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Ist alles bereit?", fragte der Prinz. "Ja.", kam eine kurze Antwort von einem der Männer. "Gut, dann lasst uns aufbrechen." Er nahm sich seinen Umhang, welcher noch über einem Baumstamm lag und legte ihn sich um. Bald würde es endlich so weit sein. Bald würde er seine Verlobte wieder sehen. Aber gerade sah er nur, wie dieses Mädchen ihre Hand auf die Stirn dieses Kerles legte, wie sie mit ihr Immer weiter nach unten fuhr: über seine Nase, seinen Mund, Hals, Schulter, Herz. Beim Herz blieb sie kurz stehen. Dann ging sie weiter runter. Der Prinz ging etwas gereizt und aufgebracht zu ihr und diesem Kerl. Ein rothaariger, wieder diese atemberaubende Farbe. "Was tust du da?", fragte er laut, gerade Wegs schon fast schreiend und recht wütend. "Warum regst du dich denn so künstlich auf?", fragte sie gelassen. "Ich? Mich künstlich? Ich soll mich künstlich aufregen? Ich rege mich niemals künstlich auf! Ich rege mich immer auf, wie ich das will!" Sie lächelte kurz abwertend, ein kurzes aufgestoßenes Lachen entwich ihrem Mund. "Da wurde wohl jemand zu sehr verwöhnt.", sagte sie und drehte sich wieder zu dem Jungen um. "Ich habe dir eine Frage gestellt.", sagte der Prinz, dabei wurde seine Stimme fester und gereizter. Ein leichtes Zähne knirschen war zu vernehmen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Sie zuckte aber nur mit den Schultern. "Du würdest das eh nicht verstehen. Du verstehst eigentlich gar nichts. Du weißt nicht, was ich kann und was nicht. Du verstehst es nicht und versuchst es deswegen mit Gewalt, aber das bringt dir auch nichts, denn du verstehst es trotzdem nicht und das wirst du auch nie. So ist das immer, dass du es nicht versthst und du wirst es auch nie verstehen, weil du es nicht durch zuhören versuchst. Du machst einfach nur. Aber dir bringt es nichts. Dir wurde das nicht beigebracht. Du hast keine Ahnung von Verständnis und Mitgefühl, weder von Reue, Liebe oder wahrer Angst, denn vor dir haben sich immer alle gefürchtet, weil du sie nicht als Mensch, sondern Eigentum betrachtet hast." Er hörte was sie sagte, er konnte sich jedoch nicht unter Kontrolle halten. Er packte sie an den zerbrechlichen Schultern und drehte sie zu sich um, mit so Roher Gewalt, dass sie kurz Schmerzvoll quitschte. "Du hast recht, ich sehe alle nur als Eigentum an, denn ich hole mir immer, genaus das, was ich will. Hast du mich verstanden? Genauso hole ich mir dich. Und du kannst nichts dagegen tun." Er ergriff sie nun mit beiden Armen, doch sie sagte nur: "Ich sagte es ja: Du weißt nicht, was ich kann oder was ich nicht kann." Sie fasste an seinen Baum und strich leicht drüber, ähnlich, wie sie es vorher mit dem Jungen getan hatte. Der Prinz sah schockiert und verwirrt nach unten, zu ihrer Hand, aber als er einen stechenden Schmerz im Bauch spürte, ließ er sie Blitz schnell los und krampfte sich auf dem Boden zusammen. "Was hast du getan?", fragte er keuchend, aber sie sah ihn nur finster herab an, als wäre er ein wiederliches Vieh, das sie am liebsten zertreten wollen würde (was in diesem Fall wohl auch so war). "Versuche nie wieder, mich zu bedrohen. Denn dann wird es das letzte Mal gewesen das.", sie drehte sich wieder um und machte bei dem Jungen weiter, wo sie aufgehört hatte. Der Prinz beruhigte sich wieder, seine Schmerzen hatten nachgelassen und waren schon fast weg. Eins wusste er schon mal auf jeden Fall: Sie kann er nicht so leicht bekommen.

BlutzauberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt