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Das Reh schrie entsetzlich. Er zerfleischte es lebendig. Sogar ein paar der Männer musste kotzen. "Wieso verteidigt es sich nicht?", fragte der Prinz. Er starrte das Geschehen an, ohne es zu wagen auch nur einen Muskel zu bewegen. "Er gehört zu seinen Schützlingen. Es würde ihnen niemals etwas antun." Das Geschrei des Tieres war so schrecklich, dass sich alle die Ohren zu hielten. Ein paar sahen sogar weg, weil sie den Anblick nicht ertragen konnten. Er drehte und welste sich, versuchte aus der Situation zu fliehen, aber er riss es weiter. Er war schon Blutüberströmt, so wie der ganze Waldboden. Die Erde saugte es schon in sich auf und wurde matschig. Der Glanz in den Augen des Rehes verblasste immer mehr und sie färbten sich grau. Blut strömte aus dem Maul, die Zunge in raus. Es zuckte kaum noch, aber er zerriss es trotzdem weiter, bis alle Innereien raus hingen. Man konnte das Herz pumpen sehen. Dann nahm er es sich und biss rein. Blut spritzte. Das Mädchen sah mit finsteren Augen zu. Der Prinz erbrach und der Rest der Männer, der noch zu sah, fielen schockiert zu Boden. Alle hatten ihre Schwerter schon lange fallen gelassen. Es war ein grausamer Anblick. Es war tot. Eine seltsame Substanz stieg nach oben, so wie das Blut. Eine Art zweites Reh entstand. Ein dämonischer Schrei stieg aus dem Gebilde. Es sah aus, als würde es sich umschauen. Als es das Mädchen erblickte, schoss es auf sie los, mit einem Ohrenbetäubenden Schrei. Sie jedoch hob nur ihre Hand. "Du hast dich von mir abgewendet. Ihr habt mir die Macht gegeben und gezeigt. Du kannst nicht gegen mich ankommen. Ich werde dich vernichten." Ein schwarzer Schatten umhüllte den Geist. Er wurde immer kleiner und kleiner, das Geschrei des Geistes war entsetzlich. Bald war es nur noch eine kleine Kugel. Ein grüner Strahl erschien und blendete alle. Der Junge schien kurz er selbst zu sein, sobald der Strahl weg war, wurden seine Augen jedoch wieder so leblos, wie am Anfang. Das Mädchen hielt sich kurz einen Arm schützend vor ihre Augen, sobald sie ihn wieder runter nahm, sah sie sehr verärgert aus. "So eine Kuhscheiße.", sagte sie und sah sich um, doch der Geist war schon verschwunden. Ein riesiger Baum erschien und Stimmen und andere Geräusche kamen zum Vorschein. "Was ist das?", fragte der Prinz und starrte den riesigen Baum an. So etwas hatte er ebenfalls noch nie gesehen. "Das ist der Weltenbaum, manche nennen ihn aber auch den Lebensbaum.", sagte das Mädchen, ihren finsteren Ausdruck hatte sie dabei aber nicht verloren. "Mach deine Männer startklar, sie sehen nicht gerade standfest aus." Der Prinz sah zu seinen Männern, die meisten hatten kaum Farbe im Gesicht. "Na los, steht auf. Ihr habt genug rum gesessen.", sagte der Prinz zu seinen Männern, wobei ihm selber der Magen noch übel zu richtete. "Euer ...", fing einer der Männer an, stoppte aber schon am Anfang des Satzes. Ihm war zu übel zum reden und sobald er versuchte auf zu stehen, zitterten ihm die Beine so sehr, dass er auf der Stelle wieder zusammen brach. Das Mädchen bekam alles mit und war nicht sehr erfreut darüber. Sie ging zu einen der Männer und packte ihn an der Kehle. Er sah sie schockiert an, wollte nach ihrer zarten Hand greifen und sie von sich los reisen, aber sie hatte solch eine immense Kraft, dass nicht mal er was gegen sie ausrichten konnte. Sie drückte ihn gegen einen Baum, der hinter dem Mann stand, und drückte ihn immer weiter hoch, bis nicht mal mehr seine Fußspitzen den Boden berührten. Sie drückte seine Kehle stärker zu, die Umstehenden konnten nur zu schauen. Viel zu großen Angst hatten sie, was das Mädchen mit ihnen selber machen könnte. Sie sah sich um. "Seht gut zu.", sagte sie "Mit euch könnte das selbe geschehen, wenn ihr nicht das tut, was ich euch sage. Und ihr werdet tun, was ich euch sage. Denn eins müsst ihr wissen oder wohl besser gesagt: Ihr wisst etwas und zwar, dass man nicht mit mir Witze macht. Seht gut zu, was ich mit ihm mache." Sie drückte weiter zu. Sein Gesicht wurde ganz rot und er versuchte nach Luft zu schnappen. Sie sah ihn an, mit einem eindringlichen Blick, und sagte: "Steh auf und kämpfe. Oder ich sorge dafür, dass dir dein kleines Gehirn, deinen dicken Schädel aufplatzen lässt. Und dann wird es an allen Stämmen der umstehenden Bäume kleben und dein Blut ihre Wurzeln tränken. Den Rest von dir werden sich die Tiere holen und dich bis zum letzten Stück zerreißen. Hast du das verstanden?" Der Mann versuchte zu nicken und brachte angestrengt ein paar brüchige Worte zu Stande: "Ja ... ja, ... habe ickch ..." Sie drückte ihn noch etwas höher und seinen Hals ein Stück weiter zusammen, um dem ganzen nochmal Nachdruck zu verleihen und ließ ihn dann los, so dass er wie ein Sack Kartoffeln zu Boden fiel. Er fasste an seine Brust und holte schnappend nach Luft, dann immer mit kräftigeren Luftzügen, bis er sich etwas beruhigt hatte. Er griff nach den Stamm, gegen den er bis eben noch gedrückt wurde und stand mit zitternden Beinen auf. Die anderen waren auch schnell auf den Beinen, versuchten aber auch nach Halt zu suchen. Alle tranken schnell einen Schluck, in der Hoffnung, dass es ihnen dann besser gehen würde, aber so war es nicht. Das Mädchen sah alle an. Sie zitterten, ob nun wegen dem Schock oder wegen der Angst dem Mädchen gegenüber. "Geht doch.", sagte sie grinsend, aber nicht auf die freundliche Art. Sie lief los und alle folgten ihr. Der Prinz an ihrer Seite. Er dachte, dass er schrecklich war, aber als er sie so sah, dachte er, dass er noch nie jemand so grausames gesehen hatte. Sie grinste finster und sagte im selben Ton: "Nehmt eure Schwerter in die Hand, jetzt wird es für euch gefährlich."

BlutzauberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt