Stillschweigend saß er am Rande des Bettes. Er betrachtete nur das Gesicht des neben sich liegenden Körpers. Er konnte einfach nicht wegsehen. Jeden Detail wollte er sich einprägen. Dabei hielt der Schwarzhaarige die Hand des Jungen und umschloss sie mit der anderen. Er hatte gerade einfach das Bedürfnis dazu. Er wollte sie halten und nie wieder loslassen. Es waren jetzt fünf Tage vergangen, in denen Eren schlief und sein Körper unzählige Veränderungen durchmachte. In dieser Zeit hatte er viel nachgedacht. Über sein Leben, über Eren und über sich selbst.
Er wollte nicht mehr der kaltherzige und blutrünstige Prinz sein, der in seinem Königreich so gefürchtet war. Er wollte normal sein können und normal leben können. Seit Eren in sein Leben trat, sah er alles mit anderen Augen. Er verspürte immer weniger den Drang, seine Wut oder Frustration auszulassen, da sie einfach so oft nicht da war. Und obwohl der Junge es nicht merkte - gar Levi selbst- , er war in dieser kurzen Zeit die Welt für den Prinzen geworden. Und er mochte es nicht zugeben, aber verleugnen konnte er es auch nicht. Es machte ihn sogar zugegebenermaßen glücklich, wie er einfach dort sitzen und in das Gesicht dieses friedlich und wunderschönen Jungens sehen konnte. Als könnte ihm die Dunkelheit dieser Welt nicht ein Haar krümmen. Aber leider...wurde es sein Schicksal in dieser Welt zu verweilen. Nur, weil seine Mutter eine Affäre mit einem Vampiren hatte. Manchmal hasste der Schwarzhaarige diese Welt. Er könnte sie einfach verlassen, aber traute sich nicht. Er hatte immer im Hinterkopf gehabt, dass es für ihn vielleicht doch noch Hoffnung geben würde. Und jetzt war sie eingetroffen. Eren war hier, bei ihm. Er wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn er die Seite wechseln würde.Noch eine Weile verging, in der Eren sich nicht rührte. Doch dann begannen seine Lider sanft zu flackern. Als Levi dies mitbekam sah er auf und weitete gespannt die Augen. Sachte öffneten sich die Augen Erens komplett und ein kräftig leuchtendes Rot kam zum Vorschein. Der Junge blinzelte noch einige Male, bis er sich an die Helligkeit gewöhnen konnte.
,,Levi?...", brachte er schwach hervor und sah sich langsam im Raum um. Er befand sich in Hanjis Labor. Als der Braunhaarige seine Hände bewegen wollte, erklang nur ein Kettenrascheln. Panisch hob er seinen Kopf und schaute auf seine festgeketteten Handgelenke. Seine Atmung begann heftig sich zu verschnellern.
,,Levi..Was-? Warum bin- Warum bin ich angekettet?!", rief er panisch und begann überdreht an den Ketten zu ziehen. Aber Levi griff noch schnell genug ein und drückte den Jungen an seinen Schultern wieder runter und sah ihm tief in die rot glühenden Augen. ,,Eren, beruhige dich. Alles ist gut, du brauchst keine Angst zu haben", redete er ruhig auf den Jungen ein und versuchte so die angespannte Stimmung zu lockern. Eren versuchte seine Atmung zu regulieren und legte sich weniger angespannt wieder auf die Liege.
,,Es tut mir leid, Eren", brachte Levi leise hervor. Eren verstand nicht. Warum entschuldigte er sich? Doch dann, als Eren sich einigermaßen konzentrierte, bemerkte er was. Was ist das? Warum sieht alles so anders aus? Warum fühle ich mich so anders? Warum höre ich alles so anders? Warum...fühlt sich alles so intensiv und anders an...?,,Ich bin einer, nicht wahr?", sagte er ungläubig und rutschte so weit es mit den Ketten ging hoch. Er schluckte, als der Schwarzhaarige ein schwaches Nicken preisgab. ,,Warum? Sag mir warum, Levi." Der Schwarzhaarige seufzte und fuhr sich einmal durch die wirren Haare. Er hatte die meiste Zeit, in der Eren nicht bei bewusstsein war, an seinem Bett gesessen und einfach nur nachgedacht, Erens Hand gehalten. Und jetzt, wo er endlich erwacht war, fehlten ihm die Worte.
,,Wir hatten keine Wahl. Es tut mir so leid, Eren. Bitte verzeih mir...", schlurchzte er und ließ seinen Kopf auf den Schoß des anderen sinken. Eren verstand die Welt nicht mehr. Was war passiert? Und warum war es passiert? Aber anhand Levis Reaktion konnte er ablesen, dass er jetzt von ihm eh keine Antworten bekäme. Deshalb igrnorierte er das quälerische Halzkratzen -Was der Hunger zu sein schien- und legte eine seiner kalten Hände auf den Kopf Levis, begann durch sein Haar zu fahren.
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Es war gerade finsterste Nacht und Hanji lief auf den Weg zum Labor durch die dunklen Gänge. Sie hatte von Levi bescheid gesagt bekommen, dass Eren erwacht worden war. Also hatte sie sich unverzüglich ihre Notizen zur Hand und sich auf den Weg gemacht.
Als sie durch die stahlernde Tür trat, ersah sie einen Anblick der er das Herz zerriss. Eren saß da und strich durch Levis Haar, dessen Kopf auf Erens Schoß lag. Sie fasste sich ans Herz und betrat den Raum. Eren hatte sie schon von weiten gehört und auch sofort erkannt, dass es sich um Hanji handelte. In der ganzen Zeit, in der er erwacht war - was schon mehrere Stunden her war- war Levi hier geblieben und hatte Erens Nähe gesucht. Er wollte selber nicht, dass Levi ging. Er fand es gewissermaßen sogar sehr beruhigend.
,,Na, Eren? Wie fühlst du dich?", kam es freundlich von Hanji. Sie schnappte sich einen Stuhl und setzte sich dazu. Levi setzte sich auch auf und wischte sich einmal durchs Gesicht, ehe er kurz zu Hanji sah. Sie erkannte seine etwas geröteten Augen, weshalb sie vermutete, dass er gewint haben musste. Dazu sagte sie aber ertmal nichts, da sie sich den Grund denken konnte und es ihr das Herz erwärmte.
,,Ich fühle mich...einfach so anders. Ich weiß nicht..", murmelte der Braunhaarige nachdenklich. Es fühlte sich für ihn so an, als wäre er leicht wie eine Feder und könnte alles erreichen, was er wollte. Ihm nach ein schönes Gefühl, was aber genauso beängstigend war. Diese ungeheure Kraft, die in ihm schlummerte, sie machte ihm Angst. ,,Hat Levi dir schon etwas erzählt?", fragte die Braunhaarige, was aber durch ein Kopfschütteln Levis beantwortete wurde. Sie schnaubte kurz auf. ,,Das würde jetzt etwas Zeit kosten, aber die haben wir ja jetzt genug..."
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Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]
FanfictionDie schon immer angespannte Stimmung zwischen den Vampirvölkern macht die Kommunikation nicht gerade leicht. Ein Krieg schleicht sich an, als etwas unerwartetes passiert. Ein Junge, damals noch grün hinter den Ohren, will es seinem Vater beweisen u...