehemn. Er war jetzt nur in einem dunklen, grünen Hemd. Eins seiner Beine lag über das andere. Er hatte seine Augen geschlossen. Er dachte nach. Er selber war mit dem überfordert. Er hatte soetwas noch nie erlebt. Nia kam rein. Sie lief sofort zu der schockierten Runa, nahm sich ihre zitternden Hände und drückte sie mitfühlend. Runa sah zu ihr auf. Nia lächelte sie an. Dann lehnte sie Runa ihren Kopf an ihre Schulter. Sie strich über ihren Kopf, wie es eine Mutter tun würde. Runa mochte das Gefühl. Sie erinnerte sich kaum an ihre eifene Mutter, aber sie erinnerte sich gut daran, wie sie ihr immer über die roten Locken strich. "Du solltest dich jetzt ausruhen.", sagte Nia leise zu Runa. Und das tat sie auch. Ihr tat alles weh. Sie war so erschöpft. Aber die Wärme, die von Nia ausgestrahlt wurde, beruhigte sie, sie ließ Runa sofort einschlafen.
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Blutzauber
FantasyBand 1 Es gibt sie: Blutzauberer. Vor einem Jahrhundert gejagt, doch sie sind zurück. Ein neuer Krieg bricht aus, in dem jeder an seine Grenzen geht. Wem soll man vertrauen? Wer ist Freund und wer ist Feind? Runa, sie lernt ihre eigenen Leute kennen...