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Sie verstand die Alte einfach nicht. Warum war sie nur immer auf das alles so versessen? Sie war doch sicher. Sie lief durch den Wald und trat ein paar Steine und Stöcker weg. Sie schwang sich über Baumstämme und lief über Äste. Sie bemerkte, dass es kälter wurde. Sie wunderte sich warum, die Sonne schien immerhin noch weit oben und es wehte kein Wind. Sie sah nach oben in den Himmel und drehte sich im Kreis, Ausschau haltend danach, ob es irgendeinen bestimmten Grund dafür gab. Hinter einem Baum sah sie etwas schwarzes. Sie versuchte es genauer zu erkennen und kniff ihre Augen dafür leicht zusammen. Es sah aus wie schwarzer Nebel. Ein Stück griff um den Baum, hinter dem es sich versteckte. Es sah aus wie Krallen. Es wurde immer sichtbarer und zwei rote Augen mit einem großen Lächeln kamen zum Vorschein. Das Mädchen schrie und lief schnell zurück.

Die Alte hat den Schrei gehört. Die Sorge um das Mädchen wuchs. Sie waren da. Sie warteten auf ihren Tod und dann würden sie sich das Mädchen holen. Sie spürte, wie die Kraft sie verließ und musste sich hinlegen. Aber ehe sie das tat, packte sie un einen Stoffbeutel einige Sachen ein. Hoffend, dass das Mädchen es noch rechtzeitig zu ihr schaffen würde bevor sie starb und das Mädchen ohne sie da stand.

Draußen war es schon dunkel und das Mädchen kam durch die Tür gerannt. Sie atmete schnell und war erschöpft. "Großmeisterin. Ich hatte ganz schreckliche Angst. Draußen, da war etwas. Ich weiß nicht was es war, aber es sah nicht gut aus." Das Mädchen stand immer noch in der Tür. Sie sah in die Steinhöhle. Es war keine wirkliche Höhle, Es war ein aus Lehm, Schlamm und Stein gebautes Bett, welches in der Ecke der Hütte gebaut wurde und nur zur Seite eine Öffnung hatte. Es war mit Fellen und Kissen mit Strohfüllung ausgestattet. Darinne lag die Alte. Das Mädchen zögerte kurz, trat dann aber langsam näher. "Großmeisterin? Großmeisterin, geht es dir gut?" Sie sah die alte Frau, die ihren Kopf langsam zu dem Mädchen drehte, Fassungslos an. Ihre Augen sahen leer aus. Das Mädchen fing an zu weinen. "Großmeisterin.", es kam nur noch ein kläglicher Laut aus ihrem Hals. Sie setzte sich auf ihr Holzgestell, welches sie zum schlafen benutzte und ebenfalls überall Felle hatte. An der Wand von des Fußendes, welches zur Tür gerichtet war, gab es eine Kiste und an der Wand hing Ein Brett mit Fläschchen, Bücher und dergleichen drauf. Neben dem Gestell, stand der Tisch, für mehr gab es keinen Platz. "Großmeisterin. Es tut mir leid. Alles. Ich hätte nicht so ungezogen sein dürfen. Das war ein Fehler, das weiß ich jetzt. Ich tu sowas auch nie nie wieder, versprochen." Sie nahm die Hand der Alter und weinte. Die Alte versuchte nach dem Gesicht des Mädchens zu greifen. Sie strich ihr leicht über die Wange und sagte dann mit brüchiger Stimme:"Mein liebes Mädchen. Du bist schon lange bereit gewesen. Jetzt sehe ich es endlich ein. Du warst so klein, als du zu mir kamst. Ich habe dir alles beigebracht, was du auf deinem Weg brauchst. Aber jetzt musst du fliehen. Sie werden kommen und dich holen. Nimm den Beutel auf dem Tisch mit, da ist das nötigste drinne. Und jetzt lauf!" Mit den letzten Worten kam die Alte ihr nochmal schnell entgegen und packte ihre Hände, was das Mädchen erschreckte, da die Alte auch eigentlich garnicht in der Lage dazu sein sollte. Sie fiel zurück auf ihr Nachtlager und ihre Hand gleitete aus denen des Mädchens. Die Tür, welche sie eigentlich aus Angst geschlossen hatte, sprang auf und knallte gegen die Wand. Der tosende Wind von draußen kam herein und wirbelde alles auf. Das Mädchen drehte sich erschrocken zu dem Geschehen und als sie sich zurück drehte, sah sie, dass die Alte tot da lag. Sie weinte wieder, küsste die Stirn der Alten und dankte ihr, für alles, was sie für sie getan hat. Dann stand sie auf, nahm sich den Beutel und rannte raus. Der Wind war stark, doch das konnte sie von nichts abhalten. Sie rannte los und sie spürte die Kälte. Warum musste das alles nur so plötzlich kommen? Dabei sollte sie doch morgen achtzehn werden. Die Alte hatte ihr da dann immer einen Honigkuchen gemacht. Diesen würde sie jetzt wohl nie wieder essen können. Sie strich sich die neu aufkommenden Tränen aus ihrem Gesicht und lief schnell weiter. Sie fiel über einen Stamm, den sie durch die Dunkelheit nicht sehen konnte, stand aber sofort wieder auf. Nur ein paar Lichtstrahlen schienen durch die Baumkronen, kamen aber nicht bis nach unten an. Der Mond war dem Mädchen wohl gleichgesonnen, denn er versteckte sich jetzt hinter Wolken. Sie hatte immer den Gedanken im Kopf, welcher sie nicht stoppen ließ, egal wie anstrengen es auch sein mochte: Was meinte die Alte mit, sie werden dich holen kommen? Und was wollten sie von ihr?

BlutzauberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt