Blutzauber

21

Er folgte einer Spur. Sie ging in den Wald. Sie war schon etwas älter. Schon ein paar Tage alt. Die Spuren zeigten, dass diese Person vor irgendwas weggerannt war. Aber vor wen? Oder wohl eher vor was? Sie folgten ihr bis zu der Stelle, wo die Spuren anfingen. Sie stammten von einem Mädchen. Der Sohn des Königs war sich sicher, dass diese Spuren von seiner Verlobten stammten. Sie führten tief in den Wald, an eine Stelle, von der man sich schlimme Geschichten erzählte. Eine Hexe soll hier leben oder ein Monster. Aber er war nicht sonderlich an Märchen interessiert. Magie? Nein, daran glaubte er ganz sicher nicht. Dann entdeckte er etwas. Es war ein kleines Häuschen, mehr ein Schuppen als alles andere. Er ritt auf seinem Pferd bis vor die Tür und stieg dann ab. Sein erster Gedanke war: 'Diese verdammten Bauern wollten sich davor drücken ihre Steuern zu bezahlen! Damit haben wir weniger Geld, was weniger Macht und somit auch Reichtum bedeutet. Macht=Reichtum! Dieses verdammte Bauernpack!' Er stieß wütend die Tür auf. Wer nicht vor hat zu zahlen, der muss auf andere Wege zahlen. Ob er wohl lieber eine Hand oder einen Fuß abhacken sollte? Oder vielleicht gleich den ganzen Kopf vom Körper trennen? Aber als die Tür offen war, sah er nur Chaos. Eine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass hier Runa gelebt hat. Dass sie mit jemandem gelebt hatte, einer alten Frau, und dass diese starb. Er sah sich um. In keinem Bett lag wer. Alles war verwüstet. Regale, Kräutergirlanden,  waren nach unten gerissen, Felle aus den Betten geworfen, der einzige vorhandene Tisch im Raum umgeworfen, so wie der dazugehörige Stuhl, Bücher und Blätter lagen auf dem Boden verteilt, Truhen entleert. Alles sah so aus, als hätte jemand etwas ganz bestimmtes gesucht. Aber was nur? Er fand rote Haare, als er sich genauer umsah. Es waren Ihre Haare. Diese Haare würde er wirklich überall wiedererkennen. Draußen fand er kein Grab, drinnen keine Leiche. 'Was hat man mit der Leiche gemacht?', dachte er sich. 'Oder gab es überhaupt keine?' Als er um die Ecke des Hauses sah, sah er eine genauso große Verwüstung. Aber draußen, wo alles besser beleuchtet war, fand er etwas merkwürdiges. "Sand?", fragte er sich laut. Dann fragte er sich die nächste rätselhafte Sache: 'Aber das war kein Sand. Was ist das für schwarzes Zeug?'